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06. - 09.07.2016 - Ballenstedt

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Es war scheinbar ein langer Tag gestern, denn als ich ausm Zelt krieche spielen die Rock Devilz schon. Eigentlich wollte ich dann wenigstens Lost Society sehen, aber auch dazu kam es nicht. Gerade als ich durch die Einlasskontrollen durch war, setzen die Finnen zum letzten Song an. Sehr ärgerlich gewesen, aber dafür versprach der Tag noch einige andere Hochkaräter.

So ging mein Tag mit den Power Metallern von Winterstorm erstmal los. Es war zwar kein Winter in Sicht, aber ein Sturm ließen die Bayreuther dennoch los. Ursprünglich war dieser Slot für die Genrekollegen Draconian vorgesehen, die jedoch kurzfristig absagen mussten. Dennoch: Das Infield füllte sich zu Beginn des Auftritts zusehends und eine riesige Menge begeisterter Fans ließ sich zu allerlei Klatsch- und Mitsingaktionen aufrufen. Fazit: Definitiv mehr als ein schnöder Ersatz, sondern eine Band, die alles richtig macht!

Richtig machen scheinen auch Harpyie recht viel. Gefühlt sind die Ostwestfalen erst vor kurzem auf dem Radar aufgetaucht und konnten sich recht schnell einen Namen machen. Erinnert die Band zuerst doch sehr an Saltatio Mortis oder In Extremo, hat sie dennoch genug eigene Merkmale und das merkt man auch den Fans an. Sehr geile Sache.

Ich mag die Heldmaschine. Sicher, man kommt nicht an Rammstein heran, aber diese wären für das Rock Harz sicher nicht machbar und da ist Heldmaschine dann eben doch eine gute Wahl. Dennoch weiß man oft nicht, ob die Jungs ernsthaft so nah wie möglich an die Könige der neuen deutschen Härte rankommen wollen, oder ob die Anlehnungen einfach nur ein kleiner Spaß sein sollen. Ich war auch ein wenig vom Sound enttäuscht, denn der ließ hier in der Qualität nochmal ordentlich nach. Eventuell hätten die Jungs hier lieber als Völkerball spielen sollen, ihrer anderen Band, die sich rein als Rammstein Tribute Gruppe einen Namen gemacht hat.

Omnium Gatherum bauen ebenfalls sein Jahren ihren Ruf aus und scheinen immer bekannter zu werden. Das Infield ist gut gefüllt und als Fan von Dark Tranquillity feier ich die Band schon etwas. Mag auch am Wetter liegen, aber es fehlte mir dann doch ein wenig der Moment wo es Klick macht. Gute Musik, aber man hätte sicher auch noch mehr draus machen können. Kurz vor Ende war es dann auch schon wieder Zeit fürs Mittagessen.

Schon im Voraus bewusst so gelegt, spielten dann Tankard während meiner Nahrungsaufnahme. Ich kann den Frankfurtern einfach nicht viel abgewinnen, daher verzichtete ich dann freiwillig auf die Bande. Zu Beginn des Sets von Gloryhammer war ich wieder vor der Bühne und war gefesselt. Ja, man muss einen sehr speziellen Humor für diese Band haben, aber mir machten sie Spaß. Es wurde gefeiert, gesoffen und zwischendurch dann noch die Hits der Bands rausgehauen, die sogar von einer beachtlichen Menge mitgesungen wurden.

Hämatom machten ihrem Namen alle Ehre. Ich war zu diesem Zeitpunkt einfach nur zu faul, mich jetzt wieder in Richtung Zelt zu bewegen, also schloss ich mich dem allgemeinen Konsens an und kippte fleißig mit. Ja, die Band konnte die Fans unterhalten, fing aber, aus welchem Grund auch immer, viel zu spät an, was viele wohl mit einiger Enttäuschung zurückließ. Mich nicht, ich war insgesamt auch eher gelangweilt.

Nun begann es. Finntroll eröffneten den Finnischen Vierer und hauen mit „Mordminnen“ gleich zu Anfang einen Kracher raus. Das Publikum feiert, die Show macht auch ohne große Bühnenelemente einfach Spaß! Mit anderen Worten: Die Post ging ab, auch wenn die Sonne mal wieder brutal drückte.

Ensiferum hatten ebenso ein leichtes Spiel. „Iron“ oder auch „Token of Time“ werden willkommen geheißen und mit dem einen oder anderen Circle Pit geehrt. Auch die neueren Songs fanden ihre Abnehmer. Mein eigener Favorit, „Treacherous Gods“ musste scheinbar zuhause bleiben, aber dennoch: Im Großen und Ganzen eine recht gute Songauswahl, da man auf einige nervige Partysongs verzichtete. Oder auch: hätte schlimmer sein können!

