Alben des Jahres 2023

DIE Alben DES MONATS (02/24)

Audio Interviews

wo wir waren

Interviews

Wir hörten früher gerne

So fing alles an

25.-26 November 2016 – Hohenstein-Ernstthal @Schützenhaus

Kurz bevor mit dem 1. Advent der Winter eingeläutet wurde, wurde ganz und gar unchristlich der Herbst in Hohenstein-Ernstthal verabschiedet. Das Schützenhaus ist ein toller Saal für größere Veranstaltungen (es sollen um die 600 Leute reinpassen, dann wird’s aber wirklich eng) und hat wirklich alles, was man sich als Band oder Besucher wünschen kann: eine große Bühne, einen vernünftigen Backstagebereich, seitlich neben dem Tanzparkett gibt es erhöhte Emporen, sodass man gut sehen kann, genügend Sitzmöglichkeiten, eine gut bestückte Bar zu humanen Preisen, sogar einen gescheiten Parkplatz gibt es. Nur eines konnten die eifrigen Leute vom Iron Eagle Club Lugau nicht herbeizaubern, nämlich zahlreiche Besucher. Die hätten schon selbst kommen müssen.

Der Freitag startete arbeitnehmerfreundlich erst 21:00 Uhr mit Narvik aus dem äußersten Südwesten der Republik und wenn ich grob überschlage und noch ein paar Leute Band-Anhang und Crew abziehe, können in dem Moment nicht viel mehr als 20 zahlende Besucher dagewesen sein. Davon haben sie sich zum Glück nicht stören lassen: Halbe Schweineköpfe mit Räucherstäbchen gespickt, die Musiker mit Blut und Farbe besudelt, so wurde uns ein leckeres Black Metal Menü serviert, das ausschließlich aus Songs vom aktuellen Album „Ascension to Apotheosis“ bestand. Der Grund hierfür war, dass kurzfristig Lykanthrop (Mor Dagor, Nargaroth) an den Drums einspringen musste (inzwischen gibt es einen neuen festen Drummer an Bord). Diejenigen, die da waren, haben Narvik gnadenlos abgefeiert und anschließend den Merch-Stand (fast) leergeräumt.

Auch die Dresdner Ad Cinerem hatten ein kleines Personalproblem, die mussten den Gig ohne Basser bestreiten, das ging aber erstaunlich gut. Der zähflüssig-doomige Black Metal entfaltete seine Macht auch ohne Schnickschnack im inzwischen etwas mehr gefüllten Saal: es hatte noch immer jeder seinen eigenen, großzügig bemessenen Tanzbereich, aber fast jeder bis hinter zu Bar hat sein Haupthaar geschüttelt. So schnell kann eine Stunde rum sein, davon hätte ich gern noch mehr gehört. Die Debut-EP „Once Mourned… Now Forgotten“, die vergangenen Herbst erschien, ist nun offiziell ausverkauft, umso sehnsüchtiger warten wir auf den ersten Longplayer „Shadows of Doubt“, der in den Startlöchern steht und voraussichtlich in diesem Jahr noch erscheinen wird.

Als anschließend Enisum ihren Kram aufbauten, wurde unter anderem erst einmal ein Sack voll Geäst auf der Bühne verteilt. Die Rauchwaren dufteten auch ein wenig anders als bei Narvik (nicht nach Kiff, weder bei den einen noch bei den anderen). Von den Italienern gab es eine atmosphärische und offensichtlich sehr naturnahe Version von Black Metal auf die Ohren. Die (von mir mit Skepsis erwartete) weibliche Stimme fehlte an dem Abend, entweder war auch hier jemand verhindert oder Fräulein Epheliin gehört nicht zum Live-Ensemble. Das war eine wirklich schöne, stimmungsvolle Darbietung, das Publikum war inzwischen auf vielleicht knapp 100 Leute angewachsen und den meisten schien es zu gefallen, auch wenn die 90 Minuten Spielzeit sich am Ende ganz schön lang angefühlt haben. Enisum werde ich auf jeden Fall nochmal in Ruhe auf Konserve antesten.

Am Samstag stand laut Plan die erste Band Asphagor schon 18:30 Uhr auf den Brettern. Als wir um 6:66 p.m. (also abends kurz nach um 7) ankamen, tobte dementsprechend der Deibel, pardon: der Morgoth schon über die Bühne. Ganz so pünktlich schienen sie aber nicht angefangen zu haben, denn wir konnten noch einen Großteil der Show sehen und darüber bin ich wirklich froh. Der Mikroständer mit einem Knochentorso behangen, die Backdrops und Arbeitskleidung sahen aus wie aus einer Gruft gezerrt, alles sah nach gutem alten Black Metal aus und genauso klang es auch. Die Tiroler haben für meinen Geschmack genau die richtige Mischung aus bösartigem Gepolter und Melodien gefunden und der kleine Fronst-Psycho schrie ständig am Mikro vorbei, weil er mehr aus sich herausschreien musste als zu hören sein sollte. Großes Kino.

