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Q&A Das Interview: SACROSANCT

Die Vergangenheit hat uns eingeholt...leider!

Was lange währt, wird endlich Kidron. Nachdem SACROSANCT mit „Necropolis“ 2018 ein beeindruckendes Comeback nach 25 Jahren feierten, war die Spannung groß, wie es danach weitergeht. Jetzt, sieben Jahre später, liefern sie mit „Kidron“ ein Album ab, das nicht nur komplexe Tiefe und melodische Wucht vereint, sondern auch von persönlichen Schicksalen, pandemiebedingten Hürden und einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit geprägt ist. Zwischen progressivem Thrash, melancholischer Atmosphäre und einer Stimme, die aus Kiew in die Herzen der Hörer vordringt, erhebt sich eine Band, die sich neu erfunden hat, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen. Zeit, mit Randy Meinhard über Clowns, Katzen und Katastrophen zu sprechen – und über ein Album, das trotz aller Widrigkeiten hell leuchtet.

Hallo Randy! Schön, dass du dir Zeit nimmst. Wie geht es dir aktuell?

Mich hat am Sonntag so ein bisschen Magen-Darm erwischt, aber solange ich hier sitze, ist alles gut (lacht).

2018 habt ihr mit „Necropolis“ ein fulminantes Comeback hingelegt. War das für dich ein bewusster Neustart – oder einfach der nächste logische Schritt nach langer Pause?

Ehrlich gesagt war die musikalische Karriere für mich ein Stück weit abgeschlossen. Ich habe zwar in der Zwischenzeit immer wieder Musik gemacht, also auch nach Tragic Intense, war ja auch mit Submission aktiv. Zusammen mit Martin haben wir noch ein wenig gearbeitet und schließlich auch ein Album fertiggestellt, das jedoch aus finanziellen Gründen leider nie veröffentlicht wurde – damals über WeBite. Da müsste ich jetzt weit ausholen, aber das spare ich mir an dieser Stelle. Der eigentliche Grund, warum wir heute hier sitzen, waren immer wieder diese Anfragen, ob wir nicht die ersten drei Alben remastern und neu veröffentlichen wollen. Roel von Vic Records war da sehr beharrlich. Und er ist für mich – und ich glaube, das hört er auch heute noch gerne – der Hauptgrund, weshalb wir nun wieder am Start sind. Er hat einfach nie lockergelassen.

Ich wusste allerdings auch, dass das kein Schnellschuss wird. Das wäre kein Job, den man einfach jemandem übergibt und am Ende abnickt. Das hat nichts mit Ego zu tun – ich möchte einfach Herzblut hineinstecken. Ich will keine dieser modernen, übertrieben digitalen Remasters, wie sie leider auch bei meiner alten Band vorkamen. Da gibt es ein paar Beispiele, die ich so definitiv nicht freigegeben hätte, wenn es in meiner Hand gelegen hätte. Ich finde, der Original-Sound muss erhalten bleiben – ja, er muss sogar respektiert werden. Und genau das hat Max großartig umgesetzt.

Ich habe das Material Max anvertraut – er ist ebenfalls jemand mit einem gewissen Oldschool-Anspruch. Max Morton hat nicht nur Necropolis und Kidron gemastert, sondern eben auch die drei frühen Alben. Ich wusste sofort: Das ist bei ihm in den besten Händen. Er hat ein paar Test-Remasters angefertigt – und ich war direkt überzeugt. Perfekt. Wir haben lediglich ein paar Härten und unschöne Booms entfernt, die sich früher über die Toms eingeschlichen hatten. Die hat er dezent mit dem Equalizer geglättet. Aber im Großen und Ganzen kannst du das jetzt richtig laut aufdrehen, ohne dass dir die Ohren bluten – und trotzdem klingt das Ganze noch sehr analog. Genau das war mir wichtig.

Warum hat es dann erneut sieben Jahre bis zum nächsten Album gedauert? Gab es zwischenzeitlich Zweifel, ob es überhaupt weitergehen würde?

Ja, gab es, weil das für uns einfach keine normale Recording-Phase war – nicht das, was Bands sonst so durchmachen. Zumindest empfinde ich das so. Und diese Situation besteht ja heute noch. Man sieht es auch an den Fotos: Wir haben Max bis heute nie persönlich getroffen und müssen mit solchen Tricks arbeiten. Photoshop nutzen allerdings auch Bands, die es eigentlich nicht nötig hätten und sich problemlos treffen könnten. Aber anyway, das ist ein anderes Thema.

