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Q&A - Das Interview: H.E.A.T.
Kauft Euch ein Bier und genießt Live Musik!

Es gibt Bands, die einfach nie müde werden. H.E.A.T. gehören definitiv dazu. Nach dem gefeierten „Force Majeure“ dachten viele: „Das war das Meisterstück“. Aber weit gefehlt – mit „Welcome to The Future“ knallt die schwedische Rock-Maschine wieder auf die Bühne. Ein Album zwischen Pyrotechnik und Pathos, 80s-Spirit und Stadion-Hymnen. Zeit also, mit Frotmann Kenny über die neue Platte, die Magie der 80er und ihre Pläne für die Zukunft zu sprechen – und dabei vielleicht auch ein paar geheime Superkräfte zu entlarven.
Hey Kenny! Schön, dass Du Dir Zeit genommen hast – wie geht’s Dir gerade? Voller Energie oder schon interviewgeschädigt?
Nein, nein, nein, ich meine, ich finde es einfach großartig. Es ist toll, sich hinzusetzen und über die Zukunft der Band zu sprechen, und ich bin, weißt du, immer begeistert.
Du bist ja gerade als Gastsänger zusammen mit Tobi Sammet auf der Avantasia-Tour mit von der Partie. Wie läuft es?
Es läuft großartig. Zugegeben, ich habe letzte Nacht vielleicht drei Stunden geschlafen, also bin ich ein bisschen müde, aber das ist okay. Heute Nacht hole ich den Schlaf nach. Die Tour ist super. Es gibt viel Unterstützung von den Fans – ob nun Avantasia-Fans, und es sind auch einige H.E.A.T-Fans dabei. Und natürlich auch neue Fans. Es ist einfach großartig. Es läuft wirklich gut.
Euer neues Album heißt „Welcome to The Future“, aber gleichzeitig seid ihr ja bekannt für euren 80s-Vibe. Ist das also die Zukunft der Vergangenheit?
Ich finde es ziemlich witzig, dass du genau diese Frage stellst – die Zukunft der Vergangenheit. Das Album zieht nämlich viel Inspiration aus früheren Zeiten. Wenn wir zum Beispiel an die 60er oder sogar noch frühere Jahrzehnte denken, gab es schon damals immer wieder Vorstellungen davon, wie die Zukunft einmal aussehen könnte.
Die Leute träumten von fliegenden Autos, davon, dass wir als mehrplanetare Zivilisation leben würden – all diese Dinge. Du kennst bestimmt die Jetsons, diese Familie aus der Zukunft. Genau dieser Stil, diese Art von Vision steckt auch in „Welcome to the Future“. Es ist sozusagen Heats Antwort auf solche Zukunftsbilder.
Wir schauen also in die Zukunft – aber durch eine Brille, die von unserer eigenen Vorstellungskraft geprägt ist. Was könnte möglich sein? Natürlich singen wir nicht direkt über fliegende Autos.
Aber es geht um viele Dinge, die irgendwie damit zusammenhängen – sei es die Gesellschaft, unser Lebensstil oder die Art, wie wir Musik machen. Wir sprechen ganz unterschiedliche Themen an. Und einige davon haben durchaus auch einen dystopischen Touch.

Als ich das Album zum ersten Mal gehört habe, fühlte ich mich mehrfach an „Out of this World“ von Europe erinnert – eins meiner absoluten Lieblingsalben. Täusche ich mich oder ist das ein wohlwollender Zufall?
(lacht) Ich denke, das ist ein glücklicher Zufall. Weißt du, das ist natürlich ein sehr schmeichelhaftes Kompliment, so etwas zu hören. Europe ist eine großartige Band, und das ist ein großartiges Album. Es ist ein Privileg, mit so etwas verglichen zu werden – und ich finde auch, dass es zu ihrem besten Material gehört.
Für uns ist es so: Wir nehmen all das gerne an. Wenn Leute sagen: „Oh, das klingt ein bisschen wie ...“ oder „Das gibt mir das gleiche Gefühl wie ...“, dann ist das völlig in Ordnung. Unsere Perspektive ist einfach, Musik zu schreiben, die sich in dem Moment für uns richtig anfühlt.
Ob das nun eine Weiterentwicklung der Band ist oder nicht, kann ich gar nicht so genau sagen – aber es ist definitiv das, was wir jetzt sind. Und es ist etwas, das wir mit Begeisterung in die Zukunft tragen.
„The future of rock music is in safe hands“, sagt ein Magazin. Fühlt ihr euch da eher geschmeichelt oder ist das auch eine Art Druck?
Ich würde sagen, es setzt uns definitiv nicht unter Druck. Für uns ist das genau unser Element – wir tun, was wir lieben. Und es ist natürlich sehr schmeichelhaft, so etwas über unsere Band zu hören. Hoffentlich können wir Teil einer Generation von Bands sein, die die Flamme am Leben hält, ein zukünftiges Publikum begeistert und andere Bands inspiriert, weiterzumachen und die Musik, die wir so sehr lieben, lebendig zu halten.
