GRUESOME – Silent Echoes (2025)
(9.632) Phillip (8,1/10) Death Metal

Label: Relapse Records
VÖ: 06.06.2025
Stil: Death Metal
Wer kennt sie nicht? Die Menschen, die sagen „Hmjoar, Death ist schon ganz nett, geht schon klar.“? Niemand! Diese Menschen gibt es nämlich nicht. Entweder man liebt Death oder man kennt Death nicht! Welche Menschen es aber durchaus gibt, sind Menschen mit Träumen und Visionen. Menschen, die davon träumen 34 Häuser zu besitzen, Fußballprofi zu werden oder endlich ihren eigenen Ellenbogen anlecken zu können. Matt Harvey allerdings hat eine anders gelagerte Vision: Er fragt sich, wie Death heutzutage klingen könnten und versucht mit seiner Band Gruesome, seit 2014 bereits, den Spirit von Chuck Schuldiner ins Jetzt zu transportieren.
Los geht’s sofort mit hohem Wiedererkennungswert, denn der Beginn von Condemned Identity kommt einem wohlig vertraut vor. Gruesome machen sich auch im Folgenden einen großen Spaß daraus viele kleine Puzzle-Stücke in den Songs zu verstecken, die an das große Vorbild erinnern, wie zum Beispiel der Flanger-Effekt in Frailty. Dabei sind die treibenden Kräfte dieser Band. Matt Harvey und Gus Rios, darauf bedacht nicht zur bloßen Kopie zu verkommen. So erkennt man stets ihre ganz eigene Note wieder, etwa die Stimmfärbung im Gesang oder die Neigung das Gaspedal auf Albumlänge unten zu halten. Dass sie auch zu großen Melodien fähig sind, zeigt dann Silent Echoes, das diese Virtuosität gekonnt andeutet, ohne an Geschwindigkeit einzubüßen. Ebenso bemerkenswert ist, dass auch Chucks Neigung zu virtuosen Instrumentals mit Voice within the Void (Astral Oceans) sein Zitat bekommt.

Herausragend zu erwähnen finde ich, dass Matt Harvey in lyrischer Hinsicht ganz offensichtlich vom Human-Album inspiriert war, so beschäftigen sich die Texte mit der eigenen Spiritualität und dem Sein – zum Beispiel in Fragments of Psyche, einem vielschichtigen Überflieger von Song, vollgestopft bis zum Rand mit Death-Zitaten, dass ich bei jedem Hördurchgang eine zentimeterdicke Erpelpelle bekam. Reason Denied begleitet uns dann entspannt zum Plattenschrank, oder dem heimischen Billy-Regal. Dem in den die CDs so toll einsortiert werden können, um nach der Human oder dem ebenfalls häufig zitierten Spiritual Healing zu greifen. Nicht, weil wir etwas Besseres hören wollen oder uns überzeugen wollen, wie man Death richtig spielt – viel mehr als passenden Anschluss an eine Platte die versöhnlich stimmt, nicht frustriert und schon gar nicht stümpert.
Der Sound ist wunderbar organisch, man beachte die einzelnen Snareschläge schon im Opener, die Doublebass ist im Dauereinsatz und tackert wie in bester Morrissound-Manier, der Bass unterfüttert gekonnt die präzisen Riffsalven und der Gesang ist stets präsent. Ich, jedenfalls, fühlte mich sofort heimisch. Was allerdings, trotz der wirklich sehr guten Umsetzung nicht so gut gelingt, ist der gleichbleibend hohe Wiedererkennungswert. Mansche Stücke trudeln, trotz hohen Niveaus, etwas vor sich her. Abschließend ist es dennoch das, meines Erachtens, beste Werk von Gruesome und es bleibt die Hoffnung, dass die Reise der Band weiter – vielleicht auch in die progressiven Gefilde – weiter geht!
Anspieltipps: Condemned Identity, Silent Echoes, Fragments of Psyche
Bewertung: 8,1 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Condemned Identity
02. A Darkened Window
03. Frailty
04. Shards
05. Silent Echoes
06. Voice within the Void (Astral Oceans)
07. Fragments of Psyche
08. Reason Denied