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NEKRODEUS – Ruaß (2025)

(9.582) Phillip (8,4/10) Blackened Death Metal


Label: F.D.A. Records
VÖ: 16.05.2025
Stil: Blackened Death Metal






Bei all der Lobhudelei, die momentan und in den vergangenen Jahren – auch von meiner Seite aus – auf das österreichische Linz einprasselt und einprasselte, könnte man glatt vergessen, dass unsere südlichen Nachbarn auch in anderen musikalischen Bereichen bahnbrechend gut aufgestellt sind. Insbesondere im Black Metal und artverwandten Spielarten sind seit etwas mehr als einem Jahrzehnt wegweisende Akzente gesetzt worden, die das komplette Genre noch immer umkrempeln. Harakiri For The Sky (nach wie vor ein unheimlich bescheuerter Bandname, sei’s drum), Karg, Perchta und die Grazer Ellende bilden da die mir sofort in den Kopf springende Speerspitze und definieren alle für sich einen ganz eigenen Sound, der sich nicht nur untereinander, sondern auch vom herkömmlichen Black Metal – so es den denn überhaupt gibt – abgrenzt.

Nekrodeus kommen ebenso aus der steirischen Hauptstadt Graz und rühren seit 2013 an ihrem ganz eigenen Gebräu, in dem Black Metal, Death Metal, ein paar Tropfen Grindcore sowie hier und da ein paar erfrischende Spritzer assigsten Punks vermischt werden, um nun Album Nummer drei in die abgründigen Schlünde von uns Zuhörenden zu spülen. Ohne Intro geht’s mit Abgrundmensch I sofort brutalst los! Blasts, eine unfassbar rohe Gitarre und ein irrsinnig knarzender Bass begleiten Sänger Stefan Rindler durch sozialkritische Themen, die dieser wie wahnsinnig ins Mikro spuckt. So geht es direkt weiter, bis Frost so etwas wie Epik ins Spiel bringt und weitaus mehr mit Dynamik und Tempowechseln spielt. Was Drummer Paul Färber hier veranstaltet, verdient ein ganz dickes Extralob! Im vierten Song To Bite the Hand That Holds the Leash wird der Fokus vermehrt auf Melodie gelegt, bevor das grandios betitelte Volkscancer die ganz grobe Keule schwingt!

Zunehmend nachdenklicher wirken dann die nächsten beiden Songs. Hier wird der alles vernichtende Krach auch mal zurückgefahren, sodass Astraldepression wirkt wie ein am Wahnsinn kratzender innerer Monolog. Im Folgenden wird auch sogleich wieder dreckig losgehardcorepunkrockt – mit Gangshouts wird lautstark Körperstrafe für Faschisten, Rassisten und Sexisten, Homo- und Transphobikern sowie ähnlichem widerwärtigen Kroppzeug gefordert. Ich unterschreibe sofort, denn: „Gedanken sind wie Bananen – niemand mag die Braunen!“ Mag dieser geile Hassbrocken auf den ersten Blick stumpf, aber wirkungsvoll wirken, so lohnt es sich generell besonders, die deutschsprachigen und österreichischen Texte zu studieren. Hier passiert eine Menge große Lyrik und verletzliche Selbstoffenbarung, die mich komplett in Staunen versetzt – weiß ich doch, wie schwer es, jedenfalls mir, fällt, so etwas zu Papier zu bringen. Chapeau an dieser Stelle!

Mit dieser gewonnenen Erkenntnis setzen Nekrodeus mit den letzten beiden Songs zum Triumphzug an, wobei ich mit dem englisch präsentierten The Seeds of Your Own Destruction ein wenig am Fremdeln bin. Wer Österreichisch bisher für eine niedlich-lustige Sprechalternative für das allgemein als ruppig geltende Deutsch gehalten hat, dem wird mit Sternenleichen, gesungen im steirischen Dialekt, komplett der Zahn gezogen. Hier ist nichts witzig. Eindringlich und erdrückend, aber auch mit einem Funken Hoffnung in der Musik – keineswegs im Text – endet Ruaß.

Der Albumtitel lässt sich mit „Dreck“ oder „Schmutz“ im Sinne von „Gesindel“ und „Abschaum“ übersetzen – und so gewöhnungsbedürftig österreichische Dialekte für mich klingen, so klang auch das Album zuerst einmal durchwachsen, aber durchaus interessant. War zu Beginn brachiale Raserei der Hauptmischer am Braukessel, wurde das Album mit zunehmender Spieldauer immer variabler, tiefer und unvorhersehbarer. Und je mehr ich mich in Ruaß reinarbeitete, umso faszinierender wurde es für mich. Punktabzug gibt es nur für den ziemlich herausfordernden Sound – da bin ich mir sicher, dass das nicht jedem gefallen mag. Ist natürlich Absicht. Darüber hinaus gibt es auch ein paar wenige unnötige Längen in den englischsprachigen Songs. Neben den eingangs erwähnten Bands, die ich zum Vergleich herangezogen habe, fiel mir dabei immer wieder Mantar ein, die jetzt vielleicht nicht die größte Ähnlichkeit im Sound haben, aber in Sachen Attitüde und Echtheit absolut als Referenz taugen!

Anspieltipps:
🔥Abgrundmensch I 
☠️Volkscancer 
🎸Körperstrafe 
🔥Sternenleichen


Bewertung: 8,4 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Abgrundmensch I
02. Sarg aus Fleisch
03. Frost
04. To Bite the Hand That Holds the Leash
05. Volkscancer
06. Abgrundmensch II
07. Astraldepression
08. Körperstrafe
09. Trümmerjugend
10. The Seeds of Your Own Destruction
11. Sternenleichen



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