Alben des Jahres 2023

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Wie heißt der Bürgermeister von Wesel? Jaja, wie oft haben wir das in irgendwelche Schluchten gebrüllt, um als Antwort den Namen des grauen Paarhufers zu erhalten. Das aber aus dieser netten Stadt in Nordrhein Westfalen auch eine Band kommt, die für mich (Olaf) eines der besten Alben in 2015 bislang veröffentlicht hat, wissen nicht viele, sollten sie aber, denn Kadavrik haben mich schon mit ihrem 2012er Scheibchen "N.O.A.H." komplett begeistert und legen mit dem Konzeptalbum "Grimm I & II" ein solch facettenreiches Album hin, welches ich dem Vierer so nicht zugetraut hätte. Nicht nur ich war davon begeistert, sondern auch Peter, der sich gleich Frontmann und Gitarrist Niklas zum Gespräch krallte...

Was muss man ab sofort über KADAVRIK wissen? Was macht euch momentan aus?

Niklas: Oh man, du haust du ja die richtig schweren Fragen gleich zu Anfang raus. Bin gespannt wie hart das Interview noch wird.

Grundsätzlich muss man nichts über uns wissen, man muss uns auch nicht kennen oder mögen. Darum geht es uns nämlich auch nicht mehr, und ich denke, das macht uns im Moment aus. Wir machen den Kram mehr denn je für den Spaß an der Sache, das ganze Konzept und die Musik sind deswegen auch tiefer denn je. Es ging uns nie wirklich darum zu gefallen, aber die Rockstar-Träume, die man als Junge Band in den frühen Zwanzigern noch hatte sind nun dem Realismus gewichen, aus dem was man hat und kann, das Beste zu machen. Wir haben auch keine Lust mehr uns wegen irgendwelchen ungeschriebenen Business- oder Szene-Regeln Druck zu machen. Platten kommen, wenn sie fertig sind, und klingen einfach so, wie wir es für richtig halten. 

War das schon immer so? Wie seid ihr im Laufe eurer Jahre (wie lange gibt es die Band?) an diesen Punkt gekommen?

Niklas: Uns gibt es seit dem Winter 2003/2004. Aber nein, absolut nicht, wie ich schon angedeutet habe war das früher anders. Da kam so viel, die ganzen teuren Touren, Festival Shows, überfette Produktionen, das hat enorm beflügelt, passiert ist dann jedoch nicht viel. Wir haben bis 2014 so viel erreicht, das hätten wir uns in unseren ersten Jahren nie träumen lassen. Wir sind mit Napalm Death durch Europa getourt, mit Graveworm auch, mit Gorgoroth und Belphegor. Wir waren in Norwegen, Polen, Frankreich, einfach in ganz Europa unterwegs, haben auf dem Summer Breeze gespielt… alles total unwirklich. Es hat aber auch etwas konstant enttäuschendes, wenn man so oft denkt: Hey, das bringt uns super nach vorne, und am Ende passiert dann doch wieder nichts. Weil es für den nächsten Level Investitionen braucht, die man nicht stemmen kann. Oder weil die Kontakte fehlen. Erfolg ist heute mehr denn je käuflich, und da können wir einfach nicht mehr mithalten. Daher steht ein gewisser Realismus nun über Allem. Das macht die Arbeit wesentlich entspannter, und die Ergebnisse werden auch individueller und durchdachter.


Auf eurer Seite lese ich, dass das neue Album wie ein Befreiungsschlag war… wovon habt ihr euch fei gemacht? Und war das geplant, oder habt ihr erst im Nachhinein gemerkt, dass es einer war?

Niklas: Wir machen uns eben frei von Konventionen, und von den Erwartungshaltungen an uns selbst. Hinzu kommt ein Labelwechsel, von Sonic Attack hin zu Testimony Records. Sonic Attack war klasse, Karl Walterbach hat tolle Arbeit geleistet. Tolle, sehr moderne und mutige Konzepte. Jedoch zeigte sich zunehmend, dass das nicht zu unserer Musik passte, auch nicht zu uns als Menschen. Karl ist Metaller der alten Schule. Er hat immer an uns geglaubt, und sich wirklich Mühe gegeben, aber es hat einfach nicht hingehauen. Das haben beide Parteien am Ende so erlebt und es war daher eine sehr entspannte Trennung. Bei Testimony sind wir jetzt bei jemandem, der unsere Musik absolut versteht, und sich auch insbesondere im Extreme-Metal gut auskennt. Junges Label, gute Kontakte, und realistische Arbeitsziele. Das bedeutet weniger Druck und mehr Zeit fürs Wesentliche.

Und warum ein Konzeptalbum? Wie hat das Konzept die Arbeit beeinflusst, hat es euch in eurer Kreativität eher beflügelt, oder gab auch Momente, in denen ihr euch durch mögliche Rahmen eingeengt fühltet?

Niklas: Nein, die Märchen geben kaum einen Rahmen vor. Da gibt es so viele Möglichkeiten. Die Meta-Ebene von Märchen ist so allgemeingültig, dass wir auch auf offensichtliche Bezüge zu Märchen hätten verzichten könne. Auf der anderen Seite hätten wir die Texte einfach unbearbeitet vertonen können. Da gab es keine Einschränkungen. Wir haben uns für einen Mittelweg entschieden. Wir haben die Bedeutung in den Vordergrund gerückt, Zitate jedoch immer auch mit eingebunden. Hinzu kommt, dass aus dem inhaltlichen Schwerpunkt auch direkt eine Bilderwelt vor dem inneren Auge erscheint, womit wir auch tolle Möglichkeiten für Videos und Fotos hatten. Das ist also alles sehr stimmig.

