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STORM SEEKER – Set the Sails (2025)
(9.463) Karsten (3,5/10) Pirate Folk Metal

Label: NoCut
VÖ: 14.03.2025
Stil: Pirate Folk Metal
Können Süßwassermatrosen aus der Gebirgsmarine überzeugend auf Pirat machen? Reicht es aus sich in Neuss an der Anlegestelle am Fluss, einem sogenannten Binnenhafen, genug Rum in die Birne zu schütten um sich wie auf allen sieben Weltmeeren zugleich zu fühlen? Fragen über Fragen, die das vorliegende Album überraschend deutlich beantworten kann: Nein.
Schon beim Intro wurden Erinnerungen wach an übelste B-Movie-Zeiten in den 90ern, wenn auf dem Kabelkanal mal wieder das Filmmotto „Pirat“ angesagt war. Danach wird es leider nicht besser und die Ohren werden überflutet von klanglicher Massenware, die alles in allem absolut nichts Besonderes bietet. Sie ist noch nicht einmal besonders schlecht auch wenn die Genre-Wahl „Pirate Folk Metal“ durchaus Potential für eine Trash-Perle geboten hätten. Aber selbst aus dem musikalischen Äquivalent eines SchleFaZ-Abends ist nichts geworden, denn der Kultfaktor liegt bei genau Null. Nada. Nix.
Captain Jack Sparrow war vielleicht ein miserabler Pirat, aber wenigstens hatte jeder schon mal von ihm gehört – aber auch dies ist der Humpa-Truppe aus Neuss trotz wiederholter Veröffentlichungen meines Wissens verwehrt geblieben. Es bleibt eine Art bleierne Langeweile aufgrund der Einfallslosigkeit der Beteiligten, auch wenn die Produktion professionell wirkt und die einzelnen Bandmitglieder durchaus ihre Instrumente beherrschen.

Wer will, kann sich diese Neuvertonung der klassischen Fahrstuhlmusik reinziehen und als Saufvorlage nehmen – mich hat diese belanglose Kitschorgie jedenfalls unter der Woche um 10 Uhr vormittags an starken Alkohol denken lassen. Der Hintergrund dafür war aber ganz sicher nicht das Bedürfnis zu feiern, sondern ganz klar Realitätsflucht, da ich derartig klischeeüberladenen und kitschigen Akustikmüll einfach nicht ertragen kann. Auch die ausgesprochene Radiotauglichkeit ist hier definitiv kein Kompliment und ändert nichts am stärker werdenden Fluchtreflex.
Hartgesottene Fans des Humpa-Dudel-Singsang-Genres werden hier vielleicht bedient, für alle anderen spreche ich hier aber eine dringende Warnung aus. Lasst es bitte, hier erwartet Euch nichts Gutes! Auch der Versuch den einzelnen Songs im Hinblick auf Struktur oder Melodie etwas abzugewinnen scheitert am zähen Einheitsbrei, der in seiner Beliebigkeit und Langeweile nach und nach zu Kopfschmerzen führt – und der Erkenntnis, dass die Balladen sogar noch mehr nerven als der Rest.
Mein Fazit lautet jedenfalls, dass ich vorerst einen großen Bogen um Folk machen werde! Meine Leidensfähigkeit ist fürs erste erschöpft.
Anspieltipps: Irgendwas anderes. Wetterbericht oder Verkehrsnachrichten sind da spannender und amüsanter.
Bewertung: 3,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Quora Iunnor
02. Set The Sails
03. Gouverneur of the Coco Island
04. Homeward Bound
05. Old Maui
06. Don't Break Yer Bones
07. Jack the Jolly Pirate
08. To Golden Times
09. Stormiest Seas
10. Into the Fray
11. Galway Girl
12. The Lieutenant's Lament
13. Waking of the Flood