Fakt ist: Ich habe schon relativ früh – Ende 2019 oder Anfang 2020 – nach "Necropolis" angefangen, erste Songs für "Kidron" zu schreiben. Die Aufnahmen waren dann Ende 2021 abgeschlossen. Ursprünglich sollte das Album sogar mal "2020" heißen. Du kannst dir also vorstellen, welche Planung eigentlich dahintersteckte. Das hat natürlich alles nicht funktioniert. Dann kam die Corona-Phase in den Jahren 2020 und 2021. In dieser Zeit – genauer gesagt 2021 – haben wir die Recordings mit einem anderen Sänger gemacht, mit Ron. Jedenfalls ist es dann so gelaufen, wie es bei Bands eben manchmal läuft. Und gerade in dieser speziellen Situation war vieles besonders schwierig.

Max kannten wir da schon länger. Ich glaube, der erste Kontakt war 2016. Und da Max ein fantastischer Sänger ist – was ich auch damals schon wusste – meinte er: Ich probier einfach mal was. Er hat uns dann kurz vor Weihnachten 2021 etwas geschickt. Und anschließend haben wir über fast 12, 13, 14 Monate hinweg – auch während der uns allen bekannten Krisenzeit mit dem Konflikt, dem Krieg – die Aufnahmen fertiggestellt. Danach hat es tatsächlich noch eine Weile gedauert, bis die Labels bereit waren, das Album zu veröffentlichen. Ich glaube, das hat dann noch mal anderthalb Jahre in Anspruch genommen. Ja – aber jetzt sind wir hier.

Max hat nicht nur gesungen, sondern auch produziert, gemischt und gemastert – während des Krieges in der Ukraine. Was hat seine Herangehensweise und sein persönlicher Hintergrund mit der Tiefe und Emotionalität des Albums gemacht?

Also, wir hatten wirklich alle paar Wochen Kontakt. Max ist jemand, von dem ich weiß, dass er zu hundert Prozent professionell arbeitet. Wir kannten uns ja schon durch die vorherigen Aufnahmen, und viele der Vocal Lines hatte ich bereits während des Songwritings geschrieben und auch hier aufgenommen. Ich mache das ähnlich. Bei Metallica habe ich mal gehört, dass sie dazu summen und irgendwelche Fantasietexte singen – so mache ich das auch. Ich will halt schon beim Schreiben eine Idee haben, wie jemand dazu singen kann. Ob das dann hinterher auch so rauskommt? Das steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber idealerweise hat der Song bereits irgendeinen Titel, damit man ein bisschen Gefühl hineinlegen kann.

Auf der anderen Seite kannte Max die Songs natürlich perfekt. Er hat sie ja auch produziert und zu dem Zeitpunkt bereits den Bass dazu eingespielt. Ende 2021 war er ja auch schon der Bassplayer auf den Tracks. Und als wir uns dann entschieden haben, den Gesang aufzunehmen ... ja, ich vermute, das macht immer irgendetwas mit einem – ob nun bewusst oder unbewusst. Die Situation, das ist ja das, was ich vorhin meinte, ist eben nicht selbstverständlich. Und auch nichts, woran man sich gewöhnen kann – oder was viele andere Bands durchmachen. Diese Situation haben wir ja heute noch: dass man wirklich immer noch in dieser Angst lebt – um ihn und auch um uns alle hier. Das bleibt ja nicht aus. Und von daher glaube ich schon, dass es das beeinflusst hat. Denn das Album hat einfach eine gewisse Atmosphäre.

Aber ich glaube nicht, dass es nur das ist. Ich glaube vielmehr, dass Max als Künstler selbst enorm viel Input gegeben hat. Er hat einfach eine Art zu singen, Dinge zu betonen, Phrasen hervorzuheben. Dieses „Fly high, Avenging Angel“ – und dann auch mit dem Ton auf dem „high“ hochzugehen. Das sind so coole kleine Gadgets, die er da einbaut.Was schon wirklich geil ist. Und ich glaube, es waren einfach die richtigen Musiker zur richtigen Zeit.

Wie kam es zur Kooperation mit dem Texter Per Albinsson, der schon für Therion insgesamt vier Alben lyrisch umgesetzt hat, und was hat ihn für dich zur perfekten Wahl für „Kidron“ gemacht?

