Label: Massacre Records / Soulfood
VÖ: 17.11.2017
Stil: Melodic Prog Power Metal
Es gibt wohl einfacher zu bewirtschaftende Äcker wie den Prog-Metal. Ich habe aber größten Respekt vor jenen Bands, die sich diesem Genre verschrieben haben. ETERNAL FLIGHT werden sich dem allerdings sicher bewusst sein, ist der geneigte Prog-Metal Hörer bisweilen nicht immer unkritisch.
Besprechen wir die vorliegende Neuveröffentlichung „Retrofuture“ von ETERNAL FLIGHT deshalb doch heute mal genau unter diesen Gesichtspunkten, was ich eigentlich sowieso immer tue. Würdigen wir die Leistung der Musikschaffenden und übertragen dies auch bitte ganz generell auf alle anderen Bands, die uns an ihrer Kreativität Teil haben lassen. Ganz egal, ob es einem gefällt oder nicht, denn über Geschmack lässt sich nicht streiten, man kann sich maximal darüber unterhalten, kommt schlussendlich aber sicher nicht immer zu einer Übereinstimmung. Und bitte alles im Lichte einer möglichst wertfreien Beurteilung, sofern dies überhaupt realisierbar ist.
Gérard Fois – Leadsänger – hat alle 13 enthaltenen Tracks geschrieben und sich über die lyrischen Inhalte intensiv auseinandergesetzt und ferner zu Blatt Papier gebracht. Bei den Einflüssen, so Gérard Fois selbst, hat er sich thematisch in den Kontexten Weltuntergang, Kindern im Krieg, menschlichen Emotionen, der bestehenden Liebe nach dem Tod, der Genetik, dem ewigen Leben, dem Sex, einem dämonischen Wesen sowie einer digitalen Gottheit umgesehen und niedergeschrieben. So steckt auch hier sicher viel Arbeit drin.
Im Zentrum steht am Ende jedoch das Ergebnis all dieser Anstrengung – die Musik – und hier startet „Retrofuture“ mit einem kurzen Intro und wird in „Poison“ übergeleitet. Auf dieser Nummer herrscht von Beginn an Druck. Der stimmlichen Reichweite von Gérard Fois liegen präzise gespielte Gitarren zu Grunde, die vor allem auch in den Solis glänzen. „The Journey“ verfügt über eine ergreifende Rhythmik, die abermals in den für mich genretypischen Refrain einleitet. Der Titeltrack „Retrofuture“ säuselt mir um die Ohren und lässt partiell Deep Purple Einflüsse erklingen. Diese Nummer ist etwas ruhiger gehalten, in sich aber sehr abwechslungsreich gestaltet.
ETERNAL FLIGHT arrangieren ihre Kompositionen stets mystisch und geheimnisvoll. Die erzeugte Stimmung ist deshalb immer irgendwie anregend und inspirierend zugleich. Unter dieser Ägide steht dann folglich auch „Nightmare King II“.
Balladeskere Töne bekommen wir mit „Routine Of Darkness“ serviert. Das ist das Schöne an solchen Nummern, bieten sie doch ausreichend Raum für die ganz individuelle musikalische Entfaltung der Instrumentalisierung und der Vocals.
„Succubus“ klingt mit dem Choral anmutenden Frauengesang zunächst verklärt, entwickelt sich dieser Song dann mehr und mehr zu einer raffiniert arrangierten Komposition mit hohem Wiedererkennungswert. Aus dem Gros der Songs hebt sich dann „Labyrinth“ ab, er beinhaltet das dem Genre typisch zugeordnete komplexe Arrangement, in dem sich sicher einige Prog-Liebhaber wiederfinden werden.
Der vierte Longplayer „Retrofuture“ weist ein durchweg hohes musikalisches Niveau auf, selbst wenn nicht alle Songs gleich stark sind. Die Produktion legt Wert auf die Gleichbehandlung aller Protagonisten. So können sich ETERNAL FLIGHT mit diesem Album dem Wettbewerb sicher sehr selbstbewusst stellen.
Anspieltipps: „The Journey“, „Nightmare King II“ und „Labyrinth“
Bewertung: 7,7 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Ante-dote
02. Poison
03. The Journey
04. Retrofuture
05. Nightmare King II
06. Machine God
07. Routine Of Darkness
08. Sinner
09. Danger Calling
10. Succubus
11. Labyrinth
12. Pandora's Box
13. Angels Of Violence