COFFIN FEEDER – Big Trouble (2025)
(9.553) Phillip (8,1/10) Deathcore/ Death Metal

Label: Listenable Records
VÖ: 25.04.2025
Stil: Deathcore/ Death Metal
Es gibt den Gerüchten nach zu urteilen offenbar Leute im Metal, die auf den leisesten Anflug von Humor mit übelstem Ausschlag reagieren oder dem gezielten Wurf der eigenen Exkremente in Richtung der spaßhabenden Personen. Beides unschön. Ebenso wie die Leugnung der Tatsache, dass es auf dieser Welt durchaus Musik gibt, die geschaffen wurde, um einfach Spaß zu haben. Kein technisch perfektes Skalengewichse, glockenklarer Tenorgesang und noch so sehr virtuoses Drumming kann den Effekt erzielen, den es manchmal eben braucht, wenn man einfach Bock auf stumpfe Gewaltverherrlichung in lyrischer und musikalischer Darbietung, präsentiert vom belgischen Tausendsassa Sven de Caluwé, hat.
Der erste Blick trifft das Plattencover und, jawoll, sie sind alle da! Alle, die es mit Achtziger- und Anfang-Neunzigerfilmen, die mittlerweile seligen Kultstatus genießen, halten, werden bei diesem Kunstwerk ein fettes Grinsen im Gesicht haben! Traumhaft! Wer mir alle dargestellten Gestalten via Mail nennen kann, dem gebe ich in Schlotheim ein Bier aus.

Musikalisch kommen wir um ein Intro nicht herum, bevor die chaotische Gewaltorgie startet. Kurz in Porkchop Express reingestampft und schon regiert der Blast, dass es sofort im Nacken kitzelt. Meister de Caluwé präsentiert auch gleich mal die wahnsinnige Vielfalt seiner unheimlich brutalen Organs. Ich schwöre, der Mann – beziehungsweise seine Stimme – altert wie feinster Wein und wird hier von Julien Truchan (Benighted) unterstützt. Heftiger Breakdown und Feierabend. Für den Anfang nicht schlecht, denke ich mir, aber können Coffin Feeder diese Intensität über 12 Tracks spannend halten? If It Bleeds (mit Ben Duerr von Shadow Of Intent) ballert mit einer irre starken Chugging-Strophe um die Ecke wie eine AR-15 in einem Dschungel Mittelamerikas.
The Destroyer schlägt in eine ähnliche Kerbe, bevor es mit Love At First Death schon beinahe hymnisch wird. Für ein bisschen Abwechslung im Allgemeinen und noch mehr Abwechslung am Mikrofon darf Mark Hunter von Chimaira dies mitbenutzen. Die Zeit verfliegt bekanntlich, wenn man Spaß hat, und so fliegt man durch die Songs von Breakdown zu Breakdown, von Slam zu Slam und von Riff zu Riff, bevor man sich im entrückten H.I.S.S. wiederfindet, das klanglich nicht viel mit dem namensgebenden Panzerfahrzeug zu tun hat. A Good Day To Die holt noch einen alten Chor aus der Mottenkiste, bevor wieder gewohnt rasiert wird und mit The Wrong Arm Of The Law der Schlusspunkt gesetzt wird.
Das Motto von Coffin Feeder ist ganz offensichtlich: Action! In Bild und Ton! Das könnte schnell eintönig werden oder Gefahr laufen, dass der Witz schnell auserzählt ist – aber das Ding hier funktioniert auf Albumlänge sehr gut! Abwechslungsreiche Songs, mit druckvoller Produktion, ohne dabei zu modern zu klingen, verbinden gekonnt die Schnittstellen des Deathcores der 2010er Jahre mit Death Metal der schnelleren Spielart, bekannt von Aborted. Im ersten Anlauf hört sich das alles etwas wirr an, aber beim zweiten Mal zündet’s dafür gleich doppelt. Also: Hanteln raus, Coffin Feeder an und Bizeps pumpen!
Anspieltipps:
🔥If It Bleeds
🎸Plain Zero
💀The Wrong Arm Of The Law