UNDECAYED – In Death’s Image (2025)
(9.625) Olaf (5,0/10) Death Metal

Label: Lethal Scissor Records
VÖ: 21.05.2025
Stil: Death Metal
Es gibt Bands, die sich über Jahre entwickeln, den ganz eigenen Sound kultivieren und mit einem Debütalbum aufwarten, das die Szene in helle Aufregung versetzt. Und dann gibt es UNDECAYED. Eine Band aus dem geliebten Schweden – was bei mir in der Regel sofortigen Speichelfluss verursacht, schließlich bin ich Death-Metal-sozialisiert mit HM-2-Kettensägen und göttlicher Rohproduktion. Doch diesmal bleibt der Sabber aus. Leider.
UNDECAYED wurden bereits 2008 gegründet, was man dem Debüt In Death’s Image eigentlich nicht ansieht – oder besser gesagt: nicht anhört. Das lang ersehnte Album erscheint nun 16 Jahre nach Bandgründung über Lethal Scissor Records. Die Historie der Band ist geprägt von Umbrüchen, Umbesetzungen, verlorenen Proberäumen und einer Pandemie, die dann endlich genug Ruhe gebracht hat, um das Werk zu vollenden. So weit, so nachvollziehbar. Und natürlich ist es charmant, wenn eine Band ein ganzes Albumkonzept der Omnipräsenz des Todes widmet – inklusive Titeln, die alle das Wort death enthalten, und einem Song, in dem der Begriff in 19 Sprachen zelebriert wird. Da kann man sich intellektuell ruhig mal kurz verneigen. Aber was hilft das Konzept, wenn die Musik dazu wirkt wie ein Vortrag über Apokalypse bei voller Bühnenscheinwerferbeleuchtung?
Musikalisch wird hier versucht, eine Mischung aus dem Brutalismus amerikanischer Schule und dem melodischen Verständnis skandinavischer Prägung zu erzeugen. Das klingt erst mal nach einer soliden Mischung – aber leider wie ein Cocktail aus Zutaten, die in der Theorie hervorragend zusammenpassen, in der Praxis aber eher wie ein Suffocation-light für Menschen mit Krisiun-Poster im Kinderzimmer wirken. Die Blastbeats sitzen, die Growls sind tief, die Riffs technisch versiert – aber eben auch austauschbar wie ein IKEA-Ersatzteil. Da helfen auch keine Zig’schen Coverkünste, kein Latin-Death-Gimmick und keine noch so martialische Lyrik, wenn am Ende das Herz der Musik fehlt: das Gefühl.

Hinzu kommt die allgegenwärtige Produktionsglätte, die das Album zwar fett, aber auch seelenlos wirken lässt. Alles ist korrekt ausbalanciert, auf den Punkt gespielt, ins rechte Lautheitsverhältnis gepresst – und dabei klinisch rein wie ein OP-Saal. Kein Dreck, kein Risiko, keine Zähne. Hier wurde eine stilisierte Abrissbirne geliefert, die zwar auf den ersten Hieb Eindruck macht, aber bei näherer Betrachtung eben doch nur aus Styropor besteht.
Natürlich steckt hier Potenzial drin – das ist unüberhörbar. Die Musiker verstehen ihr Handwerk, der Wille zur Konsequenz ist da, und die Idee, ein Death-Metal-Konzeptalbum mit Todeswahn-Fixierung zu erschaffen, ist prinzipiell nicht ohne Reiz. Aber In Death’s Image wirkt wie ein Entwurf. Ein gut gemeinter, ambitionierter Versuch, der in der Flut der wöchentlich erscheinenden Todesblei-Veröffentlichungen schlicht untergehen wird – besonders, wenn man wie ich eigentlich jeden schwedischen Death-Gurgler abfeiert, der sich nicht gerade Spotify Exclusive nennt.
UNDECAYED liefern mit In Death’s Image ein Konzeptalbum ab, das viel Idee und wenig Identität bietet. Musikalisch zu brav, zu glatt, zu profan – als hätte man aus Lehrbuchkapiteln über Suffocation, Krisiun und Konsorten ein Bastelalbum zusammengeschustert, dem aber der Eigensinn fehlt. Statt Schädel zu spalten, gibt es hier wohltemperierte Kratzer. Da hilft auch kein 19-sprachiger Totengesang, wenn die einzig universelle Sprache – die der Musik – kaum haften bleibt. Vielleicht war dieses Album notwendig, um sich freizuschaufeln. Ich hoffe, das zweite Werk bringt dann die Frische, den Mut und das Chaos, das diesem Debüt fehlt. Ansonsten stirbt hier nicht nur alles – sondern auch das Interesse.