DEHUMAN REIGN – Dawn of malefic Dominion (2025)
(9.672) Olaf (9,5/10) Death Metal

Label: FDA Records
VÖ: 25.07.2025
Stil: Death Metal
Es gibt Bands, da weiß man einfach, dass sie einen nicht enttäuschen werden. Weil sie nicht nur musikalisch alles geben, sondern weil in jeder Note spürbar ist, dass hier Herzblut, handwerkliches Können und eine unstillbare Liebe zum Genre walten. DEHUMAN REIGN aus Berlin gehören genau in diese Kategorie. Als 2013 die EP Destructive Intent einschlug wie eine Hellebarde aus rostigem Stahl, war klar, dass hier etwas Großes wächst. Seitdem hat sich die Band nicht nur einen festen Platz in der deutschen Death-Metal-Landschaft erspielt, sondern auch einen kleinen Kultstatus erarbeitet – fernab von Trendwellen, dafür mit tonnenschwerem Sound und einem durch Mark und Bein gehenden Geballer.
Viereinhalb Jahre hat es nun gedauert, bis der Nachfolger von Descending Upon the Oblivious das Licht der Welt erblickt. Doch mit Dawn of Malefic Dominion liefern die Jungs ein Album ab, das so gut ist, dass man geneigt ist, die Wartezeit als reine Vorfreude umzudeuten. Schon das Cover – gezeichnet von Mitchell Nolte, der sonst für Bands wie Baest oder Aborted Farbe bekennt – schreit nach „T-Shirt, bitte in L, schwarz“. Ein Kunstwerk, das im Regal ausrastet und auf dem Festival-Merchstand mit Sicherheit für ausverkaufte Kisten sorgt.
Doch nun zur Musik. Und da bleibt einem schlicht die Spucke weg.
Die Produktion? Fett wie Schweineschmalz und dennoch differenziert wie ein japanischer Chirurg auf Speed. Jedes Instrument ist perfekt ausbalanciert. Die Drums knallen, ohne zu nerven, die Gitarren sägen mit chirurgischer Präzision durch Fleisch, Knochen und letzten Widerstand. Der Bass? Endlich mal nicht nur spürbar, sondern hörbar – und das ohne Tricks. Und der Gesang von Alex? Eine gnadenlose Hasskanonade, bei der selbst Altmeister David Vincent unruhig im Rollstuhl wippen dürfte.
Musikalisch zeigen DEHUMAN REIGN, wie stilistische Vielseitigkeit im Todesblei-Kosmos geht, ohne beliebig zu wirken. Mal marschieren sie wie eine amerikanische Abrissbirne, dann wieder schlagen schwedische Schneisen in den Hörnerv. Besonders Inclusio Fetalis wühlt mit düsterem Groove und verstörenden Breaks im Schädel, während Post-Traumatic Suicide Syndrome dank des furiosen Solos von Lukas Haidinger direkt ins Kleinhirn schlägt. Und Preparing Armageddon? Ein absoluter Überhit. Hymnisch, brutal, eingängig – das Hammer Smashed Face der Generation 2025, wenn man so will. Ein Song, der wie gemacht ist für die großen Bühnen. Hier passt einfach alles: Riff, Groove, Geknüppel, Solo – und ein fieser Alex, der den Weltuntergang nicht nur einläutet, sondern herbeiwünscht.

Was dieses Album so stark macht, ist die perfekte Mischung: hier ist nichts zu lang, nichts überflüssig, kein Füller, kein Experiment, das nicht aufgeht. Man merkt jeder Note an, dass hier Profis am Werk waren. Tobias Engl und Ulf Binder haben gemeinsam mit der Band in den Englsound Abyss Studios ein Bollwerk gezimmert, das von Lukas Haidinger im Deep Deep Pressure Studio den letzten Tritt in die Eingeweide bekommen hat. Das klingt nicht nur nach internationalem Niveau – das ist es auch.
Was bleibt? Ein Album, das alles hat: Brutalität, Tiefe, Hooks, Atmosphäre und Eier aus Titan. Sollte es tatsächlich einen gerechten Metal-Gott geben, dann wird Dawn of Malefic Dominion nicht nur das Death-Metal-Album des Jahres – sondern DER Maßstab für modernen Todesblei aus deutschen Landen. Und ja: FDA Records mit Labelboss Rico ist ein verdammt starkes Label. Aber wenn’s gerecht zugeht, müsste sich Century Media und andere Branchenriesen jetzt schon warm anziehen – DEHUMAN REIGN gehören eigentlich auf die große Bühne.
Es ist paradox: Eigentlich mag ich’s schleppend. Doch bei diesem Album darf’s gar nicht schnell genug gehen. DEHUMAN REIGN prügeln sich mit so viel Raffinesse, Druck und Abwechslung durch ihr Drittwerk, dass einem Hören und Denken vergehen. Wenn dieses Album keine Karriere-Tür aufstößt, dann warte ich auf den Bus ins Jenseits mit offenen Kopfhörern. Dawn of Malefic Dominion ist nicht nur ein fetter Arschtritt – es ist eine Mahnung an alle anderen, sich gefälligst mal wieder Mühe zu geben. Death Metal kann so gut sein – wenn man es denn kann. Und diese Berliner können es besser als fast alle.
Anspieltipps
💀Preparing Armageddon
🔥Post-Traumatic Suicide Syndrome
🎸The Ancient Enemy
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. The Invasion
02. Cursed to feed the Flesh
03. Let Chaos reign
04. Opium
05. Inclusio Fetalis
06. Post-traumatic Suicide Syndrome
07. Heretic
08. The ancient Enemy
09. An Envoy from the In-Between
10. Preapring Armageddon
11. Des Geistes Störung