Per hatte uns spannenderweise angeschrieben. Und ich habe dann natürlich auch ein bisschen recherchiert. Wir haben hin und her geschrieben. Das war, ich glaube, im Sommer 2021. Und so wie ich gerade schon gesagt habe, waren wir zu der Zeit noch am Recorden – auch mit Ron. Ich habe dann gesagt, wir haben auch jemanden, der Lyrics schreibt. Aber lasst uns einfach mal in Kontakt bleiben. Irgendwie war das, glaube ich, ein guter unbewusster Move. Und als es dann gegen Ende des Jahres wirklich konkret wurde und wir uns gefragt haben: Okay, wie geht es denn jetzt weiter? – war klar, wir müssen komplett neu beginnen. Musikalisch stand das Album natürlich schon.

Ich habe noch ein Intro von Before It Ends angepasst, aber ansonsten war das Musikalische Ende 2021 bereits fertig. Und ja, dann kam Per ins Spiel. Ich habe ihn einfach angeschrieben und gefragt: Hast du Interesse? Das Spannende war, dass Per unsere alten Alben alle kannte. Er hat einfach nur gefragt: In welche Richtung sollen die ... Er hat sich dann erst mal das Album angehört, zugestimmt – also in der Reihenfolge – und fand das auch richtig stark. Er meinte: Ich fange sofort an. In welche Richtung darf und soll es denn gehen – und in welche nicht? Soll es eher in die Richtung der älteren Texte gehen? Wir haben ihm da sehr viel freie Hand gelassen. Und das war, glaube ich, auch eine gute Entscheidung. Es gab ja schon Themen, allein anhand der Titel. Und dadurch, dass ich vorher immer Titel vergebe und schon eine Idee hatte, wohin es gehen kann, war da schon ein gewisser Rahmen.

Trotzdem hat er alles komplett neu geschrieben – oder zumindest neue Titel gegeben. Und ich finde, wie er mit Worten umgeht, das findest du hier in Deutschland kaum. Wahrscheinlich gibt es ein paar Menschen, die das auch können, aber die muss man erst mal finden. Er ist ein ganz großes Talent, was den Umgang mit Sprache angeht. Und das, was er uns da an Lyrics geliefert hat, ist – ich will nicht sagen beispiellos – aber es ist wirklich auf einem ganz anderen Niveau als das, was viele andere Bands abliefern. Einfach, weil sie ihre Texte oft selbst schreiben. Und meine wären auch nicht besser, wenn ich sie selbst schreiben würde. Also ist es gut, jemanden zu haben, der es besser kann.

Das ist immer ein Gewinn – besonders, wenn derjenige es auch noch von sich aus anbietet. Und Per hat dann in gut zwei, drei Wochen das komplette Album neu vertextet. Keine Entwürfe oder Skizzen, sondern fertige Lyrics. Bei Max genauso. Das waren keine Takes, bei denen er sagte: Hör mal, geht das so? – sondern das war fertig produziert. Ich wollte eigentlich nur noch sagen: Ja, so kannst du es machen. Und dann hat er es vielleicht noch ein bisschen nacheditiert. Aber das waren alles fertige Aufnahmen.

Lass uns Tacheles reden: Handelt „Prince of Clowns“ von Deinem alten Bandkollegen Patrick Mamelli – oder ist das nur ein bitterböser Zufall mit sehr spitzen Formulierungen?

Also an Patrick hatte ich damit überhaupt nicht gedacht, zumal der Song vorher auch anders hieß. Er handelt von Diktatoren. Jetzt haben wir natürlich dieses Soundfile von Donald Trump rausgepickt, aber das war ja schon 2021, da war er gar nicht mehr Präsident, muss man dazu sagen. Dass uns die Vergangenheit jetzt gerade wieder einholt, ist einfach ein Zufall – das war halt so, bevor das Album rauskam.

Der „Avenging Angel“ taucht nicht nur im Song, sondern auch im Artwork wieder auf. Welche Idee steckt dahinter – ist das eine neue Leitfigur für SACROSANCT?

