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Live on Stage Report: Protzen Open Air 2023

Wir tobten uns vom 22. bis 24.06.2023 so richtig aus




TAG 1 - Donnerstag, 22.06.2023

Die Wetter Prognosen für die 2023er Auflage unseres verehrten Protzen Open Airs waren im Vorfeld nicht gerade vertrauenserweckend, doch was schert das den geneigten Metal Fan, der heuer schon ab Donnerstag vom POA-Team beschallt werden sollte. Konträr zu dem an den nächsten 2 Tagen stattfindenden Geballer setzte man am vorletzten Tag der Woche eher auf gediegene Alternativen wie Der Münzer, Turbolover und die startenden Crushing Caspars, die sich als verdammt gute erste Band präsentierten, alles gaben und ein fulminantes Set spielten. Die 1997 in Rostock gegründete Hardcore Formation brachten die anwesende Gefolgschaft vor der Bühne gut in Stimmung, positionierten sich mehrfach stark gegen rechts und konnten musikalisch das doch eher dem härteren Tobak zugewandten Publikum eine gelungene Abwechslung bieten. Unser guter Freund Fauthi, der sich für den exzellenten Bühnensound an diesem Wochenende verantwortlich zeigte, war ebenfalls mehr als angetan, wie er mir live in unserem inoffiziellen WhatsApp Ticker mitteilte.

Nun trafen Sturmmasken, Stahlhelm und Munitionsgürtel auf exquisiten Punkrock, denn das Berliner Quartett Turbolover bliesen zur Attacke und obwohl Petrus schon die Knarre im Anschlag hatte, versammelten sich ausreichend Leute vor der Bühne, um die Band gebührend zu feiern. Ganz nach dem Motto ihres letzten, 2019 veröffentlichten Albums „Skins of Metal“ gab es Oi Ausflüge, knüppelharte Mosh Einlagen und verdammt viel gute Laune. „Auf in den Kampf, Arbeiterklasse“ wurde ausgerufen und die Leute, die nun so langsam das brummelnde Wetter auf sie zukommen hörten, waren begeistert. Natürlich durfte „So war sie, die DDR“ nicht fehlen, welches einige sogar lauthals mitsangen. Ich find die Band verdammt spannend und rate jedem, sich mal ein Album der Truppe zu Gemüte zu führen, die gerade mit sensationellen Texten für viele Schmunzler sorgen.

Danach war dann leider auch schon Sense, denn durch das nun vollends hereinbrechende Unwetter wurde zum einen ein Notablass der Bühne eingeleitet und zum anderen der Auftritt des Münzers abgesagt. Sicherheit geht vor.


TAG 2 - Freitag, 23.06.2023

Petrus hatte wohl so richtig einen sitzen, denn die Wetterlage entspannte sich kaum. Strömender Regen, ein durchgeweichter Boden und dennoch versammelten sich mindestens 40 Leute vor der Bühne, um den Mexikanern von Armada einen freundlichen Empfang zu bereiten. Der Death Metal aus Mittelamerika schien verdammt gut anzukommen, denn trotz dieses unsagbaren Mistwetters kamen immer mehr Leute vor die Bühne, von der Frontmann David Gonzales Brambila mit einer Pulle Schnaps bewaffnet den durchnässten Zuschauern immer wieder fröhlich zuprostete. Die Mucke brummte wie ein Bollwerk und Songs wie „Dark serpent“ oder „Dark rites“ standen ganz im Gegensatz zu den meist sommerlichen Temperaturen Mexikos. Starker Opener des ersten kompletten Festivaltages.

Die Schweriner von Delight to Divide standen nun an vorderster Front und man durfte gespannt sein, wie die Mecklenburger ihr starkes Debüt „Passion of killing“ auf die Bühne bringen würden. Ihre Aborted/Grindcore Mischung wurde trotz des immer stärker werdenden Regens von den Leuten super aufgenommen und es schien einen Moment lang so, als ob dieses Mistwetter komplett ausgeblendet wurde. Richtig amtlich war das Drumming, welches fett aus den Boxen dröhnte und das normalerweise als Quartett fungierende Trio nach vorne peitschte. Witzig waren die Mini Leoparden Kick Drums, die mit dem Slogan „Big giant Drumset“ versehen, für einige Schmunzler sorgten. Nach einem 40minütigen Feuerwerk wurden die Ausharrenden mit angedickten Nacken und in geiler Stimmung zurückgelassen.

