Eines muss ich gleich vorweg und ohne Umschweife anmerken: Bis zum heutigen Tage konnte ich mit Kamelot nichts, aber auch wirklich gar nichts anfangen. Fragt mich nicht warum, aber ich habe die Band mehrfach live gesehen und nicht einmal konnten sie mich überzeugen. Daher auch meine Vorsicht beim Genuss des zehnten Albums von Thomas Youngblood und seinen Mannen namens „Silverthorn“, welches nun bereits während ich diese Zeilen schreiben, zum wiederholten Male rotiert. Nicht weil ich das Album nun abgöttisch lieben würde, doch interessant und vielschichtig ist der 12-Tracker allemal.
Den Anfang macht ein wirklich famoses Intro, welches aus der Feder von Keyboarder Oliver Palotai stammt und locker in einer großen Hollywood Produktion als Soundtrack hätte dienen könnte und in dem etwas biederen Opener „Sacrimony (Angel of afterlife)“, der wie Wasser auf meine Vorurteils-Mühlen floss, mündet. Doch Obacht, der fette Stampfer „Ashes to ashes“ und das ebenso polternde „Torn“ machen eine Menge Boden wieder gut, welches die ziemlich cheesige Ballade „Song for Jolee“ dann leider wieder einreißt. Also alles beim alten bei den Amis? Nein, denn danach zogen sie mächtig an und vor allem der neue Sänger Tommy Karevik kann endlich zeigen, was für ein Potential in ihm steckt. Das alles überragende „Veritas“ hätte auch locker in der Hoch-Zeit von Savatage aus der Feder eines Paul O’Neil fließen können und offenbart die scheinbar neu gewonnene Stärke der Mannen, die danach ebenfalls mit „My confession“ und dem Titeltrack die Messlatte auf einer ziemlich beeindruckenden Höhe beließen. „Falling like the Fahrenheit“ hingegen ist schon fast progressiv und fällt gänzlich aus dem Rahmen…und ist daher eines der großen Highlights von „Silverthorn“, dem „Solitaire“ in Nichts nachsteht. Die sakrale Einleitung bei „Prodigal son“ ist ebenfalls ein Gänsehaut Moment, der in einem schier unglaublichen Facettenreichtum mündet und den Song einzigartig machen, bevor das orchestrale „Cintinuum“ den Reigen beendet.
Fett produziert mit vielen Chören, weiblichen Gaststimmen und tollen Kompositionen konnten mich Kamelot mit „Silverthorn“ diesmal wirklich überzeugen und eine prima Visitenkarte für die nächsten Sommerfestivals abgeben. Musikalisch und gesanglich auf einem wirklich gehobenen Niveau ist dieses Album für Freunde von Bombast Metal ein absolutes Muss und weiß noch nach mehrmaligem Durchlauf zu gefallen. Wäre da doch nicht der erste Teil des Albums mit den vielen Auf- und Abs gewesen, wäre eine noch höhere Note im Bereich des Möglichen gewesen. Dennoch darf man nicht vergessen, wie negativ ich der Band vorher gegenüber stand.
Bewertung: starke und teilweise majestätische 8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Manus dei
02. Sacrimony (Angel of afterlife)
03. Ashes to ashes
04. Torn
05. Song for Jolee
06. Veritas
07. My confession
08. Silverthorn
09. Falling like the Fahrenheit
10. Solitaire
11. Prodigal son
12. Cintinuum