Label: Solitude Productions
VÖ: bereits veröffentlicht
Stil: Funeral Doom
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Schön, hier mal eine Gruppe aus Russland besprechen zu können. Die aus Bryansk stammende Formation widmet sich der wohl langsaaaamsten Spielart aller Metalgenres. Dryom (????) präsentieren nämlich klassischen Funeral Doom, bei welchem es natürlich fast schon zum Standard gehört, keine Songs unter 10 Minuten abzuliefern. Diese 10-Minuten-Minimum-Tracks sind gefühlt noch einmal doppelt so lang, wenn Bands wie Dryom es auf die klassische Art machen, nämlich die Songs auszuwalzen und auf das Tempo von sedierten Kriechtieren zu drosseln.
Doch Dryom bringen auch etwas „Farbe“ in den grauen Doomalltag. Nach gefühlten 15 Minuten (eigentlich waren es erst ungefähr 5) erschallt im ersten Song „Mertvyi Gorod“ plötzlich eine Maultrommel. Dieses Gimmick und exotische Stilmittel werden Dryom desöfteren einsetzen und dem Maultrommler letztendlich eine wichtige Position im Bandgefüge zuweisen.
Das klingt manchmal etwas schräg; noch schräger wird es, wenn sich ein hoher, etwas schiefer Flötenton auf die dezenten Lavariffs legt. Ob es sich hier um einen Maultrommler handelt, der Flöte spielt oder dies ein elektronischer Sound ist, vermag ich am Ende nicht zu sagen.
Klar, auch das Keyboard gehört beim Funeral Doom mittlerweile essentiell dazu. Bands wie Esoteric oder Evoken haben ganze Klangkosmen an Erhabenheit, Finsternis und Größe auf diese Weise generieren können. Da fehlt den Mannen von Dryom noch ein Stück zur Weltherrschaft. Denn die Keyboard-Sounds sind mithin das Störendste an der Platte,
Teilweise gothic-lastig und an der Grenze zum Kitsch oder irgendwie nicht stimmig bis hin zu langweilig reicht da die Palette. Lediglich beim 15-Minuten Monster „Risunok“ lässt der Key-Sound erahnen, dass Erhabenheit auch bei „Dryom 2“ zu finden ist, wenn man etwas danach sucht. Hier erinnerte mich das Hauptthema gefühlsmässig etwas an den epischen Stil von Angelo Badalamenti und seine Arbeiten zu „Twin Peaks“ oder „Mulholland Drive“ .
Letztendlich ist „Dryom 2“ kein schlechtes Werk (und sollte von Genrefanatikern angetestet werden), kann sich aber im mittlerweile grösser gewordenen Funeral Doom Segment nicht ins obere Drittel platzieren. Dafür packt einen die Platte am Ende zu wenig. Wer auf Maultrommeln steht, könnte aber bei Dryom glücklich werden.
Bewertung: 6,7 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Mertvyi Gorod
02. Risunok
03. Metel
04. Ona
DRYOM (2015)
"Dryom 2" (1.906)