Das war die Grundidee, die wir schon von „Necropolis“ mitgenommen haben. Ich bin auch so ein Oldschool-Fan. Ich finde Viktor Rattlehead total geil, oder Eddie und all diese Figuren. Ich war ja auch sehr, sehr lange bei EMP Merchandising. Wir haben viel mit Merchandise gemacht – auch mit diesen alten Destruction-Shirts und so. Da gab es richtig geile Designs, die sich super verkauft haben. Aber unabhängig davon: Die sahen einfach immer cool aus. Und ich habe jedes Megadeth-Ding irgendwie abgefeiert – und Maiden sowieso. Da gibt’s noch einige mehr. Ich nenne jetzt mal zwei, aber natürlich gibt es deutlich mehr. Und als wir dann gesagt haben, okay, wir nehmen diesen roten Faden wieder auf, fand ich auch die Idee cool, ein Maskottchen zu haben, das auf jedem Cover irgendwie einen Wiedererkennungswert hat. Und von da aus ging es dann los.

Wir hatten den Engel – der steht ja auf dem Friedhof in Ohio. Dieser Weeping Angel unter anderem. Der heißt eigentlich noch irgendwie anders, aber mir fällt’s gerade nicht ein. Wir haben den jedenfalls als Ausgangspunkt genommen und weiterentwickelt. Und jetzt haben wir den ja auch – siehst du ja hier im Hintergrund –, und wir haben Giannis gefragt, ob wir vom Original etwas abweichen können.

Ich habe damals natürlich die Bildrechte gekauft, damit wir das überhaupt nutzen können. Aber es war uns schon klar, dass wir ihn weiterentwickeln wollen. Und „Avenging Angel“, die Single, die 2022 erstmal ohne Label als reiner Upload kam – einfach so als ein Lebenszeichen zwischendurch –, haben wir ja später nochmal verwendet. Das war dann so der erste Versuch... will ich gar nicht sagen, aber es war das erste neuere Upload, das wir genutzt haben. Und jetzt ist das Ganze ja auch als Merchdesign im Einsatz – und ich finde, wenn du so ein Shirt mit dem Motiv trägst, fällt das sofort auf. Das ist einfach cool. Hat eine starke Wirkung, irgendwie.

Kidron“ ist melodisch, komplex, aber erstaunlich zugänglich. Wie gelingt dir dieser Spagat – vor allem mit dem Wissen, dass eure frühen Alben technisch deutlich thrashiger waren?

Das ist im Prinzip der Spagat, der es immer ein Stück weit schwer macht. Bei „Necropolis“ habe ich mich im positiven Sinne ein wenig ausgelebt. Wir haben bewusst längere Songs geschrieben, viel reingepackt – das war früher auch so, nur waren die Songs kürzer. Ein Redakteur schrieb mal, dass wir in einem Song so viele Riffs hätten wie Slayer auf einem ganzen Album. Das war ein deutsches Magazin, und ich musste schmunzeln.

Die Idee bei „Kidron“ war, griffiger zu werden. Mit Kopfhörern hört man viele Feinheiten – manche gehen sogar mir inzwischen etwas verloren, weil der Gesang so präsent ist. Trotzdem sind Harmonien im Hintergrund da. Ich kenne die Demos noch, und wir haben einiges bewusst zurückgenommen, damit der Gesang mehr Raum bekommt. Man kann eben nicht alles gleich laut machen.

Max hat ein tolles Gespür – über Kopfhörer sind die Details klar hörbar. Es steckt viel drin, auch Tempowechsel, aber wir wollten nicht übertreiben. Wir wollten schneller auf den Punkt kommen – wie auch diese Antwort. Nicht zu komplex, aber auch nicht eindimensional. Deshalb gibt es verschiedene Songtypen, Rhythmen und Komplexitätsgrade. Dass „Still Open Sore“ mit einem Elfviertel beginnt, merkt vermutlich kaum jemand.

Man braucht etwas, um das zu erfassen – wir spielen es inzwischen blind, und es klingt trotzdem cool. Andere Bands betonen sowas stärker. Wir vermeiden zu lange Parts ohne Gesang, sind nicht zu verliebt in unser eigenes Spiel – das hilft uns. Ich bin auch kein großer Fan mehr von zu viel Instrumentalem. Früher ja, heute finde ich, dass der Gesang viel trägt. Ich hab Max von Anfang an gesagt: Das wird ein Teil des Erfolgs – dass er auf jeden Song so eine starke Gesangsspur gelegt hat.

Der Song „Before it ends“ hat mich durch seine emotionale Tiefe und Vater-Sohn-Thematik sehr berührt. Ist das ein autobiografischer Text oder eher eine universelle Geschichte?

