MOTHS – Septem (2025)
(9.712) Phillip (6,7/10) Progressive Doom Metal

Label: DIY
VÖ: 01.08.2025
Stil: Progressive Doom Metal
In all den Jahren der Beschäftigung mit unser aller Lieblingsmusik kommen einem ja die wildesten oder auch bemüht eigenständigsten Genrekreationen vor die Augen. Meistens sollte man sich unter diesen Bezeichnungen besser vorstellen können, was die damit bezeichnete Band so abliefern kann. Bei Progressive Doom allerdings werde ich stutzig. Was ist das? Rush auf Pferdeberuhigungsmittel? Crypt Sermon auf Speed? Vielleicht sogar beides zusammen?

Zuerst einmal heißen uns die Puerto-RicanerInnen mit cleanen Gitarreneinlage im sumpfigen Hinterland willkommen. Sloth beginnt und leitet uns in die sieben Todsünden der christlichen Mythologie ein. Sämtliche Titel stehen für jeweils eine davon.
Das Erste, worauf ich im zweiten Song Envy sofort neidisch werde, ist der voluminöse und enorm präsent abgemischt Basssound. Der klingt wirklich abartig spannend und ist für sich alleine stehend schon ein Spektakel und leitet durch einen vielschichtigen zweiten Song. Dieser wirkt sehr rund, nur die Stimme der Sängerin und Texterin Damaris Rodríguez kommt seltsam deplatziert rüber. Ergänzt wird diese durch keuchendes Growling in Greed, das glücklicherweise nur partiell vorkommt, aber dadurch seine Wirkung als Kontrast entfalten kann bevor dann wieder die, für meinen Geschmack, eine Oktave zu hohe Sängerin zu Wort kommt.
In Pride legt dann eine Stimme los, bei der ich nicht feststellen kann, von wem diese stammt, ich vermute ebenso Damaris Rodríguez. Diesmal sitzt sie allerdings hervorragend. Der Song trumpft mit starkem Einstieg, der mich an Zippo erinnert, auf und endet spacig krawallig. Ganz wundervoll.
Das kann man leider nicht über die komplette Albumlänge sagen. Zwar haben auch Lust und Gluttony ihre Stärken, aber nahezu ausschließlich wenn ein Instrument solo brillieren darf. Gespannt bin ich auch auf Wrath und erwarte ungezügelte Raserei, die ich dann auch in Form von Blastbeats bekomme. Diese klingen so wie man sich das vorstellt, wenn eine proggige Doom-Band Blastbeats spielt. Technisch sauber aber irgendwie falsch.
Mein Hauptkritikpunkt bei Moths bleibt allerdings der Gesang. Die von Jens Bogren gemasterte Platte würde wesentlich runder wirken, wenn Frau Rodríguez nicht zu 80% der Gesangspassagen in zu hohen Registern unterwegs ist. Natürlich kann die Frau klasse singen, aber das Zusammenspiel mit den Instrumenten mag mich nicht überzeugen. Insgesamt gibt es noch jeweils einen halben Punkt als (für mich als Mitteleuropäer) Exotenbonus sowie für die gelungene, warme DIY-Produktion.
Anspieltipps:
🎸Sloth
💪 Pride
Bewertung: 6,7 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Sloth
02. Envy
03. Greed
04. Pride
05. Lust
06. Gluttony
07. Wrath