Sonata Arctica verfolge ich ansonsten nicht wirklich, war aber nicht überrascht, dass auch diese Finnen vom Publikum begeistert verfolgt wurden. Frontmann Tony Kakko ließ immer mal wieder einige Death Growls vom Start, was den Songs ein ganz anderes Feeling gab und mich dann auch sehr unterhielt.

Children of Bodom gingen wie immer sehr routiniert vor. Das bedeutet, dass man als Fan der Band genau das bekommt, was zu erwarten ist, aber eben auch nicht mehr. „Hate me“ oder „Morrigan“ vom neuesten Album „I worship Chaos“ machten ordentlich Dampf während die Soli wie immer souverän durchgezockt wurden. Alexi nahm in den Ansagen wie üblich kein Blatt vor den Mund. Kleine Anekdote am Rande: Es gab tatsächlich einige Festivalbesucher, die keine Ahnung von Children of Bodom hatten und aufgrund des Backdrops (COB-HC) jetzt irgendeine bekannte Hardcore Band erwarteten. Dass das HC für Hate Crew steht, kann man ja nicht wissen.

Der Auftritt Subway to Sallys war einer der Höhepunkte für mich. Ich bin mit dieser Band praktisch aufgewachsen, konnte sie aber zuvor noch nicht live sehen. Die Mittelalterrocker spielten sowohl alte als auch neue Songs, was zu erwarten gewesen war, jedoch reduzierte man die oft kritisierten Elektro-Einlagen auf das nötige Minimum. „Henkersbraut“ oder auch „Veitstanz“ wurden dabei neu interpretiert, was im Endeffekt etwas komisch klang, wenn man die Originale schon so oft und ganz anders gehört hat.

Auch nach all den Jahren und Erfolgen der Band beweist sie, dass sie noch immer auf Nähe zu den Fans setzen und so wurde das Publikum durchgehend animiert. Und wer einmal Subway to Sally live gesehen hat, weiß welch episches Gefühl es ist, wenn das gesamte Infield „Kleid aus Rosen“ mitsingt.


Powerwolf machten wohl den Headliner des Tages aus. Gleich nachdem Intro starten die Jungs mit „Blessed and Possessed“ durch und legen mit „Coleus Sanctus“ noch einen drauf. „Amen and Attack“ und „Army of the Night“ lassen in mir dann aber schon etwas Zweifel wachsen. Werden hier heute nur Songs der letzten Alben gespielt? Was ist mit den ganzen großen Nummern aus der Anfangszeit der Band? Immerhin, gegen Ende wird dann nochmal mit „Werewolves of Armenia“ einer meiner Lieblingssongs vom Stapel gelassen und mit „Lupus Dei“ wird dann die heilige Messe beendet.

Während des gesamten Auftritts ging die Masse richtig wild ab. Vom Circle Pit bis zum Crowdsurfer war alles dabei, was man erwartet. Attila Dorn ist und bleibt ein Entertainer seinesgleichen. Mein einziger Kritikpunkt: Viel zu viel neues Zeug, ich hätte gerne noch mehr alten Kram gehört. Naja, man kann nicht alles haben. Nach diesem gewaltigen Auftritt war ich dann aber auch platt wie eine Flunder. Keine Chance für mich, dass ich noch Tanzwut und Versengold durchhalte, also zurück zum Zelt und sofort weggeratzt.

Das Rock Harz hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es wurde wirklich nahezu jede Metalausrichtung bedient, es war einfach für jeden etwas dabei. Für mich waren die Highlights eindeutig Fleshgod Apocalypse, die viel zu spät spielten und Primordial, bei denen ich mir ein deutlich längeres Set gewünscht hätte. Enttäuscht wurde ich allenfalls von Heldmaschine, die ich schon in besserer Form gesehen habe.

Die Stimmung war durchgehend entspannt und mir sind keine Leute aufgefallen, die sich daneben bekommen hätten. Es hatten alle ihren Spaß und auch die Security war zwar bestimmend aber freundlich und hat ihren Job somit hervorragend gemacht. Für nächstes Jahr würde ich mir ein paar mehr Bänke zum ausruhen wünschen, vielleicht zwischen den FOH Türmen sowie eine häufigere Leerung einiger stärker frequentierter Toiletten.

Ich kann das Festival wirklich jedem ans Herz legen. Gerade Freundeskreisen, die unterschiedliche Vorlieben haben, aber dennoch gerne zusammen auf einem Festival feiern wollen. Nächstes Jahr bin ich auf jeden Fall wieder dabei!

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