MASSAFACTION – Downfall of Trinity (2025)
(9.470) Olaf (8,9/10) Death Metal

Label: DIY
VÖ: 18.04.2025
Stil: Death Metal
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Manchmal hat man das Gefühl, in meiner Heimatstadt brodelt es an jeder Straßenecke – politisch, kulturell, musikalisch. Und während irgendwo in Kreuzberg jemand ein Lo-Fi-Ambient-Tape rückwärts abspielt, zünden andere einfach mal den Altbau an. Und zwar musikalisch. Willkommen bei MASSAFACTION, dem neuesten Exportprodukt aus der Hauptstadt, das mit Downfall of Trinity so tut, als hätte man die Mauer aus rostigen Panzerketten wieder hochgezogen – dieses Mal aber mit superben Todesblei, statt mir revolutionären (M)arsch-Liedern.
Die Truppe besteht aus fünf Rabauken, die entweder schon länger in der Szene mitmischen oder sich spätestens jetzt eine Kerbe in den Death-Metal-Bolzenschneider hämmern: Sascha Hermann schreit sich die Lunge aus dem Hals, Steven Schubert und Soheil Bon an den Gitarren liefern das Fundament aus Granit, Andreas Tölgyesy groovt sich am Bass durch die Ruinen der Moderne und Shumon Chakrabarti an den Drums schießt alles ab, was nicht bei Drei im Bunker ist. Kurz gesagt: MASSAFACTION sind kein Haufen hipper Anfänger, sondern ein Projekt mit ordentlich Rückgrat und genug Erfahrung, um aus jedem Proberaum ein Kriegsgebiet zu machen.
Und ja, in den letzten Monaten kam man kaum an ihnen vorbei. Die Promomaschine lief heiß wie ’ne Waschmaschine auf Kochwäsche. Aber im Gegensatz zu so mancher Label-Blase hat das hier auch Substanz. MASSAFACTION liefern mit Downfall of Trinity ein Debüt, das genau weiß, was es will – Death Metal, der keinen Abschluss in Quantenphysik braucht, aber trotzdem nicht stumpf wie ein Bierdeckel ist. Grooven soll es, krachen muss es – und wenn’s geht, bitte so direkt, dass einem die Zahnfüllungen rausfliegen.
Schon der Opener Worldbetrayer macht klar: hier wird kein Gefangener gemacht. Der Song ist ein Manifest der Wut, kantig, knackig, mit genau der Dosis Groove, die Jungle Rot neidisch machen dürfte. Der Nachfolger 10.000 Volt drückt noch eine Schippe nach – elektrische Spannung trifft auf musikalischen Stromschlag. Man merkt, hier hat jemand nicht nur auf „Old School“ gedrückt, sondern auf „Old School mit High-End-Produktion“. Vielleicht sogar ein bisschen zu high-end? Ein Hauch mehr Schmutz hätte der Sache gutgetan – manchmal wirkt der Sound so sauber, als hätte man die Leichen nach der Schlacht schon abgeduscht.

Mit Fortress of Decadence wird dann das Tempolimit kurz aufgehoben, bevor der Titelsong Downfall of Trinity wie ein Panzer durch den Schutt rollt. Ein echter Höhepunkt des Albums: melodisch, brutal, hymnisch – und mit einem dieser Riffs, bei dem man automatisch die imaginäre Air-Gitarre umschnallt.
Doch wo Licht ist, da fallen manchmal auch Blastbeats. Und zwar welche, die nicht immer ganz organisch wirken. Predator und Maggots remain kämpfen mit gelegentlich eingestreuten Hochgeschwindigkeitspassagen, die eher nach Pflichtübung klingen als nach gelebter Aggression. Hier liegt der Hase im Pfeffer – oder zumindest im Drumming. Zum Glück zeigen MASSAFACTION, dass sie’s auch anders können: Catharsis ist der beste Beweis, wie man Blastbeats sinnvoll einsetzt. Der Song lebt von Dynamik, Kontrasten und einer Atmosphäre, die selbst hartgesottene Death-Metal-Veteranen abholt.
Necrophilharmonica zum Abschluss klingt dann so, wie sich der Name anfühlt: wie eine verrottende Orgel im Kanonenschlag. Der Song trägt das Album würdig über die Ziellinie – mit Groove, Wahnsinn und einer dicken Portion Selbstbewusstsein. Was dabei auffällt: Die Songs bleiben hängen. Kein Riff ist überflüssig, keine Bridge zu lang, keine Melodie zu verkopft. Dazu die Gastsoli diverser Szenegrößen, die sich unauffällig, aber wirkungsvoll ins Gesamtbild einfügen – ein bisschen wie heimliche Brandstifter im Sturm der Zerstörung.
MASSAFACTION präsentieren mit Downfall of Trinity ein Debüt, das kracht, groovt, brüllt und trotz ein paar kleiner Schönheitsfehler verdammt gut unterhält. Es ist kein Album für Musikästheten mit Staubwedel, sondern für Leute, die Death Metal aus dem Bauch heraus lieben – mit dreckigem Grinsen und dem Gesicht zur Faust geballt. Die Produktion ist etwas zu glatt geraten, aber die Songs machen das mehr als wett. Wer auf Benediction steht und gerne mal mit einem Panzer tanzt, sollte hier dringend reinhören. Berlin liefert – nicht nur Berghain, sondern auch Bolzwerk. Außerdem sind die Jungs in meinen Augen die legitimen Nachfolger der viel zu früh abgetretenen Weak Aside. Nuff said.
Anspieltips:
🔥Downfall of Trinity
💀Catharsis
🎸Necrophilharmonica
Bewertung: 8,9 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Worldbetrayer
02. 10.000 Volt
03. Fortress of Decadence
04. Downfall of Trinity
05. Predator
06. Catharsis
07. Maggots remain
08. Necrophilharmonica