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SHRINE OF DENIAL – I, Moloch (2025)
(9.452) Olaf (7,0/10) Death Metal

Label: Transcending Obscurity
VÖ: 07.03.2025
Stil: Death Metal
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Es gibt Musik, die kommt mit einem Handkantenschlag ins Gesicht – und man bedankt sich höflich für die Aufmerksamkeit. Und dann gibt es Alben wie I, Moloch von SHRINE OF DENIAL, die einem zunächst das Gefühl geben, in einem düsteren Ritualkeller der 90er gelandet zu sein, irgendwo zwischen amerikanischem Brutal Death und infernalischen Kultsymbolen – nur dass man sich plötzlich in Ankara wiederfindet. Eine Stadt, die man musikalisch vielleicht eher mit psychedelischem Anatolien-Rock als mit Morbid-Angel-Verehrung in Verbindung bringt. Aber genau da liegt der Reiz: Ein Debütalbum aus der Türkei, das sich mit Verve, Spielfreude und einer ordentlichen Portion Schattendämonen an der Speerspitze des technischen Death Metal versucht – und dabei zumindest keinen Mangel an Ehrgeiz zeigt.
SHRINE OF DENIAL liefern mit I, Moloch ein ordentlich produziertes Debüt, das sich mit beeindruckender Ernsthaftigkeit und jeder Menge musikalischer Präzision dem technischen Death Metal verschreibt – ganz viel Suffocation, ganz viel Morbid Angel zur Covenant-Zeit, und ein Hauch Größenwahn in der Ästhetik.
Die Bandgeschichte liest sich kurz, aber ambitioniert: Gegründet 2020, mit dem erklärten Ziel, den modernen Death Metal um eine düstere, fast kultische Komponente zu erweitern – daher auch der Name. Dass sie dabei nicht gleich die Grundfesten des Genres neu zementieren, ist nicht schlimm. Was zählt, ist, dass sie es überhaupt versuchen. Das Artwork von Juanjo Castellano allein verdient eine eigene Wall of Death im Wohnzimmer: dämonisch, apokalyptisch, und mit einer Hingabe gezeichnet, wie sie viele Bands nur in ihren kühnsten Träumen klanglich erreichen.
Musikalisch geht es von Anfang an zur Sache: Technisch einwandfrei gespielt, druckvoll produziert, und mit angenehm unfreundlicher Attitüde. Allerdings bleibt das Songwriting eher auf Nummer Sicher. Viele Tracks folgen der gleichen Dynamik – Blastbeat, Riffwechsel, Growl, Break, Wiederholung – und so zieht mir das Ganze eben nicht das Corned Beef vom Weltmeisterbrötchen.

Der Gesang ist tief, fies, manchmal etwas zu gleichförmig. Die Gitarrenarbeit überzeugt handwerklich, liefert einige interessante Hooks, doch oft bleibt es bei der bloßen Wiederholung von Intensität – ohne sie wirklich zu steigern oder in neue Formen zu gießen. Es fehlt nicht an Power, aber an erzählerischer Tiefe. So gut die Produktion auch ist – I, Moloch ballert zwar solide durch die Boxen, aber viel bleibt davon leider nicht im Langzeitgedächtnis hängen. Das liegt weniger an der Qualität der Musiker, sondern eher daran, dass man sich zu sehr auf Bewährtes verlässt.
Und trotzdem: Wenn man Climbing Through Nothingness oder The Mesmer hört, blitzt etwas auf – ein Funke, eine Idee, ein düsteres Versprechen. Hier zeigt sich, was SHRINE OF DENIAL können, wenn sie sich trauen, den gewohnten Tunnelblick zu verlassen und atmosphärisch dichte Spannungsbögen zu bauen. Man hört die Liebe zum Detail, den Respekt vor dem Genre und den Willen, mehr als nur Staub aufzuwirbeln. Nur eben noch nicht überall.
SHRINE OF DENIAL liefern mit I, Moloch ein Debüt, das die Basics mit Bravour beherrscht, aber selten aus dem Schatten seiner Vorbilder tritt. Es ist ein erster, respektabler Schritt aus Ankara in die Welt – ein Farbtupfer auf der globalen Death-Metal-Landkarte, der vielleicht noch nicht leuchtet, aber definitiv sichtbar ist. Das Album ist wie ein finsterer Ritus im Proberaum einer Nekropole: laut, düster, ehrgeizig – aber eben auch ein bisschen vorhersehbar. Wenn die Band ihr Songwriting so verfeinert, wie sie ihre Instrumente beherrscht, dann könnte der nächste Rundumschlag wesentlich mehr Corned Beef auf dem Brötchen belassen.
Anspieltips:
🔥Climbing Through Nothingness
🔥The Mesmer