MYSTIC CIRCLE – Kriegsgötter MMXXV (2025)
(9.648) Phillip (4,5/10) Melodic Black/Death Metal

Label: Roar / Rock of Angels
VÖ: 06.06.2025
Stil: Melodic Black/Death Metal
An erster Stelle stell ich eine These auf. Coveralben sowie -versionen dienen genau einer Sache: dem Spaß der ausführenden Musikanten. Die Welt wurde durch Coverversionen noch nie besser, wohl aber ein Stück weit spaßiger. Denn sobald der Spaß, so er denn gehabt wurde, der Musiker auf die Hörerschaft überspringt, gibt es hier eventuell ein bisschen augenzwinkernden Applaus. Daneben dienen Coversongs auch immer der Egobedienung der ausführenden ProtagonistInnen, beziehungsweise deren Bildungsauftrag, nach dem Motto „Schau her, kennst du den Song schon?“. Mir fallen hier ad hoc das in großen Teilen fantastische Coveralbum Writer’s Block von Evergreen Terrace oder auch Metallica mit Garage Inc. sowie Slayer ein. Weniger erwähnenswert sind dagegen unter anderem die Pop goes Punk- Sampler um die 2010er Jahre herum, das war einfach nur furchtbar – und hat, bis heute anhaltend, diesen komplett überflüssigen Internet-Trend begründet, in dem Popsongs mit „brutalen“ Vocals „metallisiert“ werden.
In diese komplett offensichtliche Falle, so habe ich gehofft, treten Mystic Circle nicht. Doch schon One Rode to Asa Bay zeigt mir, trotz sehr guter Instrumentalumsetzung, dass der Song mit Quorthon's krächzigem Gesang einfach authentischer herüberkommt und wesentlich gefühlvoller wirkt als mit Neunziger-Jahren-Black Metal-Screams. Bei den beiden Eigenkompositionen konnte mich insbesondere Azazel’s Soulfly überzeugen und sorgt für einen unterhaltsamen, cineastisch anmutenden Farbtupfer. Der Neuaufnahme von Die Götter der Urväter merkt man deutlich das kompositorische Alter an. Cry Little Sister wirkt bemüht, ist instrumental eine starke Spur mehr Industrial als das 80er Original, wird aber wiederum durch Growling und Screams derart entstellt, dass man sich fragt, ob Mystic Circle während der Aufnahmen nicht aufgefallen ist, dass die Chose so nicht gut funktioniert. Das Lowlight folgt allerdings mit Afraid To Shoot Strangers. So lange man sich dicht am Original bewegt, kann man ausschließlich scheitern. Sich daran gebührend zu beweisen, ohne den Song grundlegend umzubauen, ist einfach zum Scheitern verurteilt. Da hilft auch all der Bombast und Extrem-Metal-typische Instrumentierung nichts. Dieser packende Moment, in dem der Song mit einer göttlichen Melodieführung bei etwa 2:40 Minuten aufbricht, wird von Mystic Circle einfach komplett entstellt und mit Anlauf über den Haufen geschossen. „Das hätte man sich direkt klemmen können.“, sagen die einen. „Mutig!“ sagen die anderen.

Besser wird’s mit Death Metal. Dicht am Original, aber echte, ungekünstelte Heldenverneigung. Auch das Acheron-Cover, zusammen mit dem Celtic Frost- Überhit kommen in diesem Gewand daher. Ja, da ist nicht wirklich Platz zwischen Originalen und Cover, aber bei den vergangenen Songs haben wir schließlich gemerkt, dass zu viel Veränderung im Sinne von Mystic Circle eventuell nicht die beste Wahl ist.
Was bleibt also? Eine Coverartworkgestaltung die 1:1 die 2000er EP Kriegsgötter II, naja, covert. Was das soll wissen wahrscheinlich wirklich nur die beiden Protagonisten, A. Blackwar und Beelzebub, selbst. Ein qualitatives Auf und Nieder in musikalischer Hinsicht, gepaart mit der Erkenntnis, dass die Nummer hier ausschließlich etwas für ausgesprochene Anhänger der Ludwigshafener ist.
Anspieltipps: Azazel’s Soulfly, Acheron-Medley
Bewertung: 4,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
1. One Rode to Asa Bay (Bathory cover)
2. Die Götter der Urväter
3. Azazel's Soulfly
4. Cry Little Sister (Theme from "The Lost Boys")
5. Afraid To Shoot Strangers (Iron Maiden cover)
6. Death Metal (Possessed cover)
7. Acheron (medley) (Acheron cover)
8. Circle of the Tyrants (Celtic Frost cover)