Großartige Produktion übrigens – wer hat das denn eigentlich verantwortet? Das klingt alles extrem satt und gleichzeitig lebendig.
Vielen Dank! Das ist größtenteils Jona Tee (Keyboards). Er hat inzwischen viel Erfahrung darin, solche Produktionen zusammenzustellen und arbeitet mit vielen verschiedenen Künstlern und Bands. Aber wenn es um H.E.A.T geht, ist das ein Stück weit auch Familiensache – wir alle sitzen gemeinsam daran, feilen an den Details, produzieren gemeinsam und formen so den Sound. Aber man muss die Lorbeeren auch verteilen, wo sie hingehören: Jona trägt hier definitiv den Löwenanteil der Verantwortung.
Erzählt mir mal bitte ein bisschen was über die Songs. Welche Nummern sind eure persönlichen Favoriten – und gab es einen Track, der sich etwas schwerer getan hat, bis er gezündet hat?
Ich weiß, das klingt jetzt vielleicht nach einer richtig blöden Antwort, aber für mich ist es einfach noch ein bisschen zu früh, um wirklich sagen zu können, welcher Song mein Favorit ist. Ich habe viele Lieblingssongs – und das wechselt quasi jeden zweiten Tag. Wenn ich mir das Album anhöre und nochmal durchgehe, was wir da geschaffen haben, dann denke ich zwischendurch: „Wow, das ist echt großartig!“ – und dann höre ich wieder einen anderen Song und denke: „Nee, der ist auch richtig stark.“
Das geht ständig so weiter, ich wechsle ständig meine Meinung, und ich weiß ehrlich gesagt noch nicht so ganz genau, wo ich da stehe. Was ich aber sicher sagen kann, ist, dass ich sehr glücklich mit dem bin, was wir erreicht haben. Ich finde, das Album hat viele großartige Momente – und genau das ist doch letztlich das Ziel, wenn man ein Album macht, oder? Es tut mir leid, aber ich will einfach ehrlich sein.
Okay. Ich verrate dir ein kleines Geheimnis. Normalerweise höre ich Death Metal, Thrash Metal oder Black Metal. H.E.A.T ist eine der ein oder zwei oder drei „normalen“ Bands, die ich trotzdem immer höre, weil ich eure Musik liebe. Und wenn ich ein neues Album höre, nehme ich meistens ein, zwei oder drei Songs in meine Jahres-Playlist auf. Euer Album ist komplett in meiner Playlist gelandet. Alle Songs.
Wow, das ist so genial zu hören. Vielen, vielen Dank, Mann. Das ist wirklich eines der faszinierenden Dinge an H.E.A.T. Ich meine, es spielt im Grunde keine Rolle, wer singt – ob ich oder Erik. Die Leute scheinen immer mehr dieses Gefühl zu bekommen, dass am Ende nur die Band zählt, weißt du? Wir hatten ja zwei verschiedene Phasen mit unterschiedlichen Sängern und so weiter. Aber letztlich geht es um die Band und darum, was wir gemeinsam als Einheit erschaffen. Und wir haben – wie du wahrscheinlich weißt – viele unterschiedliche Einflüsse aus verschiedenen Musikrichtungen, natürlich innerhalb des Rock’n’Roll-Kosmos.
Aber wir sind auch sehr stark so, wie wir eben sind. Ich würde sagen, wir sind eine Melodic-Rock-Band, aber wir alle kommen auch aus dem Heavy-Metal-Bereich. Das ist etwas, das wir lieben, und wir versuchen, so viel wie möglich davon einfließen zu lassen – nicht, weil wir müssen, sondern weil wir es wollen.
Und das ist für uns oft schwierig, weil wir ständig hin- und hergerissen sind zwischen all den Inspirationen und dem, was wir gerade fühlen oder erschaffen wollen. Aber es ist schon witzig, dass du über deinen musikalischen Hintergrund sprichst – und H.E.A.T scheint eben eine dieser Bands zu sein, die Menschen aus allen möglichen Genres anzieht. Es spielt eigentlich keine Rolle.
Ich meine, vor etwas mehr als einem Jahr haben wir auf einem Black-Metal-Festival in Norwegen gespielt. Alles dort war Black Metal – wirklich alles, nichts anderes. Und du weißt genauso gut wie ich, dass Norwegen der weltweite Black-Metal-Hotspot ist…Und dann kommen wir auf die Bühne und spielen das kitschigste Set, das man sich vorstellen kann (lacht).

Und die Leute sind komplett ausgerastet. Sie haben es geliebt. Und das war einfach so cool. Es war so, so cool. Und für uns war es auch großartig, weil wir all die Black-Metal-Bands sehen konnten, was wiederum sehr inspirierend war. Und dann selbst auf die Bühne zu gehen und diesen Moment mit einem Publikum zu teilen, das offensichtlich auf eine ganz andere Art von Metal oder Hard Rock steht – oder wie auch immer man das nennen will – das war etwas Besonderes. Aber irgendwie endete das Ganze in einer riesigen Explosion aus purer Freude und Liebe zur Musik. Es war einfach großartig.
