Label: Napalm Records
VÖ: 20.05.2016
Stil: Black Metal
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Es gibt Dinge, die sollte einfach jeder im Haus haben, auch wenn man sie nicht jeden Tag braucht: Bohrmaschine, Bügeleisen und ein paar bestimmte Musikalben. Wenn man sich auch nur ansatzweise für Black Metal interessiert, gehört „Nemesis Divina“ von Satyricon dazu. Dieses Meisterwerk wurde anlässlich seines 20. Geburtstages noch einmal neu gemischt, optisch aufgemotzt und erneut auf die Welt losgelassen. Ich werde versuchen, mich bei meinem Review auf das zu konzentrieren, was im Vergleich zur alten Version anders ist, denn hier geht es um das Re-Release, nicht um eine weitere Lobeshymne auf „Nemesis Divina“ an sich.
Bei einem Remix kann man sehr viel falsch machen: entweder hört man kaum einen Unterschied oder aber man fragt sich „Hä? Wie klingt DAS denn jetzt!?!“ – gerade bei einem Album, das einen schon ein halbes Leben lang begleitet, sodass es (inklusive des gewohnten Soundgewands) wie ein alter Freund ist. Nun steht also der Zwillingsbruder des alten Freunds vor einem, von dem man bisher nichts wusste. Der Kerl ist einem grundsätzlich sympathisch, den muss man aber trotzdem erst noch näher kennenlernen, bevor auch er zum engeren Freundeskreis gezählt werden kann. Ganz bizarr wird es dann, wenn der alte Freund verschwinden und in Vergessenheit geraten möchte, während man mit dem Klonschaf dasteht, quasi der George-Lucas-Effekt (versucht mal, jetzt im Jahr 2016 die Originalversion des ersten Star Wars Films – der jetzt Episode 4 heißt – zu bekommen, das wird schwierig und teuer).
Der neue Sound von „Nemesis Divina“ ist wahrnehmbar anders, differenzierter, klarer, weniger plärrig, offener, dadurch voluminöser, allgemein besser. Wahrnehmbar zumindest im direkten Vergleich beider Versionen. Im Blindtest (sprich: einfach mal auflegen und abwarten, ob jemand etwas merkt) bin ich mir dagegen nicht sicher, ob es groß auffallen würde, dass es jetzt anders klingt. Das liegt zum einen daran, dass auch das Original nun nicht unbedingt den grottigsten Sound auf Erden hatte, zum anderen kann man von einem Remastering keine Wunder erwarten, wenn nicht im Studio geschummelt und heimlich Teile neu eingespielt werden (hier eindeutig nicht). Zum Dritten ist Satyr das Kunststück gelungen, den Sound behutsam aufzupolieren (die Höhen etwas reduziert, dafür mehr Hall, irgendwie sowas in der Richtung), ohne den grundsätzlichen Charakter des Albums zu verfälschen. Darüber bin ich sehr froh, denn das letzte Studioalbum, das ebenfalls zum allergrößten Teil von Satyr höchstselbst abgemischt und produziert worden ist, hat einen Sound wie ne Kuscheldecke vorm Kamin - das hätte ich hier nicht haben wollen.
Der signifikanteste Unterschied zum Original ist, dass das Zing-Schwertzieh-Geräusch in „The Dawn Of A New Age“ weg ist (schade). Das Piano am Ende von „Forhekset“ und anderen Stellen ist deutlicher zu hören (find ich gut). Das Schlagzeug ist bis auf ein paar Akzente noch genauso weit im Hintergrund wie gehabt, wenn nicht noch mehr. Frost, die arme Socke, blastet sich einen ab und die Bass Drums sind so absolut gemutet, dass sie nicht lauter sind als die Regentropfen auf Nachbars Dach.
Wer soll das Re-Release jetzt also kaufen? Sammler, Komplettisten, Vinylfreaks („Nemesis Divina“ gab es offiziell bisher nicht als LP, nun in mehreren Farben) und jeder, der das Album bis jetzt noch nicht im Regal stehen hat, z.B. weil man damals noch zu jung war oder weil es im Laufe der letzten 20 Jahre irgendwie abhanden gekommen ist. Nicht kaufen brauchen es Gelegenheitshörer, deren Original noch in gutem Zustand ist und die sich nichts aus Extras wie einem leicht verändertem Artwork und einem lesenswerten Interview im Booklet machen (wenn sie es täten, gehörten sie in die Kategorie Sammler). Abgesehen vom Zing, sehe ich keinen Grund, bei einer Neuanschaffung explizit nach der Originalversion zu suchen, das allein ist eigentlich Empfehlung genug für die remasterte Version. George Lucas wäre stolz.
Bewertung: XX von 10 Punkten
Tracklist:
01. The Dawn Of A New Age
02. Forhekset
03. Mother North
04. Du Som Hater Gud
05. Immortality Passion
06. Nemesis Divina
07. Transcendental Requiem of Slaves
SATYRICON "Nemesis Devina" (2016)
(2.824) - Jezebel (-)
