MORBYDA – Under Her Spell (2025)
(9.667.) Phillip (8,6/10) Speed Metal

Label: Dying Victims Productions
VÖ: 27.06.2025
Stil: Speed Metal
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Es sind häufig die kleinen und unbedachten Momente, die den Musikliebhaber an sich von einer Band überzeugen. Manchmal ist es ein sehr kleiner und gerade so ausreichend belüfteter Keller in der Rostocker Altstadt. Ein Fassungsvermögen, das jedes Grundschul- Klassenzimmer Deutschlands als weitläufigen Palast erscheinen lässt, rauchige, bierschaumgeschwängerte Luft und meist gut besucht. So sah ich die äußerst umtriebigen Lederwestenträger Morbyda das bisher einzige Mal. Ein bisschen Bier als stimmungslockerndes Schmiermittel tat sein Übriges und der Leipziger Vierer um Frontmann Mogli schlug ein wie eine Fliegerbombe in den Rostocker Heinkelwerken.
Wer wissen will, wie underground zur heutigen Zeit funktioniert, wisse nun, dass das Demo(n) Tape dieser Band die Grundlage dieses Albums bildet. 2023 auf alte Flohmarktkassetten handüberspielt und dann kreativ und eigenhändig verziert, avancierten diese liebevollen ersten Signale der Band insbesondere im Osten der Republik zu geschätzten Kleinoden mit dem Versprechen, dass da bald noch mehr kommt. Es kam. Da die Protagonisten szeneintern auch keine Unbekannten sind – sie spielen unter anderem bei Sintage und Boundless Chaos – war es durch überzeugende Livepräsenz, wie etwa eine knackige Tour mit Necromancer, möglich, dass Mogli sich für die Berliner Indian Nightmare als deren neuer Sänger namens Jaguars Claw in Stellung brachte. Der Labeldeal mit Florian Grill war dann wahrscheinlich nur noch Formsache.

Zum Wesentlichen: Evil startet routiniert und steckt die Atmosphäre für das Album ab. Im Mid-Tempo grooven Morbyda los und deuten an, dass sie ganz genau wissen, wo das Gaspedal versteckt ist. Eine Drummroll später wird Mother of Decay mit sehr geilen, tragenden Melodiebögen frisch gehalten bevor gegen Ende die Soli explodieren und den Instrumenten Raum gegeben wird. Open The Gates Of Fire stampft gangshoutend heran und wem es hier nicht wohlig im Nacken zuckt, dem ist nicht mehr zu helfen. Der Song verneigt sich tief vorm NWOBH-Einfluss und wenn man ihn dreimal hintereinander ganz laut hört, erscheint urplötzlich ein Bier in der rechten Hand des Hörers oder der Hörerin. Der Beginn von Turning the Wheel of Steel gibt auch genug Zeit für einen erfrischenden Schluck bevor der Song losprescht. Hier gibt’s die Vollbedienung in Form von Gangshouts, Highspeed, gescheiten Soli, Twingitarren und eingängigen Refrains. In den Strophen allerdings ist Moglis Stimme seltsam schwammig abgemischt und wirkt, als würde sie zwischen den Saiteninstrumenten absaufen. The Curse und Sacrfice kommen im verbesserten Soundgewand daher als noch auf der Demo und entfalten so ihr abwechslungsreiches Potenzial, kommen aber im Vergleich zu den frischeren Songs nicht so knallig rüber. Generell lässt sich über Morbyda sagen, dass sie zu keinem Zeitpunkt uninspiriert wirken oder die Songs nach Schema F abreißen. Jeder Song steht für sich und behält sich kleine Überraschungen vor, wie etwa die ersten Takte von Under Her Spell die kurz zum Black Metal rüberschielen, bevor die Gitarristen Mogli und Julez komplett frei drehen. Zusammengehalten wird die Chose von Drummer Joris und Bassist Antonio die unbeirrt und eisern ihr Ding durchziehen und auch jeden Taktwechsel oder anderweitige Sperenzchen betont locker mittragen. Morbid Way of Dying resümiert dann die vergangenen Songs gekonnt und bildet den runden Albumabschluss.
Wer Bock hat, zu hören wie sich etwa Iron Maiden, gepaart mit Venator und einem Hauch frühe Dissection, gemixt mit genau der richtigen Prise Dreck anhört, sollte hier zuschlagen. Gut 40 Minuten die nicht nur auf die Omme geben, sondern auch Raum für Melodien öffnen, dabei allerdings atmosphärisch dicht sind und zu jeder Zeit authentisch. Einzig die Singstimme in den Strophen sehe ich als Manko, da nicht jeder Mensch Musik mit Studiokopfhörern genießt, wo nicht so sehr auffällt, dass Mogli kaum wahrzunehmen ist. Mit Dying Victims im Rücken sehe ich jedenfalls eine rosige Zukunft für Morbyda, so dass sie live noch umtriebiger sein dürften um die Nacken der Republik zum Nicken und die Fists zum pumpen zu bringen.
Anspieltipps:
🔥 Open the Gates of Fire
💣Turning the Wheel of Steel
🗡 Under Her Spell
Bewertung: 8,6 von 10 Punkten
TRACKLIST
1. Evil
2. Mother of Decay
3. Open the Gates of Fire
4. Turning the Wheel of Steel
5. The Curse
6. Sacrifice
7. Under Her Spell
8. Morbid Ways of Dying