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PAIN OF SALVATION – In the passing Light of Day (2017)

(3.443) - Stefan (10)

Label: InsideOut Music
VÖ: 13.01.2017
Stil: Prog-Rock/Metal

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Eine ganze Weile ist es her, dass Pain of Salvation mit neuem Material aufgewartet haben. Fast wäre daraus nie wieder etwas geworden, denn 2014 hatte Mastermind Daniel Gildenlöw sich eine schwere Krankheit zugezogen, die ihn beinahe sogar das Leben gekostet hätte. Ein Glück, dass er sie heil überstanden und aus ihr sogar noch Inspiration für das neue Werk „In the passing Light of Day“ gezogen hat.

Dass es um Leben und Tod, um das, was bleibt und was wir nicht hinterlassen, geht, wird schon beim monumentalen Opener „On a Tuesday“ deutlich. Wenn der Sprecher den folgenden Tag erlebt, wird es sein Dienstag Nummer 2119. Da hatte jemand genug Zeit und Verzweiflung, solche basalen Bilanzen zu ziehen. Mit rund zehn Minuten, die sich trotzdem in nachvollziehbare Teile gliedern, zeigen Pain of Salvation deutlich, was kompositorisch geht. Tiefe Töne in Polyrhythmik, abgehackte Takte und schnelles Gegeneinanderspielen von Saiteninstrumenten und Schlagzeug prägen den Anfang, wobei die eher leise Strophe von einem knackigen Chorus abgelöst wird. Danach wird es deutlich ruhiger und das Ende, dass deutlich langsamer die Töne des Chorus aufnimmt, teils von zwei Oboen, teils durch die Keys, ist derartig erhaben, dass ich meine, lange nicht mehr so sinnvolle zehn Minuten verbracht zu haben.

Tongue of God“ ist bei Leibe nicht so vertrackt, wirkt aber durch die Tonsetzung dornig und sperrig. Hier ist jemand nicht mit sich im Reinen und fleht vergebens um Hilfe. Das schon vorab veröffentlichte „Meaningless“ wartet mit einem Chorus auf, der sofort ins Ohr geht. Auch hier findet sich das Wechselspiel aus ruhiger, quasi mysteriöser Strophe und breitem, geöffneten Chorus. Der seltsam klingende Anfang macht sofort Sinn, wenn er den C-Teil untermalt. Dieser näselnd-nervige Klang passt so dearatig zum Song, dass ich ihn tagelang nicht aus dem Kopf bekommen habe. Ganz ehrlich: nachdem ich schon eine halbe Stunde mit „On a Tuesday“ verbracht hatte, war die dreißig Minuten, die ich beim ersten Hören von „Meaningless“ da saß und nur noch auf Repeat drücken konnte, auch kein Wunder mehr.

Silent Gold“ ist ein kleiner musikalischer Diamant. Zu diesem Album passt er so gut wie gar nicht, weil er mit knapp dreieinhalb Minuten Dauer lächerlich kurz ist und auch ansonsten gegen die Größe aller anderen Songs nicht anstänkern kann. Klingt also nach Lückenfüller. Weit gefehlt! Ich glaube, dass dieser fast soul-artige Song dem Album eine weitere wichtige Dimension mitgibt, die „In the passing Light of Days“ so heraus stechen lässt. Außerdem, wo wir doch von sinnlos-plärrigen Balladen umgeben sind, ist es schön, auch mal wieder eine zu finden, die einfach nur schön ist.

Full Throttle Tribe“ ist gewaltig! Hier verschieben sich Rhythmen bis man das Zählen aufgibt und nur noch zuhört. Die Siebensaiter schmettern tief und brachial, was gerade beim Schluss gern mal an Meshuggah erinnert. Das muss auch sein, wenn wir im vorherigen ruhigen Part eine Zeile serviert bekommen, in der es heißt „I lost a dream today – lost thirty years today“. Da darf es schon mal ordentlich krachen im Gebälk. Wie geschickt das Schlagzeug in diesem monotonen Teil für Frische sorgt, ist eine Offenbarung.

