THE GREAT SEA – Noble Art of Desolation (2025)
(9.506) Schaacki (9,9/10) Atmospheric Black Metal

Label: AOP Records
VÖ: 25.04.2025
Stil: Atmospheric Black Metal
The Great Sea sind ein noch ganz neues Projekt zweier versierter Musiker, die eigentlich keinen allzu großen (Black) Metal Background haben, und doch könnte ihr Debüt Noble Art of Desolation die Szene ziemlich aufwirbeln. Wenn ich davon spreche, dass wir es hier nicht mit klassischen Blackis zu tun haben, bedeutet das im Detail, dass hinter The Great Sea die Gründer Janosch „JR“ Rathmer und Stefan „SH“ Hackländer stehen. Erstgenannter ist ebenso Schlagzeuger bei Long Distance Calling und der Metalszene durch seine einstigen Aktivitäten mit der Melo Death Combo Misery Speaks vielleicht nicht ganz unbekannt. Zweiter ist seit Jahren mit Ordeal & Plight auf rockigen Pfaden unterwegs, spielt aber ebenfalls bei den misanthropen Black Horizonz. So sind beide Künstler also zwar in erster Linie eher im Post Rock beheimatet, den härteren Klängen aber doch nicht gänzlich fremd.
Was aber entsteht, wenn sich ihre Wege kreuzen und sie außerdem noch Unterstützung von Gastsängern wie Azathot (Gràb, Ex-Dark Fortress) und Phil „sG“ Jonas (Ex-Secrets Of The Moon) bekommen, verrät Noble Art of Desolation. Vorab dürfte bei dieser Konstellation jedenfalls jedem klar sein, dass Tiefgang und Atmosphäre zu erwartende Elemente sein werden…
Und genau dies bestätigen bereits die ersten Töne des Openers The Water Remains: Der Hörer wird langsam an den Song herangeführt und Takt um Takt umgarnt. Die zu erwartenden post-igen Elemente bereiten den Einstieg, bis dann die Wogen höher und wilder schlagen und letztlich die volle Klangwelt offenbaren. Schon jetzt ist gewiss, dass dieses Album nicht einfach nur unterhalten, sondern den Lauschenden entführen will. Willkommen in Noble Art of Desolation!

Die Federführenden hinter The Great Sea mögen, wie erwähnt, nicht direkt dem Dunstkreis der Szene entspringen, haben aber definitiv Kontakt zu dieser. Dies beweist einmal mehr die Zusammenarbeit mit dem einstigen Secrets Of The Moon-Sänger sG – der Track Eden Unfolded harmoniert vollends mit seiner Stimme und diese wiederum mit dem Songwriting, sodass Erinnerungen an die erwähnte Band durchaus aufkommen und ihren Fans sicher mindestens ein wohliges Grinsen abverlangen werden. Mit The Maze nimmt die Reise noch mehr Fahrt auf, wird rasanter und dunkler. Inzwischen ist der Hörer vollends in der Welt des atmosphärischen, melodischen Black Metals angekommen. Die Nummer ist wuchtig und packend und weiß sehr zu gefallen.
Es folgt die bereits angekündigte zweite Kollaboration: Nun veredelt Azathot mit seiner markanten Stimme den Song No Peace Among Men, die zum melancholischen, dystopischen Sound der Musik passt wie die Faust aufs Auge. Auch dieses Stück wächst und wächst und wächst, wird immer größer und tiefer, dass es nur noch ein Wort gibt: Episch!
Und eigentlich beschreibt dieses Wort das ganze Album nahezu perfekt. Denn die Reise, die der Hörer mit Noble Art of Desolation antritt, gleicht einem Epos. Alle Songs haben in sich ein riesiges Spektrum an Musikalität, das erst einmal erfasst und ergründet werden muss. Obendrein funktioniert aber auch das komplette Album als ein komplexes, in sich stimmiges Gesamtwerk. Die Tracks bauen unwahrscheinlich gut aufeinander auf und halten den Spannungsbogen über die volle Länge der Scheibe. The Great Sea überzeugen mich mit ihrem Debüt in allen Bereichen und werden das wohl auch bei jedem anderen tun, dessen Herz ebenfalls für tiefgründige, komplexe und abwechslungsreiche extreme Musik schlägt. Genialer Einstand!
Anspieltipps:
🔥The Maze
💀No Peace Among Men
Bewertung: 9,9 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. The Water Remains
02. Eden Unfolded
03. The Maze
04. No Peace Among Men
05. Fading
06. Upright in Nothing
07. Walking at the Edge of Death