Das ist wirklich eine universelle Geschichte – da müsste man Pär wahrscheinlich in der Tiefe fragen. Ich finde aber, es passt ganz gut, weil es gewissermaßen ein Gegenstück zu Marching Days ist. Und Marching Days hat übrigens keinen Bezug zum Krieg – ich weiß nicht, ob die Frage kommt –, sondern ich wurde inspiriert von dem Buch Die Hungrigen und die Satten. Darin geht es um die Flüchtlingsthematik, darum, wie hunderttausend Flüchtlinge auf Europa zukommen, sich auf den Weg machen, wandern.

Und da ist es ja die Mutter mit dem Kind in dieser Situation. Ich glaube, hier ist es einfach am Ende nochmal umgedreht. Aber was er sich im Detail dabei gedacht hat, wird er dir wahrscheinlich auch nicht sagen – ich habe immer mal nachgefragt, aber er lässt das genauso smart offen wie wir.

Marching Days“ und „The Pain Still Lasts“, zwei meiner absoluten Favoriten auf dem Album. Auch in diesen beiden Songs schwingt eine starke Endzeitstimmung mit – aber nie ohne menschliche Nähe. Gibt es einen inneren roten Faden auf dem Album, was die Texte betrifft? Oder hatte Per komplett freie Hand?

Wir haben ihm dann freie Hand gelassen, aber ich glaube, er kannte die Originale natürlich – auch weil wir die Phrasierungen ein Stück weit brauchten. Es war ja die Phrasierung zur Musik, die wir geschrieben haben. Da kannst du nicht einfach irgendwas völlig anderes machen; die Musik gibt das in der Regel ja auch vor. Nein, er hatte da freie Hand, aber ich denke, dass er jemand ist, der auch ein Stück weit persönlich schreibt.

Ich bin auch ein Mensch, der – eben weil ich schon Titel vorab finde – vielleicht beim nächsten Mal einen anderen Weg gehen sollte. Vielleicht machen wir es dann anders, weil ich mir die Spannung nicht nehmen möchte, wie Per beim sechsten Album damit umgeht. Netterweise haben wir ja die Zusage, dass er das sechste Album auch schreiben würde. Von daher weiß ich nicht, ob wir nicht einfach Track 1 bis 9 machen oder so – aber für mich macht das beim Schreiben viel aus.

Ich kann in dem Song anders aufgehen, ich kann ihm einen bestimmten Drive, eine bestimmte Stimmung geben – oder versuche es zumindest. Und ich glaube, das spiegelt sich am Ende auch in den Lyrics wider. Irgendwie sind unsere Themen ja immer ein Stück weit offen, aber sie waren nie politisch – eher sozialkritisch.

Ich meine, wir sind ja auch Menschen, die mit offenen Augen durch die Welt gehen. Aber wir sehen uns bei Weitem nicht als politische Band. Natürlich hat man trotzdem eine Meinung zu dem, was um einen herum passiert. Und das ein bisschen einfließen zu lassen – irgendwie passt das schon. Sacrosanct hatte ja immer so einen leichten melancholischen Einschlag. Auch bei "Tragic Intense" war das ja schon im Titel spürbar. Es geht bei uns immer ein Stück weit melancholisch zu, und diese Einflüsse tragen wir auch in uns.

Auch bei "Necropolis" gab es mit "Melancholiy" einen Song, den wir eigentlich schon in den 90ern geschrieben hatten – der sollte damals aufs vierte Album. Ich habe ihn dann irgendwann wieder aufgegriffen. Und der Titel spricht ja Bände. So ging es im Prinzip dann auch weiter.

Was habt ihr Eurem Artworker Giannis Nakos mit auf den Weg gegeben? Das Cover wirkt wie eine visuelle Zusammenfassung der Musik – war das euer Ziel?

Das war das Ziel, aber dass wir es auch erreicht haben, ist ja nicht immer selbstverständlich – er ist ja auch eher so ein Oldschool-Fan. Und wie ich Giannis kenne, hat er eher unsere ältere Geschichte gehört, und ich habe ihm tatsächlich das Album nicht zur Verfügung gestellt. Er hat auch nicht danach gefragt. Da dachte ich: Lass es einfach mal laufen, irgendwie. Aber Giannis ist, finde ich, erstmal ein fantastischer Künstler. Dieses Mal wollte er unbedingt etwas Großes, Gigantisches, etwas Überdimensionales – etwas Mächtiges. Und so entstand dann auch dieses riesige Portal.

