Review Nr.: 2.356
Label: Scarlet Records
VÖ: 06.11. 2015
Stil: Rockoper, Rock Musical, Melodic Rock
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Vor ca. 15 Jahren, oder sagen wir der Einfachheit halber Anfang des neuen Millenniums, habe ich mich zum ersten Mal mit der spanischen Metalszene befasst, die mir damals noch sehr exotisch vor kam, obwohl sie auch eine längere Tradition hat, wenn auch diese hierzulande eher unbekannt ist. Zu den großen Namen gehörten damals wie heute Saratoga, Mägo de Oz, Tierra Santa und natürlich auch Dark Moor, doch während erstere ihrem Stil im Großen und Ganzen treu blieben, befinden sich Dark Moor in einem Zustand ständiger Veränderung.
Angefangen hat man als Power Metal Band mit weiblichem Gesang, jeder Menge Power und Tempo, bis 2003 die halbe Truppe inklusive Sängerin Elisa C. Martín ausgestiegen ist und man den Stil symphonischer und dem Gothic zugewandter interpretierte. Dass das Intro „November 3023“ dem Datum angemessen mit viel Synthesizer futuristisch daherkommt, ist daher nur allzu verständlich und weckt Interesse am weiteren Verlauf. Bereits Opener „Abduction“ offenbart dann was der Hörer auf „Project X“ erwarten kann.
Der Metal ist dem Rock gewichen, die Gitarren nur dann präsent wenn sie alleine ein Riff präsentieren dürfen, ansonsten dominieren Keyboard, Orchestersamples und öfter mal ein Gospelchor. „Beyond the Stars“ erweckt schnell „Jesus Christ Superstar“-Assoziationen, „Bon Voyage“ könnte eine Ensemblenummer sein, ab und an darf die Gitarre mal ein Solo beisteuern, was an Queen erinnert und auch das Piano darf wie bei Meat Loaf oder Savatage etwas beisteuern allerdings ohne dabei druckvoll nach vorne zu preschen.
Schnell stellt sich raus, dass sich das Hören dieser CD für mich wie ein Treffen mit so mancher alten Geliebten anfühlt, bei dem man sich fragt was aus dieser Person geworden ist, was einen verbunden hat und ob sie damals schon genauso wie heute war und man selbst nur zu verliebt um es mitzubekommen. Dann wühlt man alte Fotos durch, aber ich kann euch beruhigen „The Hall of the olden Dreams“ und „The Gates of Oblivion“ knallen noch immer und „Autumnal“ bleibt für mich weiterhin eines der Alben des Jahres 2009, selbst das 2013 erschienene „Ars Musica“ ist zwar soundmäßig ziemlich soft, aber ansonsten gut. Der Vorgänger hat sich am Barock orientiert und dementsprechend ungeschliffen kam er daher, „Project X“ hingegen ist es glatt, und selbst der mit süßem spanischen Akzent daherkommende Gesang von Alfred Romero ist erstens ziemlich leise gemischt und kann zweitens weder mit Jon Oliva, Meat Loaf oder Freddie Mercury, noch mit Andy Kuntz mithalten.
Schlussendlich gilt festzuhalten, dass man 2015 vor allem am Sound scheitert, der es mir nicht mal erlaubt ehrlich von einem guten Musical zu sprechen, wohl aber von soliden, teilweise guten Kompositionen wie der Single „Gabriel“ oder „Imperial Earth“. Oft schon habe ich die Erfahrung gemacht, dass das live noch mal ganz anders klingt, nicht so soft und glatt, aber jeder Metaler dürfte sich hier als Zielgruppe vor den Kopf gestoßen fühlen. Bleibt zu hoffen dass „Project X“ im Nachhinein wirklich nur ein Projekt war und Dark Moor sich in Zukunft wieder auf ihre Stärken berufen, die, wie man auf der Bonus CD feststellen kann, auf der sich neuinterpretierte Klassiker aus den Anfangstagen finden, in spielfreudigem gitarrenlastigem Power Metal liegen.
Bewertung: 5,0 von 10 Punkten
CD1:
01. November 3023
02. Abduction
03. Beyond the Stars
04. Conspiracy Revealed
05. I Want to Believe
06. Bon Voyage!
07. The Existence
08. Imperial Earth
09. Gabriel
10. There’s Something in the Skies
CD2:
01. In the Heart of Stone
02. Maid of Orleans
03. Nevermore
04. A new World
05. Somewhere in Dreams