Label: Transcending Obscurity Records
VÖ: 08.05.2020
Stil: Funeral Doom
Facebook Kaufen/Bandcamp Metal Archives
Funeral Doom aus der Lombardei im Jahr 2020, da möchte man doch glatt laut auflachen und gleichzeitig verschluckt man sich daran, weil die Bilder aus Bergamo zu drastisch waren, als dass man es tatsächlich witzig finden könnte. NOCTU ist ein Projekt eines einzelnen Herrn aus Cremona, der Stadt der Geigenbauer, doch auch das hört man dem Album „Gelidae Mortis Imago“ nicht an. Am ehesten könnte man sich, um bei dem für Funeral Doom typischen Bild einer Begräbnis-Zeremonie zu bleiben, in die Person im Sarg hineinversetzen.
Es beginnt mit Tropfen, einer ebenfalls dahintröpfelnden Klaviermelodie und einem Schrei. So klingt er also, der Selbstmord im Mondschein („Suicidio Al Chiaro Di Luna“), das Intro zur dichten Dunkelheit, der Wurzel der Hölle („Fitte Tenebre (Le Radici Dell' Inferno)“). Es tut mir leid, die italienische Sprache eignet kein bisschen dafür, eine düstere Stimmung zu erzeugen. Alles klingt überaus poetisch und nach opulenter Schönheit. „Jenseits der Friedhofstore“, „Blut auf meinem Grabstein“, „Isoliert von einer Welt ohne Hoffnung“: Selbst wenn man es übersetzt, entsteht eher ein romantischer denn ein verzweifelter Eindruck.
Im krassen Gegensatz dazu steht die Musik als solche. Sie schleppt sich quälend langsam dahin, monoton, aber doch in Nuancen sich verändernd, sodass es nicht langweilig wird. Man möchte sich auf den Boden legen und wie gelähmt für immer liegen bleiben, unfähig sich zu bewegen. Insgesamt 3 solche schweren Brocken mit Spielzeiten von 16, 18 und fast 32 Minuten befinden sich auf dem Album, jeweils eingeleitet von einem kurzen (2-3 Minuten) Intro auf Klavierbasis. Das muss man erst einmal aushalten. Der mittlere der drei Hauptstücke „Lucida Oscurita Senziente“ hat in der zweiten Hälfte ein auffallend schönes Gitarrensolo, das hat Justin Hartwig von MOURNFUL CONGREGATION (Australian Funeral Doom) eingespielt.
Ich weiß nicht, ob es Menschen, die sich gerade in einer schwer depressiven Phase befinden, helfen würde, eine Musik zu hören, die genau dieses Lähmende und die Leere perfekt ausdrückt oder ob es sie noch tiefer hineinstürzen würde. Anderen Menschen wird dafür der Zugang zu NOCTU schwerfallen. Sehr faszinierend, wenn man es aushält, sich darauf einzulassen.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Suicidio Al Chiaro Di Luna
02. Fitte Tenebre (Le Radici Dell' Inferno)
03. Oltre I Cancelli Del Cimitero
04. Lucida Oscurita Senziente
05. Sangue Sulla Mia Lapide
06. Isolato Da Un Mondo Senza Speranza
NOCTU – Gelidae Mortis Imago (2020)
(6.309) Jezebel (8,5/10) Funeral Doom