Auf Wandar hatte ich mich nach deren Show auf dem In Flammen gefreut, die wirkten im direkten Vergleich zu Asphagor aber etwas blutleer. Das machte aber nichts, denn sie hatten eine treue Fanschar dabei, die den melodischen Black Metal der Hallenser abgefeiert haben, während wir uns auf der Empore eine Bockwurst genehmigten. Auch am Samstag war das Schützenhaus weit davon entfernt, voll zu sein, aber es waren bereits zu der frühen Stunde mehr Besucher anwesend als am Abend zuvor.

Werian aus Thüringen waren so ein bisschen das Überraschungsei. Relativ spät als Ersatz für Mosaic ins Billing gerutscht, kannte die kaum einer. Während des Aufbaus trug der eine ein Hoodie von Gorilla Monsoon, der andere eins von Urfaust und wenn man sich daraus eine Mischung vorstellen kann, weiß man ungefähr, wie Werian klingen. Doomig, experimentell, wobei der Bass eher die Melodieführung übernimmt, größtenteils instrumental und in Überlänge. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie 2 oder 3 Stücke während ihres fast einstündigen Sets gespielt haben. Der Saal war recht bald genauso leer wie die Bühne (wo Gitarrist und Bassist jeweils ganz außen standen und sich kaum bewegten, geschweige denn mit dem Publikum interagierten), aber schlecht war es nicht. Diese faszinierende Mucke hört sich nur besser unter Kopfhörern als live auf so einer großen Bühne.

Luctus waren dazu dann wieder das Kontrastprogramm: rumpelig, fast punkig, ein Schädel mit Räucherstäbchen auf der Bühne, Musiker, denen man den Spaß an der Mucke ansieht, ein wenig zu großspuriges Gepose, sowas kennt man, so soll es sein. Bauer – essen – weeste. Ein wenig war ich auf den Gesang in Litauisch gespannt, weil sowas oft noch ganz anders wirkt, als mehr schlecht als recht zusammengestammeltes Englisch, aber da war so viel Hall auf der Stimme, dass es auch egal war, was der da singt. Dafür gab es den ersten und einzigen Moshpit des Festivals.

Die Tschechen von Inferno sollten dann das Autumn From Hell zum Abschluss bringen. Black Metal von östlich der Oder-Neiße-Grenze, bei dem sich die Musiker vermummen und/oder in Mönchskutten auf der Bühne stehen, nicht mit dem Publikum sprechen und einfach stur ihr Ding abziehen (man könnte auch „Ritual abhalten“ sagen), scheint derzeit ziemlich angesagt zu sein. Auch vor Ort hatte ich einige getroffen, die sich besonders aus Inferno gefreut hatten, aber so vollends begeistern konnten sie mich nicht. Zum einen war mir die Musik zu unbedeutend, zum anderen wirkt es komisch, wenn sie einerseits Wert auf bestimmte Bühnenkleidung legen, andererseits diese nicht einheitlich ist. Die eine Kutte ist aus glänzendem Material, die nächste anders, der dritte trägt nur Hoodie und Tuch vorm Gesicht (vielleicht war der auch nur eingesprungen). Der barfüßige Ghoul am Mikro hatte die Haare schön und ein paar Hartnäckige schüttelten auch bei Inferno die Häupter und die Fäuste, während wir kurz vor Schluss schon den Heimweg in die eisige Nacht antraten.

Abschließend möchte ich mich noch einmal beim Iron Eagle Club bedanken, denn das war eine großartige Veranstaltung mit handverlesenen Bands. Die Crew, der Service, das Preis-Leistungs-Verhältnis, all das ist so viel besser als diese aufgeblähten Super-Touren und es ist eine Schande, dass nicht mehr Leute den Weg ins Erzgebirge gefunden haben, um dieses Underground Festival zu unterstützen.

Album der Woche

Album des Monats

Album des Jahres

70.000 Tons 2024

ZO präsentiert

The new breed

M M M

VERLOSUNGEN

wo wir sind

ZO SONGCHECK

V.I.P.

alter Z.O.F.F.

Join the Army

Damit das klar ist