LORD BELIAL – Unholy Trinity (2025)
(9.638) Patrick (8,5/10) Black Metal

Label: Hammerheart Records
VÖ: 27.06.2025
Stil: Black Metal
Es ist mir immer wieder eine Freude, zu sehen, dass die alten Recken der Szene noch Bock haben und die Fahne der blasphemischen Musik weiterhin tief in den Höllenschlund recken. In diese Kategorie fallen auch LORD BELIAL, welche mich 1995 mit ihrem Debütalbum „Kiss The Goat“ schwer beeindruckten und mit dem Nachfolger „Enter The Moonlight Gate“ eines der besten und intensivsten schwedischen Black Metal Alben abgeliefert haben. LORD BELIAL, und all die anderen Bands, die ihre ersten Alben auf dem schwedischen Kultlabel „No Fashion Records“ veröffentlicht haben, waren einfach ein Teil meiner Jugend und irgendwie sind sie auch heute noch ein Teil meines Lebens! Die Jugend ist verflogen, die Haare werden immer grauer, aber die Liebe zur Musik dieser schwedischen Perlen ist nach wie vor ungebremst vorhanden!
Anfangs eher im rasenden Tempo unterwegs, erkannte die Band in den 2000er Jahren, dass teuflische Musik nicht immer nur rasend schnell sein muss und somit verlagerte LORD BELIAL ihren Sound etwas und schuf von nun an wesentlich epischere Klanglandschaften. Die Musik war nun etwas aufgeräumter, wesentlich differenzierter, aber immer noch auf allerhöchstem Niveau und gerade „The Seal Of Belial“ mit dem grandiosen „Mark Of The Beast“ dreht auch heute noch häufig auf dem heimischen Teller. 2008 war dann erstmal Schluss. Es folgte eine 14jährige Pause, in der ich dachte, dass die Band in die ewigen Analen der Black Metal Geschichte eingegangen sei.
Nun……ich hatte die Rechnung ohne die Backelin Brüder und Niclas Pepa Green gemacht, denn 2022 erschienen die Männer mit „Rapture“ wieder auf der Bildfläche und zeigten der Welt eindrucksvoll, wie schwedischer Black Metal zu klingen hat! Weitere drei Jahre später steht mit „Unholy Trinity“ bereits der Nachfolger in den Startlöchern. Zeit, sich ausgiebig mit der „Unheiligen Dreifaltigkeit“ zu beschäftigen.
Los geht die pechschwarze Reise mit dem rasenden „Ipse Venit“ und sofort fällt mir das etwas aufdringliche und irgendwie voll auf Anschlag klingende Schlagzeug auf, welches mir vom Stand weg ein kleines bisschen die vorfreudige Stimmung verhagelt. Wenn man diesen Umstand dann aber ausblendet, spielt die Band im Opener gleich mal all ihre Stärken gekonnt aus. Flirrende Gitarrenwände, eine dicke Portion Melodie, spoken Words, diese unvergleichliche Atmosphäre wie sie nur LORD BELIAL im Stande sind zu kreieren, während der Song von höllischem Gekloppe getragen wird. Dieses infernalische Schlagzeuggewitter prägt auch den zweiten Song „Glory To Darkness“. Anfangs mit Doublebass-Salven angetäuscht, kippt der Song in eine wahre Blast-Orgie und knüppelt alles in Grund und Boden. Im grandiosen Mittelteil wird das Tempo mal gedrosselt, aber dieser Zustand währt nur kurz und die dauerfeuernde Höllenmaschine, inklusive recht chaotischem Gitarrensolo nimmt wieder Fahrt auf. Erst im dritten Song „Serpent´s Feast“ machen sich schwer nostalgische Gefühle breit. Zudem wird der Knüppelanteil etwas zurückgeschraubt und LORD BELIAL ergeben sich ihrer einzigartigen Epik. Treibendes Midtempo, sanfte Keyboardwände im Hintergrund und eine wahnsinnig intensive Melodieführung zeichnen diesen Song aus, welcher sich erhaben zu einem kleinen Highlight der Scheibe entwickelt. Auch textlich spannt man hier die Brücke zurück ins Jahr 1997 und so befindet man sich „far beyond from the moonlight gate“!