Reasons“ geht ähnlich deftig weiter. In der ruhigen Strophe fragt der Backgroundgesang ziemlich eindeutige Fragen an die Leads, der dieser mehrdeutig ausweicht. Vorher wurde schon dreistimmig angekündigt, dass wir Gründe hören würden. Im C-Teil brüllen die Leads diese Gründe dann heraus. Selten ist eine Beziehungssackgasse sowohl textlich als auch tonal so treffend beschrieben worden. Niemand will einander verletzen, bis es nur noch vorwurfsvoll aus einem herausbricht. Das Resultat ist ein Schlachtfeld, was musikalisch perfekt dargestellt wird.

Angels of broken Things“ ist eine leise Übung in Mehrfachrhythmen und seltsamen Takten und explodiert dann in einem gewaltigen Gitarrensolo. Ist das die Erlösung, um die die Leads im Chorus gegen den Grundtakt flehen?

Bei „The Taming of a Beast“ hingegen handelt es sich um einen Stampfer feinster Provenienz. Wenn man nicht frickelt, muss man dynamisch sein. Genau das ist der Song. Fast schon langweilig wirken die ständig gleichen Abläufe in der Strophe, die dann in einer Bridge münden, die mit einem passenden Break in den Chorus. Der ist gewaltig, laut und breit angelegt… und endet in einem ironisch-fistelig vorgetragenen „… the beast gets the best in me“.

Wenn ein Song schon „If this is the End“ heißt, darf man bestimmt mit depressiv anmutenden Klängen rechnen. Der Bass spielt die Grundharmonik, ein leises Akkordeon spielt dazu. Ein ganz leiser, kraftlos wirkender Gesang trägt die Lyrics. Doch plötzlich knallt der Schrei „I want to stay!“ aus den Boxen mit aller Kraft, bevor die Lyrics eine Reprise verschiedener bereits gehörter Textteile liefern. Bilanziert der Sprecher hier? Was findet er heraus?

Der Schlusstrack „The passing Light of Day“ ist mit seinen über fünfzehn Minuten schon mal ein Brocken. Oboen und andere Blasinstrumente eröffnen den Song, bevor dann ein Siebensaiter mit reichlich Reverb und Chorus als Instrument die Lyrics trägt. Erst zur Häflte des Songs kommt die ganze Band mit ins Spiel. Sein Leben mit dem vorbeiziehenden Tageslicht zu vergleichen, was uns in unserer schnellen, sinnerfüllten Welt oftals ja gar nicht auffällt, ist schon ein mutiger Vergleich. Vielleicht fordert er uns aber auch auf, einfach mal achtsamer zu sein für feine Nuancen, die uns das Leben jederzeit zu bieten hat. Hoffentlich müssen wir dann nicht in eine solche Ausnahmesituation geraten wie Daniel Gildenlöw.

Soundmäßig ist auf diesem Album aber so was von alles im grünen Bereich (trotz der Störfrequenzen wie in „On a Tuesday“, die bei manchem Outputgerät doch schon mal grenzwertig klingen). Trotzdem habe ich selten einen so natürlichen Sound wahrgenommen, was vor allem beim Schlagzeug sehr positiv zu erwähnen ist. Generell klingen leise Passagen nicht leer und wenn die ganze Band volles Rohr gibt, ist jedes Instrument detailliert heraushörbar. Vorbildliche Studioarbeit von allen Beteiligten! Was ein tolles Album!!

Bewertung: 10 von 10 Punkten

Tracklist:
01. On a Tuesday
02. Tongue of God
03. Meaningless
04. Silent Gold
05. Full Throttle Tribe
06. Reasons
07. Angels of broken Things
08. The Taming of a Beast
09. If this is the End
10. The passing Light of Day

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