Wir haben natürlich gechattet, und dabei kam die Idee auf: Das könnte ja der Zugang zu Necropolis sein. Deshalb haben wir den Engel oben auch noch mit eingebaut. Heute würden wir das vielleicht anders machen, vielleicht ein neues Bild erstellen lassen und es dort einarbeiten. Aber genau das war die Idee. Und dass das jetzt so episch auch zu den Songs passt, ist, glaube ich, einfach eine glückliche Fügung. Wahrscheinlich haben wir alle irgendwie auf dasselbe Ziel hingearbeitet – und es hat einfach gepasst.

Kidron“ klingt nach einem Album, das auch live funktionieren kann. Gibt es Pläne für Konzerte – und wie stellt ihr euch das Line-up dafür vor?

Es geht natürlich nicht mit Max. Wir machen das glücklicherweise mit Colin, Collin Kock, der auf Tragic Intense gesungen hat. Somit bleibt es in der Familie. Und einen Bassplayer haben wir dann auch gefunden. War gar nicht so einfach, weil Max nicht nur ein toller Sänger ist, sondern auch ein Bassist, der eben nicht gewöhnlich spielt, sondern einen ganz eigenen Stil hat – das war nicht leicht zu ersetzen.

Und jetzt haben wir im Video zu Doorway of Dreams auch einen Max gehabt – aus Frankfurt –, der uns dort unterstützt hat. Der konnte das allerdings nicht dauerhaft weitermachen, auch nicht für Live-Shows, und hat uns dann netterweise an Tobi Jung vermittelt. Tobi spielt bei All Will Know aus Süddeutschland, wohnt in Darmstadt – und unser Trommler Jonas kommt ja aus der Nähe von Gießen. Somit haben wir natürlich immer ein bisschen Reiseaufwand. Wir sind in Deutschland verteilt – beziehungsweise Collin und Gerrit wohnen ja in den Niederlanden. Aber mit dem Fünfer-Line-Up funktioniert das sehr, sehr gut. Jonas, Gerrit und ich spielen ja schon länger zusammen, deswegen passt das einfach.

Den Bass einzuarbeiten war dann auch nicht so schwer – vor allem, weil wirklich alle hochprofessionell sind. Die wissen genau, was sie tun. Und Colin ist immer gut vorbereitet. Er hat auch keine Scheu, drei unterschiedliche Sänger – plus sich selbst, gut, seine eigenen Sachen kann er ja sowieso singen – in Anführungszeichen zu ersetzen.

Fairerweise muss man sagen: Max hat natürlich eine völlig andere Stimme. Selbst wenn Richard von Necropolis dies übernommen hätte, hätten wir das anpassen müssen – das kann eben nicht jeder singen. Und auf der anderen Seite finde ich es auch schön: Wir spielen ein paar Sachen von Max vom Band mit ein. Einfach, damit er auch irgendwie mit dabei ist – er gibt dem Ganzen diesen Vibe, diese Stimmung. Ein Avenging Angel ohne die hohe Tonlage klingt halt einfach nicht so geil wie mit. Collin ist aber gut genug, um sich die Tonlage eine Stufe tiefer zu packen. Und das klingt dann natürlich trotzdem geil. 

Und zum Abschluss, Randy – was möchtest du den Hörern mitgeben, bevor sie sich in das Abenteuer „Kidron“ stürzen?

Hört euch das einfach mal an. Habt sehr viel Spaß dabei. Kauft es bei Reigning Phoenix Music – oder wo auch immer. Bei einem Händler eures Vertrauens. Damit tut ihr uns einen großen Gefallen. Wir haben fünf Jahre Herzblut hineingesteckt. Machen andere Bands sicher auch – aber ich glaube, wir haben vielleicht zusätzlich noch einiges richtig gemacht.

Die Reviews sind fantastisch, und wir sind einfach glücklich darüber, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Und dir nochmal ein herzliches Dankeschön – fürs Review natürlich, auch ganz persönlich.
Und auch für die Chance, hier noch einmal dieses Interview führen zu dürfen. Also: Hört es euch an, bildet euch eure eigene Meinung – und spread the word, wie man so schön sagt.




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