Das nun folgende „Blasphemy“ mit seinen eingängigen, sofort ins Hirn bohrenden Textzeilen, das derbe, aber stets hochmelodische „The Whore“ und das kurz vorbeirauschende „Scornfull Vengeance“ sind ebenfalls eher im härteren Klangkosmos von LORD BELIAL verankert. Es tauchen zwar hier und da ein paar atmosphärische Akustikgitarren, sowie diverse Tastenspielereiern auf, die das ganze Gehacke und Gekloppe gekonnt auflockern, aber prinzipiell herrscht hier die unbarmherzig austeilende Schwarzmetallkeule made in Sweden! Dazwischen platziert sich mit „In Chaos Transcend“ eine dermaßen großartige Hymne, die mit einer wahrhaft famosen Melodik zu glänzen vermag und bei der es sogar Cleanvocals zu entdecken gibt.
Das war jetzt bis hier her alles herrlich, stellenweise mit einem Hauch Nostalgie behaftet und durchgehend auf einem gewohnt hohen Niveau dargeboten, aber erst mit den letzten beiden Tracks wachsen die Mannen aus Trollhättan zu einer unglaublichen Größe heran, die einfach nicht zu greifen ist! „The Great Void“ und vor allem der Rausschmeißer „Antichrist“ sind zwar ebenfalls von diversen Blast-Eruptionen durchzogen, offenbaren aber unter Zuhilfenahme des perfekt eingesetzten Keyboards und diesen, für LORD BELIAL so typischen und den Hörer völlig umgarnenden Melodiebögen, eine Epik, welche im gesamten Genre seinesgleichen sucht! Wie schreibt man bitte solche Songs? WOW! Dass, meine Herren, ist ganz großes Kino! Das ist Back Metal im absolut breiten Breitbildformat!
Letztlich bleibt mir zu sagen, dass „Unholy Trinity“ musikalisch recht nah am Vorgänger „Rapture“ liegt, wobei der Knüppelanteil wohl noch etwas erhöht wurde. LORD BELIAL haben nicht das Beste Album ihrer langen Laufbahn vorgelegt, aber das ist aufgrund der unfassbar starken Diskographie der Herren auch gar nicht möglich und diesen Anspruch hegt die Band auch erst gar nicht. Vielmehr bin ich verdammt froh, dass die alten Hasen immer noch da und aktiv sind, dabei noch über genügend Pfeffer im Arsch verfügen der jungen Generation mal eindrucksvoll zeigen, wie der olle Höllenfürst so richtig aus der Deckung gelockt wird! Die Jungs haben Bock und das hört man förmlich in jeder Note!
Lediglich mit der Produktion bin ich nicht ganz so zufrieden. Andy LaRocque hat der Band zwar einen ultrafetten Sound verpasst, aber Das Schlagzeug ist leider, wie oben bereits angesprochen, etwas überpräsent, steht viel zu weit im Vordergrund und klingt wirklich so, als wäre alles auf maximum gefahren. Dadurch büßt die ganze Sause leider ein wenig an Dynamik ein. Wenn man darüber hinwegsehen kann, was z.B. unter Kopfhörern recht gut gelingt, dann wird man mit einem wunderschönen schwedischen Black Metal Album belohnt!
Wer LORD BELIAL kennt und liebt, kommt an „Unholy Trinity“ eh nicht vorbei und wer sich dem schwedischen Black Metal zugehörig fühlt, wie er von Bands wie DISSECTION oder z.B. NAGLFAR zelebriert wurde, bzw. wird, der riskiert hier gefälligst mal beide Ohren!
Kauft diese Scheibe!
Anspieltipps: “The Greath Void” und „Antichrist”
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
1. Ipse Venit
2. Glory To Darkness
3. Serpent´s Feast
4. Blasphemy
5. In Chaos Transcend
6. The Whore
7. Scornful Vengeance
8. The Great Void
9. Antichrist