Und ging die Einarbeitung der Geschichten in die Songs von allen im gleichen Maße, oder hauptsächlich von einzelnen Personen aus?

Niklas: Inhaltlich hat sich Frank ziemlich ausgelebt, und weite Teile des Inhaltes recherchiert. Die Musik habe wie immer ich übernommen. Textlich gab es dann eine ziemlich enge Zusammenarbeit zwischen uns beiden. In all diesen Prozessen spielt die Band natürlich auch immer mit, alles wird abgestimmt und Ideen eingewoben. Ich denke, das ist der richtige Weg. Die Basis muss von einzelnen Personen kommen und dann von allen diskutiert werden. Ideen im Kollektiv zu gebären ist sehr zermürbend, im Kollektiv über Ideen und Inputs reden und sie formen, das funktioniert richtig gut.

Wird das Album nachhaltigen Einfluss auf eure Arbeit oder zukünftigen Werdegang haben?

Niklas: Das kann man nie so genau sagen. Es schweben uns bereits Ideen und Songfragmente im Kopf herum, aber ausgearbeitet haben wir noch nichts. Was jedoch klar ist, ist dass wir die intensive Konzeptarbeit beibehalten werden, und dass wir die progressiven Elemente im Sound beibehalten wollen.


Peter's Review zu "Grimm I & II"

Habt ihr in irgendeiner Form persönlichen oder auch metaphorischen Bezug zur Thematik, oder geht es womöglich nur um interessante und mystische Märchen, die man im Gewand eines stimmungsvollen Metalalbums gut transportieren kann?

Niklas: Sehr viele Menschen haben diesen Bezug, denn Märchen kennt fast jeder aus seinen Kindheitstagen. Es ist toll, diese Märchen im Erwachsenenalter nochmals zu lesen. Heute versteht man die Meta-Ebene, und nicht nur die vergleichsweise einfache Moral. Außerdem ist man heute wesentlich sensibler für die dunklen Seiten, für Grausamkeit und Abgründe. Erst mit diesem Blickwinkel erschließt sich, wieso Märchen sich so gut auch für atmosphärischen Black Metal oder Death Metal eignen. Und diesen Blickwinkel liefern wir in Form von Lyrics.

Für wie wichtig haltet ihr es überhaupt noch ein gutes Thema zu behandeln? Ich empfinde den Umgang der Szene, mit Inhalten der Musik, oft als gleichgültig. Das mag im Black Metal anders sein, aber ihr habt ja z.B. auch viele Death-Metal Elemente. Gerade hier kann man Texte mancher Bands ja fast Würfeln…

Niklas: Tatsächlich höre ich viele Bands, ohne je deren Lyrics zu lesen, oder mit Gedanken über deren Gesamtkonzept zu machen. Ich denke, solche Konzeptgeschichten sind bei den meisten Bands entweder aus dem Wunsch sich zu fordern entstanden, oder um den Fans die Möglichkeit zu geben, sich tiefgehend mit einem Thema auseinanderzusetzen. Also in eine Welt einzutauchen. Bei uns war beides der Fall, wir hatten große Lust, mal etwas zu erschaffen, das man als Gesamtkunstwerk bezeichnen kann. Ein großes Ganzes, mit Video, Musik, Lyrics, Bühnenbild, Gimmicks, Fotos, Artwork. Die Lyrics sind also nur ein ganz kleiner, wenn auch für das Gesamtverständnis sehr wichtiger Teil eines großen Komplexes. Die Lyrics sind wohl sowas wie der Schlüssel zur Welt, die wir mit dieser Platte aufmalen.

Was kann man in Zukunft von euch noch erwarten? wird es eine Tour zum Album geben?

Niklas: Wir touren unheimlich gerne. Es lagen auch bereits Angebote vor, jedoch sollte es dieses mal wirklich zu uns passen, und keine Ausbeutung sein. 30 Minuten Set als erste Band am Abend vor einem Headliner, der in einem anderen Genre unterwegs ist und nur 60 Leute gezogen hat, das kann sich schon fast erniedrigend anfühlen, wenn man daran denkt, dass man für diese Show auch noch Buy-On bezahlt hat und 800km an einem Tag im Van abgerissen hat. Tour-Life ist uns viel Wert, das macht super Spaß, wenn es läuft. Aber dafür muss eben auch das Angebot stimmen. Einzelne Shows und Festivals kommen dieses Jahr aber sicherlich noch einige.

Ansonsten kann man erwarten, dass auch jetzt, nach dem Release noch viel neuen Content auf unserer Facebook Seite geben wird, wir sind mit dem Thema noch längst nicht durch.In ferne rer Zukunft wird es dann auch eine neue Scheibe geben. Dazu kann ich aber noch nicht viel sagen.


Möchtet ihr den Fans noch was auf den Weg geben?

Niklas: Legt euren Szenestolz mal bei Seite. Im Metal gibt es viel mehr. Es gibt auch immernoch neue Ideen, neue Stile, neue Bands, die einfach gut sind, und eben keine Kopien sind. Der Schwarm rennt immernoch den Großen hinterher. Es gibt aber viele Kleine, die musikalisch und konzeptionell so viel größer sind, und da ist man als Fan dann auch einer von Wenigen, und nicht der Niemand in der Masse.

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