BUCKCHERRY – Roar like Thunder (2025)
(9.658) Olaf (7,9/10) Hard Rock

Label: Earache Records
VÖ: 13.06.2025
Stil: Hard Rock
Es gibt Bands, die verschwinden nach ein, zwei Hits wieder in der Versenkung. Und es gibt BUCKCHERRY. Diese Kalifornier sind nicht totzukriegen – und das meine ich ausnahmsweise als Kompliment. Seit ihrem Debüt Ende der 90er rotzen sie uns verlässlich ihre Mischung aus Hard Rock, Sleaze und einem Hauch von Südstaatenschweiß um die Ohren. Und als ob das nicht schon genügte, haben sie mit Roar Like Thunder jetzt ihr elftes Studioalbum rausgehauen. Elf! Da schafft mancher Jungspund nicht mal das erste Demo.
Dabei ist diese Band fast dauerresidierend auf Tour, mal als Headliner, mal als Anheizer für Größen wie Steel Panther oder Alice Cooper – mit denen sie sich sowohl optisch als auch energetisch locker die Bühne teilen können. Und trotzdem haben sie sich erneut in Nashville in die Sienna Recording Studios geschleppt, um gemeinsam mit Marti Frederiksen und dessen Filius Evan (deren Ahnengalerie reicht bis zu Ozzy und Aerosmith) ein Album aufzunehmen, das mehr nach ölgetränktem Südstaaten-Highway klingt als nach klimatisiertem Studio. Dass Mastering-König Anthony Focx (Metallica! Aerosmith!) auch noch seine Zauberfinger im Spiel hatte, hört man leider ein bisschen zu sehr – dazu später mehr.
Was einem bei Roar Like Thunder sofort auffällt: BUCKCHERRY klingen, als hätten AC/DC und Lynyrd Skynyrd sich nach einem durchzechten Abend in einem Motel in Arkansas vermehrt und ihren musikalischen Bastard großgezogen – laut, charmant, schmutzig und mit der Southern Attitüde eines Whiskey-getränkten Pick-up-Trucks. Die Riffs röhren, die Grooves pumpen, und Sänger Josh Todd ist stimmlich besser in Form als so mancher Influencer nach dem dritten TikTok-Stimmbandworkout. Was auch daran liegt, dass der Mann täglich seine Stimme trainiert – Disziplin und Rock’n’Roll müssen sich eben nicht ausschließen.

Roar Like Thunder beginnt mit einem Titeltrack, der seinem Namen alle Ehre macht. Das Teil walzt wie ein Güterzug über glühende Schienen und macht klar, dass hier kein Radiopop aus der Konserve kommt. Aber genau an dieser Stelle wird es auch etwas zwiespältig: So sehr das Album rockt – es ist glatt produziert wie ein Neuwagen im Showroom. Der Dreck, der Schweiß, der Rotz – man riecht ihn zwar, aber irgendwie durch die Glasscheibe. Klar, das Album will in die Airplay-Playlists. Es will massentauglich sein. Und das gelingt ihm auch. Nur frage ich mich: Muss man den Grill anzünden, wenn das Steak schon durch ist?
Dennoch, Roar Like Thunder ist ein Album, das wirkt wie ein Abend mit gutem Bier und alten Freunden: Du weißt, was kommt, aber du genießt jede Minute. Da wird über Talking Bout Sex getratscht, mit Blackout ein Gläschen zu viel genommen oder mit Machine Gun der Motor angelassen, obwohl der Kopf noch „Schlaf“ schreit.
Mein Favorit? Ganz klar Let It Burn. Das Ding rockt wie Sau, rollt wie ein Tourbus mit Platten und klingt ein bisschen so, als hätte Lemmy es damals für einen Nebenarm des Motörhead-Oeuvres komponiert, dann aber doch zu viel Whisky getrunken und den Zettel verloren. Eine dreckige, treibende Nummer, die Gitarrensaiten und Gehörgänge gleichermaßen durchpflügt.
Natürlich lässt sich darüber streiten, ob BUCKCHERRY hier das Rad neu erfunden haben. Haben sie nicht. Wollen sie auch nicht. Aber sie liefern ein Album ab, das sich gewaschen hat – oder vielleicht eben gerade nicht. Die Mischung aus klassischem Rock’n’Roll, Southern Flair und glattgebügeltem Airplay-Charme funktioniert – auch wenn mir persönlich ein bisschen mehr Straßendreck und ein bisschen weniger Studio-Chic besser gefallen hätte. Stephanie von uns aus der Redaktion würde dazu vermutlich den Grill anschmeißen – und das ganz ohne schlechtes Gewissen. Recht hat sie.
Anspieltipps:
🔥Roar Like Thunder
💀Let It Burn
🎸Come On
Bewertung: 7,9 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Roar Like Thunder
02. When The Sun Goes Down
03. Come On
04. Talking Bout Sex
05. Blackout
06. I Go Boom
07. Set It Free
08. Hello Goodbye
09. Machine Gun
10. Let It Burn