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HERSIR – Hateful Draugar from the Underground (2025)
(9.444) Maik (7,2/10) Black Metal

Label: Darkness Shall Rise Prod.
VÖ: 28.03.2025
Stil: Black Metal
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Kommt die Sprache auf die Region Göteborg, kommen einem zunächst Gedanken an schwedischen Melodic Death Metal in den Sinn. Die in diesen Gefilden beheimateten HERSIR haben sich jedoch ein völlig anderes Spielfeld auserkoren – und zwar harschen, traditionellen Black Metal, wie er vor dreißig Jahren einmal war. Dreißig Jahre? Dammich, bin ich alt!
Alt ist auch die Musik von HERSIR, welche sie auf ihrem Erstlingslangspieler zelebrieren. Dieser hört auf den Titel Hateful Draugar From The Underground und beginnt mit einem Intro (Dauðvána), nach dem es aber sofort heftigst und tiefschwarz losbricht.
Der Beginn des Titelsongs erinnerte mich spontan an Fortapt Fra Verden I Vakkert Selvmord von SORGSVART – und zwar nicht nur vom Riffing, sondern vom Gesamteindruck her. Auch produktionstechnisch hält die Band alles im klassischen BM-Style: höhenlastig, roh, räudig. Das lässt bei mir, altem Fan der BM-Welle, natürlich die Nostalgiesynapse vibrieren.
Die wabernden Keyboardteppiche sorgen hierbei keineswegs für eine Verseichtung, sondern tragen zur düsteren Atmosphäre bei. Frühe SATYRICON oder sogar EMPEROR scheinen hier ebenfalls zu den Einflüssen zu gehören. Natürlich alles finster und böse produziert – so sehr, dass man sich wirklich in die frühen Neunziger versetzt fühlt. Das gibt insgesamt allerdings einen sehr verwaschenen Eindruck, da alles irgendwie miteinander akustisch zu verschmelzen droht.

Hörer, die sich schon zu stark an neuzeitliche Hochglanzproduktionen gewöhnt haben, werden angesichts des Sounds sicherlich maximal die Ohren rümpfen, und Innovationsfetischisten erleiden kieferausrenkende Gähnanfälle. Denn neu ist hier nichts. HERSIR drehen einfach das Rad der Musikgeschichte um drei Dekaden zurück und stellen sich mit Corpsepaint und archaischen Waffen in den verschneiten Wald.
Mittelalterlich anmutende Melodien wie in The Fiddler scheinen stark nach frühen SATYRICON oder Bands wie WINDIR zu schielen. Etwas merkwürdig erscheint der Sprechgesang in Walking The Way Of Giants, einem Song, der auch eher so im Midtempo dahindümpelt und mehr auf Atmosphäre als auf Aggression setzt. Etwas brutaler kommen Songs wie Purification By Fire daher, die so richtig DARKTHRONE/GORGOROTH-mäßig die Hirnrinde veröden.
Am Ende fühle ich mich ein wenig hin- und hergerissen. Denn einerseits liebe ich diesen harschen Black Metal der Gründerzeit, und es kann für mich gar nicht düster, dreckig und böse genug klingen. Andererseits bieten HERSIR auch eher eine Zeitreise und setzen keine nennenswerten Akzente. Das ist irgendwie alles schon einmal da gewesen und steht zu Dutzenden in meinem CD-, Vinyl- und Tape-Regal.
Wer aus diesem Genre alles braucht, für den ist HERSIRs Hateful Draugar From The Underground sicher eine Anschaffung wert. Ob die Band die Wanderung entlang der Fußstapfen der Klassiker unbeschadet übersteht, wird sich noch zeigen.
Anspieltipps:
🔥 Hateful Draugar From The Underground
💀 Purification By Fire
Bewertung: 7,2 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Dauðvána
02. Hateful Draugar From The Underground
03. The Ironclad Fighters Of Hjaðningavig
04. The Fiddler
05. Walking The Way Of Giants
06. Holocaust Winter
07. Valgaldr
08. Purification By Fire
09. Blood Runs From The Hörgr
10. Divinations At The Old Springs