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EVIL INVADERS – Shattering Reflection (2022)

(7.727) Maik (10,0 /10) Heavy Metal


Label: Napalm Records
VÖ: 01.04.2022
Stil: Heavy Metal

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Tja, wenn der Chef im extremen Zeitdruck ist, landen die Perlen, die er sich rausgepickt hat, zumeist in meinem Schatzkästlein. Und wenn er mich mit diesem Album auch beim Staubsaugen überfallen hat, muss ich doch sagen, dass ich darob in keinster Weise missgelaunt bin. Denn was er mir hier auf meine Lauschläppchen gezimmert hat, kongruiert doch recht geschmeidig mit meinen Vorlieben.

Es geht hierbei um „Shattering Reflection“, dem dritten Album der belgischen Metalformation EVIL INVADERS. Nun zuckte beim Lesen des Bandnamens natürlich sofort der Titelsong des gleichnamigen Albums von RAZOR, einer Band, die ich auch sehr mag, durch mein im Dienste des Metal ergrautes Synapsengestrüpp. Dass dann doch kein rauhbauziger Thrash kanadischer Prägung aus den Boxen schepperte, trübte mein Gemüt allerdings nur für kaum messbare Zeiteinheiten.

Denn die Belgier legen mit einem frischen Heavy Metal mit leichten Ausflügen in den Speed vor, und zimmern mit „Hissing In Crescendo“ sogleich einen fulminanten Opener auf meine sich sofort entfaltenden alten Ohrwatscheln. Irgendwie zwischen frühen GRAVE DIGGER und OVERKILL angelegt, semmeln EVIL INVADER amtliche old school Riffs mit einer ordentlichen Portion Aggressivität in die heimische Wohnlandschaft, dass der Putz von der Decke bröckelt.

Dann wird das Tempo etwas gedrosselt, denn „Die For Me“ schielt dann leicht in Richtung US- Metal. Besonders der Name W.A.S.P. kommt mir da in den Sinn. Ein schöner treibender Rocker, der gewiss den Bagaluten um Blacky Lawless auch gut zu Gesicht gestanden hätte. Auch hier wieder die nicht ganz so glattgebügelten Vocals von Joe, der ein recht beeindruckende Varietät auf Lager hat.

Dann hüllt man sich in ganz dunkles Schwarz. Passend dazu zeigt sich „In Deepest Black“ dann auch noch etwas langsamer, aber schön bedrohlich. Genau, wie ich es mag. Das ist das Ding, welches ich immer als ‚den apokalyptischen Touch‘ bezeichne. Eben die Tatsache, dass selbst balladeske Teile Power in den Eiern haben. Und so präsentiert sich der Song in bester JUDAS PRIEST- Manier, und Joe hat sogar ein paar Falsett-Screams auf Lager, deren sich auch ein Halford oder Ripper nicht schämen bräuchten.

Dann wird es wieder etwas Zeit, das Gaspedal durchzudrücken. Klar, ein Song, der „Sledgehammer Justice“ heißt, muss ordentlich auf die Plautze drücken. Und das macht die Singleauskopplung auch. Ein schöner krasser Umschnitt von der Powerballade zu einem fast Thrash- zumindest aber Speed Metal Song wie diesem. Da brennt die Buxe, wie man so schön sagt. Eine leicht punkige Note scheppert mit rein, aber größtenteils wird fantastisch gespeeded. Und wem hier nicht der Name EXCITER mit Dan Beehler am Gesang ins Hirn rutscht, ist definitiv in den Achtzigern noch in Pappas Sack rumgeschwappt. Ein Happen OVERKILL hängt da auch noch rum. Besonders gesanglich.

Nach diesem Nackenbrecher gilt es erst einmal ausruhen, und den Gefallen tun uns EVIL INVADERS, indem sie in vergessenen Erinnerungen schwelgen. Als Metal noch frisch war, und man damit seine Nachbarn ärgern konnte, selbst mit Powerballaden wie „Forgotten Memories“. Um den Umschnitt zum nächsten Song nicht ganz so harsch ausfallen zu lassen, gibt es nun mit „Realm Of Shadows“ ein kleines Zwischenspiel, denn den Belgiern ist aufgefallen, dass sie vor lauter Spielfreude das Intro vergessen haben, was sie also hiermit nachreichen.

Das nun folgende „Eternal Darkness“ beginnt wuchtig, fast mit einer leichten Doom-Metal-Note. Stampfendes Riffing, dazu ein ausuferndes Solo, und plötzlich der Umschnitt. Es darf wieder gebrezelt werden. Schönes, fast ein wenig progressiv anmutendes Riffing leitet in die nächste Speed-Attacke ein, bei der mir wieder EXCITER und OVERKILL einfallen, aber auch ein wenig CROSSFIRE, die ja auch aus Belgien kamen. Das kleine Einsprengsel orientalisch anmutender Klänge lockert das Stück angenehm auf. Der Song ist mit über sechseinhalb Minuten auch der Längste auf dieser Scheiblette. So lang kommt er einem aber nicht vor, da unglaublich viel darin passiert.

