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Live on Stage-Report: JUDAS PRIEST| KVELERTAK

23.06.2022 - Stuttgart @ Schleyerhalle




50 Years Of Heavy Metal


Vor Kurzem fand ja in Stuttgart der Katholikentag statt. Doch den wahren Gläubigen zog es am 23. Juni zu einem Gottesdienst ganz anderer, und tausendfach cooleren Art in die schwäbische Landesmetropole. Die Huldigung des Metal Gods und seiner Mannen. Dies bedeutet auch ein Novum bei Zephyr’s Odem: ein Livebericht vom ollen Godau. Selbiger hatte sich 2019 entschlossen, doch mal wieder zu einem großen Konzert zu gehen, und ein Ticket für die anstehende JUDAS PRIEST- Tour zu kaufen. Prompt grätschte Corona rein, und das bewirkte schlussendlich zwei Jahre Wartezeit und ständiges Bangen, ob die Band dann noch in der Lage wäre, diese Ochsentour zu fahren.

Und ja, sie war. Doch dazu später. Ich mich also auf den Weg zur Schleierhalle gemacht, aufgeregt wie ein kleines Kind vor der Weihnachtsbescherung, schließlich hatte ich meine Idole das letzte Mal vor dreizehn Jahren live erlebt. Es war so schon eine Affenhitze, dass ich mir sogar überlegt habe, ob ich die Kutte überziehe. Doch da meldete sich mein innerer Hauptfeldwebel und befahl: Anzugsordnung, Soldat! Nun gut, ich kam also schon total verschwitzt am Ort des Geschehens an, und somit war es dann auch egal, wie heiß es noch hergehen würde. Als ich mich mit meiner Gehhilfe in den Bereich vor der Bühne geschleppt hatte, pries ich mich im Nachhinein für die Idee, doch noch ein paar Euro für den „Golden Circle“- Stehplatz investiert zu haben, denn die normalen Stehplätze fingen erst so zehn, zwölf Meter von der Bühne entfernt an. Und für einen Schrumpfgermanen wie mich ist weit hinten stehen gleichbedeutend mit visueller Abschottung. Ich möchte mich auch gleich für die miese Qualität der Fotos entschuldigen, denn den narrativen Gesetzen, nach denen die größten Leute vor einem stehen, konnte ich mich dennoch nicht entziehen. Und wenn ein zwei-Meter-Mann vor einem sein Handy hochhält, um ganze Songs auf Video aufzunehmen, scheitert meine Armreichweite dramatisch. (Danke hier auch an Ralf „Haubersson“ Hauber, der mir da etwas ausgeholfen hat).

Das Publikum war natürlich altersmäßig von höherem Durchschnitt. Es gab auch viele junge Gesichter, die auch zumeist mit Kutte angereist waren, doch größtenteils war dann doch die Altherren/-Damen Riege zugegen. Erstaunlicherweise etliche der Oldster mit langen Haaren. Nur alte Rocker mit langen Haaren UND Kutte waren seltener. Doch diese Kategorie wurde ja von mir besetzt. T-Shirt-technisch überwiegte natürlich PRIEST, aber auch MOTÖRHEAD und AC/DC waren recht zahlreich vertreten. Einige Leute hatten auch eine knackige Anreise hinter sich. Mir sind französische Autokennzeichen aufgefallen, und direkt hinter mir stand ein Trupp Schweizer.

Den Aufheizerposten hatten die Norweger KVELERTAK inne, die vielleicht etwas unglücklich gewählt waren, denn viele der ‚alten Säcke‘ meiner Generation waren doch eher wegen PRIEST angereist, und konnten mit dem Punk/Hardcore-lastigen Heavy Metal der Jungs aus Stavanger, der ab und an auch mal ein Black Metal- Riff zutage förderte, wenig bis nichts anfangen. Trotzdem brachten die Norweger ordentlich Power auf die Bühne und heizten einen guten Teil der Audience schon mal gut auf. Die Combo begann auch gleich mit dem einzigen Song, den ich von denen schon kannte, womit ich nicht ganz ins kalte Wasser geworfen wurde. Sänger Ivar sprang, rannte und hüpfte wie ein Rumpelstilz auf Speed durch die Gegend und sorgte auch damit für ordentlich Energie auf der Bühne. Der Sound war fett, und mit drei Gitarren wummerten KVELERTAK auch ordentlich Druck in die Magengrube.

