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PHANTOM – Tyrants of Wrath (2025)

(9.547) Olaf (7,0/10) Speed Metal


Label: High Roller Records
VÖ: 25.04.2025
Stil: Speed Metal






Es ist wieder soweit: Der Underground bebt. Die Kutten juckeln, die Fanzines überschlagen sich, und irgendwo in einem feuchten Keller in Guadalajara wird ehrlicher, rumpeliger Speed Metal geschmiedet, der so retro klingt, dass sogar der Schimmel an der Wand Luftgitarre spielt. PHANTOM, ein Quartett aus Mexiko, haben sich aus einem Spaßprojekt heraus in die Herzen jener gespielt, die mit selbstgefalteten Tapetrades groß geworden sind. Drei Demos, ein Split, ein Debüt namens Handed to Execution und eine EP mit Transsilvanien im Namen später, steht nun das zweite Album Tyrants of Wrath in den morschen Regalen. Und wie es dort steht!

Natürlich wird das gute Stück bereits als „Parforceritt“ durch sämtliche Thrash-Heiligtümer abgefeiert, wobei PHANTOM offenbar Razor, Dark Angel, Slayer und Manilla Road gleichzeitig opfern, während im Hintergrund Dance of the Spiders läuft. Das klingt erstmal episch – und ist es auch. Aber manchmal eben eher episch wie eine schlecht gefederte Fahrt in einem klapprigen 90er-Fiat durch die Pampa: viel Gerumpel, wenig Komfort.

Wer sich Tyrants of Wrath auflegt, sollte seinen Audiophilen-Chip vorsorglich deaktivieren. Die Produktion riecht streng nach feuchtem Backstein, alten Marshall-Boxen und rostiger Hi-Hat. Das Schlagzeug klingt, als hätte jemand eine Tonne Keksdosen umgetreten, die Gitarren sägen sich störrisch durch das Frequenzspektrum, und der Bass rumpelt irgendwo im Unterholz. Man könnte sagen: authentisch. Oder: 2025 hat angerufen, es hätte gern ein bisschen Dynamik zurück.

Was PHANTOM aber wirklich draufhaben, sind diese liebevollen Zitate aus der goldenen Zeit des Speed und Thrash. Wenn sie Thunderbeast oder Violent Invasion anstimmen, weht der Wind durch die Matten wie früher beim ersten Desaster-Tape. Leider wird’s mir nach der Hälfte zu viel des Guten – oder besser: des Immergleichen. Gerade wenn das Tempo angezogen wird, klingt das, als würde ein 30 Jahre alter LKW über einen Feldweg voller Schlaglöcher donnern. Ratternd, holprig, aber immerhin mit Zielstrebigkeit.

Nicht alles ist eintönig. Nimbus überrascht mit seiner epischeren Ausrichtung – man meint tatsächlich die Geister von Manilla Road und Heavy Load durch die muffigen Rillen tanzen zu sehen. Und dann wäre da noch Nazghul, ein bizarr verspieltes Monstrum mit ungewöhnlichem Aufbau, das beweist: Diese Band kann, wenn sie will, auch anders. Dazu kommen unerwartet stimmungsvolle Piano-Passagen – kurz, aber fein, wie ein Schluck Wasser in der Bierwüste.

Doch leider kippt die Stimmung auch immer wieder in Richtung „Hab ich alles schon gehört“. Das liegt weniger am Spielniveau – das ist für diese Art Musik absolut solide – als vielmehr daran, dass hier nicht wirklich viel Neues passiert. Und selbst das Alte wird irgendwann müde. Vielleicht wäre eine knackigere EP die bessere Wahl gewesen als ein elf Songs starkes Vollalbum, das sich in der zweiten Hälfte anfühlt wie ein Stechapfel im Rachen: bitter und zäh.

PHANTOM liefern mit Tyrants of Wrath ein Album ab, das für genreverliebte Kuttenfans wie gemacht ist: roh, räudig, rumpelnd. Es weht ein nostalgischer Wind durch das Thrash-Gewölbe, der all jenen warm ums Herz wehen dürfte, die ihre Musik gerne mit Kellerflair und Bieratem serviert bekommen. Für mich persönlich war das nach der dritten Runde allerdings eher ein Kaltlufteinbruch – spannend in Momenten, doch auf Albumlänge ein wenig zu viel Moos auf zu wenig Stein.

Anspieltipps:
🔥The Tower of Seth
💀Lost in the Sands


Bewertung: 7,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Poltergeist
02. The Tower of Seth
03. Violent Invasion
04. Thunderbeast
05. Nimbus
06. Dance of the Spiders
07. Tyrants of Wrath
08. Lost in the Sands
09. Nocturnal Opus 666
10. Nazghul
11. Dark Wings of Death



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