Der nun folgende „My World“ ist wieder etwas ruhiger angelegt. Zumindest zu Beginn. Aber keine Angst, der Schnulzfaktor kommt nicht zum Tragen, da Joes Stimme eben ihre Ecken und Kanten hat, und trotz der melodischen Grundausrichtung des Songs schön aggressiv rüberkommt. Und weil ein Powerpack wie EVIL INVADERS nicht allzulange ruhig sitzenbleiben kann, wird kurz nach der Hälfte des Songs für eine Weile wieder das Speed-Vehikel ausgepackt.

Fast psychedelisch beginnt „Aeon“, mit sphärisch anmutenden Klängen, in die hin und wieder die Bratgitarre einen harten Akkord reinsemmelt, doch zunächst bleibt es erst einmal ruhig und beschaulich, doch mehr und mehr wird Härte und Power dazugepackt, bis sich das Stück zu einem zwar langsamen, aber dichten Instrumentalstück aufbrezelt.

Nach dieser beschaulichen Episode wäre es eigentlich Zeit für einen fulminanten Rausschmeißer, den EVIL INVADERS auch prompt liefern. Hier wird wieder eine weiter Bogen vom Heavy Power Metal zum Speed gezogen, und nach einem etwas progressiv anmutenden Beginn, der allerdings schon den nun folgenden Ausbruch erahnen und ebenso wieder keine Wünsche offen lässt. Auch wieder im Sechseinhalb-Minuten-Bereich, erweist sich auch „The Circle“ als recht abwechslungsreichens Stück, welches in der Mitte wieder ein psychedelisch/progressives Element mit ziemlicher Dichte verbaut hat. Ein wenig fühle ich mich hier auch an SAVATAGE erinnert.

Nun habe ich schon einiges über die Gesangsleistung geschrieben, aber noch nichts über den Rest der Band. Max, der erst 2015 vom Bass an den Sechssaiter gewechselt hat, zementiert gewaltig geile Riffs in die Baugrube, und die Rhythmusfraktion, Joeri am Tieftöner und Senne Jacobs an der Schießbude, versieht das Ganze mit ordentlich Druck von hinten. Zusammengemischt ergibt das einen authentischen Mittachtziger Heavy -Sound, der recht oft im Grenzgebiet zum Speed und Thrash auftaucht, und auch dort ordentliche Batzen aus dem Rasen säbelt.

Nun werden mir wieder einige vorwerfen, etwas zu großzügig bei der Punktevergabe zu sein, da das Album sich doch ziemlich an althergebrachten Standards orientiert. Aber das ist mir Bemme, weil es heutzutage so arg selten vorkommt, dass mich eine Scheibe schon beim ersten Durchlauf dermaßen abholt, dass mir der Kalk von der Fontanelle platzt.

Ich war heute Morgen arschmüde und völlig neben der Kappe, weil ich die Nacht nur drei, vier Stunden geschlafen habe, aber schon der erste Song von „Shattering Reflection“ hat mich wach wie Bolle werden lassen, und mich stante pede an den PC getrieben, um meine überschäumende Begeisterung sofort per Tastatur der Welt kundzutun. Und eine solche Leistung ist eben nicht mehr zu toppen. Deshalb: Höchstwertung. Basta!

Es heißt ja immer, das dritte Album einer Band würde für ihren weiteren Erfolg entscheidend sein. Nun, mit dem Ding hier können sich EVIL INVADERS lässig zurücklehnen, und das eine oder andere dieser leckeren belgischen Biere in ihre Schlünde plätschern lassen. Ich kann nicht anders, als jedem Fan von klassischem Heavy und Speed Metal dieses Album ans eiserne Herz zu legen. EVIL INVADERS haben hier alles, wenn nicht sogar mehr, richtig gemacht. „Shattering Reflection“ ist so herrlich old school, wirkt aber dennoch nicht verstaubt oder altbacken, sondern zeigt sich frisch und voller enthusiastischer Spielfreude. Das Scheibchen ist einfach nur geil. Kaufen! Sofort!

Anspieltipp: „Hissing In Crescendo“ und „Sledgehammer Justice“


Bewertung: 10,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Hissing In Crescendo
02. Die For Me
03. In Deepest Black
04. Sledgehammer Justice
05. Forgotten Memories
06. Realm Of Shadows
07. Eternal Darkness
08. My World
09. Aeon
10. The Circle



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