Die Songs an sich, größtenteils auf Norwegisch gesungen, sind mir allerdings unbekannt, weshalb ich hier keine Setlist angeben kann. Alles in allem keine schlechte Performance, doch hauptsächlich waren wir alle ja wegen zwei Worten da: JUDAS PRIEST.

Und dann war es soweit. Das riesige, beleuchtete JUDAS-Cross erhob sich wie von Geisterhand in die Luft und schoss Lichtsalven in die Fangemeinde, und die Band startete mit „One Shot At Glory“. Sofort fiel wieder der absolut geniale Sound auf, der in keiner Weise verwaschen wirkte, und alle Feinheiten hörbar machte. Sogar Ian Hills Bass konnte man brummeln hören. Das Gitarrenduo Faulkner/Sneap ließ auch keine Wünsche offen, und man vermisste die Legenden Downing/Tipton eigentlich nur optisch. Scott Travis thronte über allem und machte einen völlig entspannten Eindruck und verpasste den PRIESTern den Herzrhythmustakt. Doch die Hauptsache war, Rob Halford war in Höchstform. Der Mann meisterte die Screams mit Bravour und selbst bei der Königsklasse halfordscher Screaminalgeschichte, „Painkiller“, kam er absolut souverän rüber.

JUDAS PRIEST haben sich bei ihrer Setlist größtenteils auf die alten Klassiker besonnen, ausser „Ligntning Strike“ vom „Firepower“- Album fand sich nichts aus der Post- „Painkiller“- Ära. Der eine oder andere mag seinen Lieblingssong vermisst haben. Allerdings mussten zwei Songs der „In Stuttgart haben Konzerte zu einem bestimmten Zeitpunkt zu Ende zu sein“- Regel weichen, und zwar waren dies „Rocka Rolla“ vom Debüt und „Desert Plains“, der meiner Meinung nach beste Song von „Point Of Entry“. Doch wenn man alle Klassiker der Band hätte spielen wollen, würde das wohl für mindestens drei weitere Konzertabende reichen. Ich für meinen Teil hätte auch gern „Screaming For Vengeance“, „Eat Me Alive“ oder „The Ripper“ gehört.

Aber es war ja auch zu meinem Besten. Denn ab „Victim Of Changes“ machten, passend zum Titel, meine Beine zu. Und zwar der Zehenbereich im rechten, und das Fußgelenk im linken Bein. Die Vernunft redete mit Engelszungen auf mich ein, mich doch besser zur Seite zu verkrümeln und den Rest des Konzertes eher zu hören als zu sehen. Doch gegen die geballte Lust am Metal hatte dieses kleingeistige Gewinsel keine Chance. Der „Sentinel“ und seine „Hell Patrol“ ergriffen erbost ihre Laserwaffen und scheuchten den spaß verderbenden Besserwisser in die Wüste und ließen ihn unter „Blood Red Skies“ elendiglich verdursten.

Am Verdursten war ich mittlerweile auch, hatte ich doch mindestens schon zwei Hektoliter ausgeschwitzt. Doch jetzt wegrennen, um was zum Saufen zu holen? Alter, das wäre Fahnenflucht. Und wenn zum Solo von „Victim Of Changes“ ein passendes Video von Glenn Tipton auf die Videoleinwand geworfen wird, hat man gefälligst standhaft zu huldigen. Basta!

