FALLUJAH – Xenotaph (2025)
(9.678) Phillip (7,0/10) Technical Death Metal

Label: Nuclear Blast Records
VÖ: 13.06.2025
Stil: Technical Death Metal
Was erwarte ich von einer Band die ich, dem Namen nach, bereits ewig kenne – deren Musik jedoch überhaupt keine Assoziationen in meinem Gedächtnis auslöst. Waren die nicht mal im Deathcore unterwegs? Wurden die dann nicht etwas markttauglicher? Sind sie dann nicht komplett in die technische Schiene abgedriftet? Zumindest der letzte Punkt, so viel ist vorweg zu versichern, ist zumindest in der Nähe der Wahrheit. Und schließlich soll es ja um das Hier und Jetzt gehen, nicht um vergangene musikalische Verfehlungen oder Glanztaten. So wechselhaft wie meine assoziierten Genrekategorisierungen sind übrigens auch die Line-Ups von Fallujah, einziges, verbliebenes Gründungsmitglied ist Gitarrist Scott Carstairs. An diesem Punkt ist sicher davon auszugehen, dass er der Band- und auch Songwritingchef ist. Ob Xenotaph dadurch zu einem absoluten Gitarristen-Egotrip wird, gilt es jetzt herauszufinden.

Atmosphärisch geht es direkt hinein ins Album Nummer vier in neun Jahren. Die überbordende Kreativität ist nicht nur bei der Menge des Outputs sondern auch in jeder einzelnen Sekunde des Albums spürbar. Es ist diese Art von Musik, bei der man am besten in seinem favorisierten Sessel, seiner Lieblings-Yogafigur oder neben seinem Rechenschieber innehält und die Kopfhörer aufsetzt, denn sonst geht eine Menge an Noten flöten. Hier gibt es Futter für die grauen Zellen und nicht eine Sekunde stumpfes Gebolze, ständig muss man auf der Hut sein. Sogar der Gesang von Kyle Schaefer ist derart vielschichtig, dass die oft bemühte Phrase der Stimme als zusätzliches Instrument hier ins Plural korrigiert werden muss. Growling, schmachtender Hauchgesang, Pop-Song-artiger und sauber akzentuierter Sprechgesang sowie Screams, der Mann kann einfach alles.
Im Zentrum steht jedoch, wie soll es anders sein, die Dualität der Gitarren. Wenn die eine zum Beispiel in The Obsidian Architect wüst losbrettert und die andere darüber zarte Melodien zupft, wird schnell deutlich, dass das Album kein Alleingang von Scott Carstairs ist. Der Bass in der Hand von Evan Brewer wirkt meist, als wäre er einfach happy auch dabei zu sein, weiß aber durch kleine Soli zu glänzen, hält die teilweise halsbrecherischen Läufe und Geschwindigkeiten dabei ganz locker mit.
Das Schlagzeug hingegen wirkt stellenweise einfach unmenschlich. Das was Kevin Alexander da eingekloppt hat verdient mindestens die Fields-Medaille für angewandte Mathematik auf perkussiven Elementen. Ganz großer Sport! Genau hier ist auch der Knackpunkt zu suchen. Für mein armes, schrumpeliges Eidechsengehirn ist das Gesamtwerk nämlich eine Spur zu drüber. In dem Moment, in dem ich raffe, was da an abgefahrener Musikalität einprasselt, werde ich schon vom nächsten Song überrollt. Ich erkenne hierbei die herausragenden Fähigkeiten jedes einzelnen Instrumentalisten und Sängers an, aber wenn ich nach beinahe jedem Song keine Erinnerung habe, warum die vergangenen fünf Minuten irgendeinen Mehrwert in meinem Leben darstellen, dann bin ich wohl nicht die Zielgruppe. Menschen, die Beyond Creation, The Zenith Passage oder Abiotic zu ihren liebsten Synapsenkitzler zählen haben Xenotaph ganz sicher bereits in irgendeiner spacigen Vinylvariation im Schrank stehen. Ich hingegen bedanke mich für einen wilden Ritt, steige vom interstellaren Gaul und sage „War wirklich schön, aber muss nicht nochmal sein.“
Anspieltipps:
🔥 Kaleidoscopic Waves
💥 Xenotaph
Bewertung: 7,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
1. In Stars We Drown
2. Kaleidoscopic Waves
3. Labyrinth of Stone
4. The Crystalline Veil
5. Step Through the Portal and Breathe
6. A Parasitic Dream
7. The Obsidian Architect
8. Xenotaph