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POWER SURGE – Shadows Warning (2025)

(9.566) Olaf (9,5/10) Heavy Metal


Label: FHM Records
VÖ: 02.05.2025
Stil: Heavy Metal






Wenn ich POWER SURGE höre, denke ich ehrlich gesagt nicht an melodiösen Heavy Metal, sondern eher an grün glühende Schriftzüge, New Yorker Sewer Thrash und Bobby Blitz in Camouflagehose. Doch der Schein trügt – und zwar gewaltig. Denn was sich hinter dem eher kernig klingenden Namen verbirgt, ist eine wahre Offenbarung für Freunde klassischer, melodischer, aber niemals kitschiger Metal-Kunst. Und das, obwohl POWER SURGE eine blutjunge Band ist, gegründet 2024 von Roko Nikolic (Kroatien) und Srdjan Bilic (London). Man merkt sofort: Die Jungs haben nicht einfach Bock auf Metal, sie haben ihn im Blut – und zwar literweise.

Bereits mit ihren ersten Demos gelang ihnen der Ritterschlag: Opener für Fifth Angel, Labeldeal mit FHM Records, und direkt auf die Bühne des Keep It True – wenn das kein göttliches Timing ist. Und nun steht Shadows Warning in den Startlöchern, oder besser gesagt: Es ist schon fast wieder ausverkauft, noch bevor es regulär erscheint. Aber keine Sorge – Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Und die wird hier mehr als belohnt.

Denn was POWER SURGE auf ihrem Debütalbum abliefern, ist nichts Geringeres als ein Hochamt an den Heavy Metal der späten 80er – aber ohne Staub, dafür mit ordentlich Schubkraft. Statt mit durchgenudelten Standard-Riffs oder aufgesetztem Pathos zu langweilen, liefern sie ein kompaktes, 42 Minuten langes Paket, das von vorne bis hinten einfach nur Spaß macht. Und zwar so viel, dass man am liebsten gleich seinen Job kündigen, sich einen Spandex-Overall überziehen und die nächste Tribute-Show im Cart & Horses buchen möchte – eben genau dort, wo auch das Video zur Carry On-Warriors Coverversion gedreht wurde. Ein Ort, an dem Iron Maiden geboren wurde und zu dem ich persönlich eine tief emotionale Verbindung habe. Kein Witz, ich habe dort mal einen halben Liter überteuertes Ale verschüttet und Doug Sampson getroffen – sakrale Momente.

Roko Nikolic ist ein echtes Pfund – seine Stimme erinnert frappierend an einen jungen John Bush, mit all der Autorität, Kraft und Charisma, die man sich für diese Art von Musik nur wünschen kann. Und auch die Armored Saint-Parallelen sind nicht zu leugnen, sei es im Riffing oder in der gesamten Attitüde. Trotzdem ist das hier keine Kopie, sondern ein würdevoller Neuzugang zur Champions League des traditionellen Metal. Srdjan Bilic und Calvin Lever zaubern ein Riffgewitter, das sich gewaschen hat, ob treibend wie bei No Turning Back oder episch wie in Calm Before the Storm. Und über allem liegt ein fetter Soundteppich, der nicht nur „gut produziert“ ist – der ist mega produziert. Selten so ein sauberes, aber dennoch wuchtiges Klangbild gehört, das gleichermaßen Druck und Dynamik liefert.

Ein kleiner Geniestreich ist auch die Balkan-Hommage Carry On, ein Song der legendären Warriors, dem hier mit den Co-Vocals von Dejana ein ganz neues Leben eingehaucht wird. Manchmal passt eben alles so gut wie Arsch auf Eimer – dieser Fall gehört definitiv dazu. Wenn man bedenkt, dass das Album gerade mal das erste Lebenszeichen dieser Band ist, dann kann man sich nur verneigen. Oder niederknien. Oder – in meinem Fall – gleich den ganzen Besen fressen, den ich mir zurechtgelegt habe, falls sie nicht in den nächsten fünf Jahren durchstarten.

Dass das Ganze auch optisch überzeugt, sei der Vollständigkeit halber erwähnt: Das Artwork knallt, das Logo sitzt, die Energie ist greifbar. Und während viele andere Debüts mit zu vielen Songs, zu wenig Substanz oder zu viel Pathos straucheln, bleibt Shadows Warning vom ersten bis zum letzten Ton spannend. Keine Lückenfüller, keine Durchhänger, keine Fremdscham-Ballade – einfach ein rundes Ding.

POWER SURGE ist nicht einfach nur eine neue Band – sie sind eine Naturgewalt, die sich anschickt, dem klassischen Heavy Metal ein neues, frisches Gesicht zu verpassen. Shadows Warning klingt nicht wie ein Debütalbum, sondern wie das Manifest alter Hasen, die genau wissen, wo die Doublebass hängt. Wer auf melodischen Metal steht, dabei aber nicht einschlafen will, der wird hier mit offenen Armen empfangen – und direkt in einen Moshpit aus fantastischen Riffs, fantastischem Gesang und fantastischer Produktion geschleudert. Ich sag’s, wie es ist: Kaufen. Kaufen. Kaufen. Und wenn euer Plattenhändler zuckt und murmelt „leider vergriffen“ – dann wisst ihr, dass ihr auf dem richtigen Weg seid. Dieses Album gehört in jede gut sortierte Sammlung – und in jede verdammte Playlist, die mehr sein will als akustisches Tapetenmuster. Schon jetzt: DAS Heavy Metal-Album 2025. Und das von einem Newcomer. Ich bin verliebt.


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Shadow Warning
02. A Dream into a Nightmare
03. Breathe new Life
04. With the Drawning
05. No turning back
06. Calm before the Storm
07. Carry on
08. Last Man standing
09. Burnout 



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