Die zwei Cover „The Green Manalishi (With The Two Pronged Crown)“ und „Diamonds And Rust“ – letzteres wieder in der ursprünglichen Version dargeboten – waren Pflicht, und wurden auch hintereinader abgespult. Und dann ergriff Scott Travis das Wort und brachte die Fans dazu, lautstark den Song zu fordern, der wohl über eines der bekanntesten Drumintros aller Zeiten verfügt. „Painkiller“. Und die Massen tobten, Halford schrie sich die Seele aus dem Leib und gab wirklich 110 Prozent. Und es funktionierte. Ich spürte teilweise keinen Schmerz mehr. Oder waren meine Haxen schon abgestorben? Egal.

Nach der obligatorischen, und nie ernst gemeinten ‚wir machen dann mal Schluss‘- Phase ertönte dann das Intro „The Hellion“ vom Band, von den Fans mitgegrölt, bevor dann logischerweise das „Electic Eye“ penibel darauf achtete, dass auch jeder Spaß hat.

Und dann war es so weit. Brummelndes V2- Geblubber erscholl, und Herr Halford ritt auf seinem Milwaukee- Eisen, lederbemützt und sonnenbebrillt auf die Bühne und gab, auf dem Bock sitzend, „Hell Bent For Leather“ zum Besten. Und wenn man schon den Outlaw - Biker mimt, ist „Breaking The Law“ die logische Fortsetzung.

Zum Schluss brachten JUDAS PRIEST die Halle noch einmal mit „Living After Midnight“ zum Kochen, inklusive aufblasbarem, rotäugigem Stier. Und das war dann auch für mich das Restprogramm des Abends, denn nachdem in mittels den Öffis zuhause ankam, war es dann auch schon fast ein Uhr. Ein Absackerbierchen und ein völlig aufgekratztes Hirn ließ mich dann auch erst gegen drei Uhr Schlaf finden. Doch zurück zum Konzert!

JUDAS PRIEST waren an diesem Abend in absoluter Topform. Rob Halford gelingt es immer noch, trotz des altersbedingt nicht mehr so exzessiven Stageactings, das Volk um den kleinen Finger zu wickeln, und musste sich nicht anstrengen, die Fans zum Mitsingen und Feiern zu animieren. Natürlich wechselte er wie üblich seine Monturen mehrmals, und ich habe den Eindruck, wenn er andeutet, sich ein paar neue Bühnenoutfits zulegen zu wollen, steigen die Aktienkurse der Nietenindustrie schneller als die von Rheinmetall während eines Krieges. Außerdem zeigte die Band eine gewaltige Spielfreude und ließen nie den gelangweilten Superstar raushängen. Faulkner machte ständig irgendwelche Faxen und Rob interagierte mit dem Publikum, als würde es zur Band gehören.

Meine euphorische Stimmung konnte ich bei einigen Gesprächen mit anderen Fans zu hundert Prozent verifizieren. Alle, mit denen ich gequatscht habe, waren von diesem Gig absolut überzeugt und völlig begeistert. Und wenn die Fans beim Verlassen der Konzerthalle „PRIEST, PRIEST, PRIEST“ skandierend dem Ausgang zustreben, spricht das Bände. Und jetzt noch, während ich das schreibe, schummelt sich ein Freudentränchen in den Augenwinkel. Und die Ankündigung auf der Videoleinwand „The Priest Will Be Back“ lässt vermuten, dass JUDAS PRIEST immer noch hungrig genug sind, der Welt die Segnungen des Heavy Metal zu predigen. Und ich beuge mein schmerzendes Gebein vor der Energie, gerade eines Rob Halford und eines Ian Hill, die sich mit der Frischzellenkur durch Ritchie Faulkner und Andy Sneap scheinbar ebenfalls verjüngt haben. Und es bewahrheitet sich ein weiteres Mal:

The only priest I ever will listen to is the JUDAS PRIEST. Metal is my religion, and JUDAS is my PRIEST. Hail to the Metal God an his Host eternally! PS: ich will ein neues Album!

Setlist in Olaf‘s Livebericht aus Berlin




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