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SODOM – The Arsonist (2025)

(9.659) Olaf (9,5/10) Thrash Metal


Label: Steamhammer
VÖ: 27.06.2025
Stil: Thrash Metal






Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als Jungspund mit schulterlangen Haaren und klobigen Kopfhörern auf dem Kopf Tapping the Vein in voller Lautstärke gehört habe – und meine Mutter dabei ernsthaft überlegte, ob sie einen Exorzisten rufen sollte. Seitdem sind einige Jahrzehnte und ein ganzer Haufen Veröffentlichungen ins Land gegangen, doch mit The Arsonist liefern Sodom nicht nur ihr bestes Album seit eben jenem 1992er-Meilenstein ab – sie lassen damit auch sämtliche Zweifel an ihrer Relevanz krachend in Schutt und Asche zerfallen.

Die Bandgeschichte? Kennt man. Ruhrpott. Bier. Krieg. Krach. Und trotzdem schafft es Tom Angelripper anno 2025, seiner Thrash-Maschine neues Leben einzuhauchen. Und zwar mit einer Kombination aus kompromissloser Oldschool-Attitüde und überraschend vielseitigem Songwriting. Die Entscheidung, das Schlagzeug analog mit einer 24-Spur-Tonbandmaschine aufzunehmen, ist nicht nur eine Hommage an alte Zeiten, sondern der Soundtrack zur Rebellion gegen überkomprimierten Digitalmatsch. Kein Plastik, kein Netz, kein doppelter Boden – nur handgemachter Lärm mit Eiern.

Und dieser Lärm hat es in sich. Schon das martialisch-schöne Battle of Harvest Moon knallt dermaßen in die Magengrube, dass ich beim ersten Hören einen Moment dachte, mein Subwoofer hätte einen Vietnam-Flashback. Für mich der stärkste Opener seit Agent Orange – und das soll was heißen. Ab Song acht – mit Taphephobia als wütendem Ausrufezeichen – wird endgültig das Gaspedal durchgetreten, als hätte jemand Nägel unter das Bremspedal geschraubt. Diese zweite Albumhälfte ist ein feuchter Traum für Thrash-Fans: böse, brutal, aber nie stumpf.

Besonders hervorzuheben ist Witchhunter, eine emotionale Verneigung vor dem verstorbenen Drummer Chris Witchhunter, die Gänsehaut erzeugt, ohne in Kitsch abzurutschen. Überhaupt wirkt hier nichts aufgesetzt. Die Produktion ist dreckig, aber durchdacht. Zwischen rotziger Direktheit und klarer Struktur pendelt The Arsonist souverän hin und her – wie ein Kettenhund, der zwar bissig ist, aber genau weiß, wann er zuschnappen muss.

Was das Line-up betrifft: Man merkt, dass diesmal alle vier Musiker mitgeschrieben haben. Frank Blackfire bringt weiterhin seine typischen Riffs und Hooks ins Spiel, York Segatz steuert epische Akzente bei, und Drummer Toni Merkel, der selbst Gitarre spielt, überrascht mit eigenen Kompositionen. Die Mischung macht’s – und was für eine! Und dann ist da noch Tom. Meine Fresse, hat der Mann jemals besser geklungen? Seine Stimme ist ein Panzer mit Brandbeschleuniger. Wenn er auf Sane Insanity loslegt, könnte man glauben, Lemmy, Araya und Cronos hätten sich zum Stammtisch im Ruhrgebiet getroffen und entschieden, dass Angelripper diesmal übernehmen darf – und zwar alles.

Wer jetzt mit dem Puristen-Finger wedelt und meint, das sei nicht mehr Persecution Mania, dem empfehle ich einen Blick in den Spiegel. Musik darf und soll sich entwickeln. Und wenn sie das mit so viel Verve und Schlagkraft tut wie hier, dann gehört sie gefeiert – nicht zerredet. Dass sich Sodom trotz ihrer langen Geschichte immer noch wie hungrige Straßenköter gebärden, ist bemerkenswert. Während die anderen "Big Four" des Teutonen-Thrash ihre Legacy verwalten, zündet Tom lieber Molotowcocktails. Und falls an der Meldung etwas dran ist, dass Sodom auf Eis gelegt werden könnten – dann zünde ich den Arsonist selbst an.

The Arsonist ist kein nostalgischer Rückblick, sondern ein flammendes Manifest. Der Sound zwischen Abrissbirne und Präzisionsgewitter, die Spielfreude eines eingespielten Teams, dazu ein Frontmann in Höchstform – das alles ergibt ein Thrash-Album, das sich locker neben den Klassikern behauptet. Es ist roh, es ist direkt, es ist ehrlich. Und es macht verdammt nochmal süchtig. Ich höre es seit Wochen – und die Begeisterung der Erstlauschung hat nicht einmal einen Kratzer bekommen. Rock Harz, ich komme. Und ich hoffe, Sodom bleiben uns noch lange erhalten. Denn dieses Feuer darf nicht erlöschen.

Anspieltipps:
🔥Battle of Harvest Moon
💀Taphephobia
🎸Sane Insanity


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. The Arsonis
02. Battle Of Harvest Moon
03. Trigger Discipline
04. The Spirits That I Called
05. Witchhunter
06. Scavenger
07. Gun Without Groom
08. Taphephobia
09. Sane Insanity
10. A.W.T.F.
11. Twilight Void
12. Obliteration Of The Aeons
13. Return To God In Parts



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