„Force Majeure“ war ein riesiger Erfolg. Wie hoch war für euch die Hürde, ein Album hinterherzuschieben, das nicht „kleiner“ wirken darf?
Natürlich war es in gewisser Weise eine Herausforderung – aber gleichzeitig auch nicht wirklich. Wir haben einfach das geschrieben, wonach uns in dem Moment war. Es war eine großartige Gelegenheit für uns, musikalisch wieder zueinanderzufinden. Und genau das haben wir letztlich auch getan. Ich habe das schon in anderen Interviews gesagt: Ich finde, dass „Force Majeure“ ein bisschen darunter leidet, dass es in einem Geschwisterverhältnis zu „H.E.A.T II“ steht – denn „H.E.A.T II“ ist ein verdammt starkes Album. Und es wurde veröffentlicht, als die Welt im Chaos versank.
Und auch die Band war in gewisser Weise im Chaos – Eric verließ die Band, und wir mussten gemeinsam die Trümmer aufsammeln. „Force Majeure“ hatte also eine Menge zu beweisen, und ich denke, das hat jeder von uns so empfunden. Der große Unterschied zwischen „Force Majeure“ und „Welcome to the Future“ ist, dass „Welcome to the Future“ sich einfach einen Dreck darum schert. Es ist kompromisslos, versucht nicht, irgendwelchen Erwartungen gerecht zu werden – es ist einfach das, was es ist: „Welcome to the Future“. Und das ist wohl der größte Unterschied zwischen diesen beiden Alben. „Force Majeure“ war großartig und hatte definitiv einen ganz besonderen Sweet Spot gefunden.
Aber es musste eben auch liefern, als wir damals wieder zusammengekommen sind. Es war jedoch ein schöner Weg für uns, wieder zueinanderzufinden und gemeinsam Musik zu machen. Insofern war es ein starkes Album, das seinen Zweck absolut erfüllt hat.

Kenny, im Pressetext wird deine Stimme als eine der besten der Rockszene bezeichnet. Hast du irgendwann mal drüber nachgedacht, was du ohne Mikro machen würdest?
Ich würde einfach trotzdem singen. Es spielt keine Rolle. Ich kann nur das geben, was ich habe, verstehst du. Und das bin eben ich. Du kannst mich in ein Theater ohne Mikrofone stellen, und ich könnte den Raum trotzdem füllen. Das ist einfach das, was ich tue.Ich meine, ohne dir eine ewig lange Antwort zu geben – ich habe ursprünglich als Schlagzeuger angefangen. Und ein Teil von mir fragt sich immer noch: Ist das wirklich das, was ich bin? Bin ich wirklich ein Sänger? Ist das mein Ding? Ich weiß es immer noch nicht so genau. Ich liebe einfach das Schlagzeug.
Ich liebe es zu spielen. Ich liebe es, Musiker zu sein. Und das mit dem Gesang kam irgendwie erst später dazu. Und ich fühle mich immer noch so, als wäre ich im Herzen ein Schlagzeuger. Aber hey, Mann, ich werde mich nicht beschweren – ich habe das große Glück, das tun zu dürfen, was ich liebe. Und wenn die Leute es mögen und finden, dass ich gut klinge, dann bin ich wirklich sehr glücklich und dankbar dafür. Die Musik, die wir spielen – die ich singen darf – macht mir einfach unglaublich viel Freude. Und das ist es, worauf es ankommt.
Ihr seid bekannt für explosive Liveshows – was steht live als Nächstes an? Und: Gibt’s schon Pläne für eine neue Europa-Tour?
Wir schmieden wirklich immer, immer Pläne, um auf Tour zu gehen. Wir lieben es, live zu spielen. Im Moment steht auch einiges an. Wir reisen nach Südamerika, dann weiter nach Japan. Und wir haben gerade eine Skandinavien-Tour hinter uns, waren auch im Vereinigten Königreich unterwegs. Europa haben wir also definitiv im Blick – hoffentlich sehr bald.
Was wollt ihr euren Fans da draußen unbedingt noch mit auf den Weg geben – außer einem Tinnitus?
Dann zieht euch vielleicht einfach einen Gehörschutz an (lacht). Ich weiß nicht … einfach nur: Vielen, vielen Dank für eure Unterstützung der Band. Und hört nicht nur zu – nein, weißt Du was? Scheiß auf alles, was ich gerade gesagt habe.
Geht weiterhin auf Live-Konzerte, unterstützt Live-Musik! Auch wenn es nicht eure Lieblingsband ist – wenn der Ticketpreis passt, schnappt euch eure Freunde, geht hin, erlebt Live-Musik, unterstützt die Szene. Je mehr Lärm wir gemeinsam machen, desto besser. Es ist kein Wettbewerb. Wir müssen weiter für das kämpfen, was wir lieben, und die Musik unterstützen, die uns am Herzen liegt. Und es spielt keine Rolle, ob ihr auf Black Metal steht oder auf den kitschigsten AOR – unterstützt die Live-Szene! Es gibt da draußen so viele Bands. Geht los, kauft ein Ticket, schnappt euch ein Bier, bringt eure Freunde mit und genießt Live-Musik.