Die ebenfalls ursprünglich als Quartett bekannten und nun als Trio auf der Bühne stehenden Cerebral Extinction, die ich auf dem Chronical Moshers verpasst hatte, mähten nun mit ihrem technisch angehauchten Brutal Death Metal die letzten überstehenden Grashalme weg, wobei Frontmann Malshum zwischen den Songs etwas wortkarg war, dafür musikalisch keinerlei Gefangene gemacht wurden. Der Gitarrist wirkte allerdings ein wenig desinteressiert an der dargebotenen Mucke, was etwas merkwürdig rüberkam. Dennoch eine gute Show, bei der sich leider nicht viele Besucher vor der Bühne versammelten und scheinbar lieber die dritte Runde Bier nachlegten.

Die lediglich mit einer EP im Gepäck befindlichen Sacrifire kann man gut und gerne als „Supergroup“ durchgehen lassen, denn neben Trommel-Tausendsassa Fabian Regmann zockt ebenfalls Disbelief Klampfer Jochen Trunk, der später nochmals zum Einsatz kommen sollte, und natürlich Warpath Mastermind und Szene-Urgestein Dirk Weiß bei den Gothic-Doom-Deathern. Heute allerdings standen insgesamt 3 Sechssaiter auf der Bühne, was ein aus drei Gitarren bestehendes Death-Doom Bollwerk hervorbrachte. Der Dicke brüllte sich die Seele aus dem Leib und tänzelt gekonnt zwischen cleanen Vocals und aggressiven Growls hin und her und Fab verdrosch gekonnt seine Schießbude und lächelte dabei unentwegt, so dass man denken könnte, dass wäre keinerlei Anstrengung für ihn.

Mit der an seinem Kit befestigten Ukraine Fahne gab es auch ein klares Statement, welches leider nicht all zu viele Zuschauer miterlebten, da sich der Regen immer mehr intensivierte. Schade, denn Sacrifire hätten mit ihrer großartigen Mucke mehr Aufmerksamkeit verdient, denn der rote Faden an Emotionalität war bis hier hin das Beste, was man auf dem Protzen zu dieser frühen Stunde zu Gesicht bekam.

KHNVM sind im Begriff, so langsam aber sicher den teutonischen Extrem Metal Thron an sich zu reißen, was die enorme Shirtdichte vor der Bühne und den Merchverkauf im weiteren Verlauf des Tages eindrucksvoll untermauerte. Das Trio, welches von Obliterator aus Bangladesch ins Leben gerufen und mit zwei deutschen Musikern ergänzt wurde, hatten keine Samples, kein Schischi, sondern lediglich Bass, Gitarre, Drums und einen verdammt gut aufgelegten Frontmann, die alle zusammen ihren richtig dicken und fetten blackened Death Metal über die idyllische Landschaft pusteten. Vielen Ortes hörte ich oft die Aussage „Behemoth, die sich entschlossen haben, mal wieder gute Musik zu machen“, was ich hier dick und fett unterstreichen kann.

Dazu hatte das Trio einen Sound, von dem so manche fünfköpfige Band nur träumen kann. Dazu ließ der regen nun auch etwas nach, was die Massen dazu mobilisierte, wieder vor die Bühne zu pilgern und KHNVM gnadenlos abzufeiern. Ein fettes Bollwerk wie die Bolzenwerfer zu ihren besten Zeiten und schlussendlich ein verdammt geiler Auftritt der Jungs, von denen man in Zukunft noch eine ganze Menge hören wird. Großartig!

Die ursprünglich aus Dubai stammenden und mittlerweile über ganz Europa verteilten Nervecell schickten sich nun an, ein weiteres Puzzleteil zu einem grandiosen ersten Tag hinzuzufügen und ballerten sich ohne Umschweife in die tiefschwarze Herzen der nun wirklich schön anzusehenden Masse vor der Bühne. Trotz technischer Probleme (man sielte anfangs lediglich mit einer Gitarre) steigerte sich die Truppe zusehends und begeisterte sogar meinen ansonsten nicht unbedingt dem Todesblei zugewandten Nachwuchs. Allerdings störte mich ein wenig die Obertrikotage von Frontmann Lukas Haidinger, der mit einem Shirt einer Band auf der Bühne stand, die durch zweifelhafte Geschichten in der Vergangenheit dem rechten Spektrum zugeordnet werden kann, was aber nach der Show ausgeräumt werden konnte und er sich sofort umzog. Das er eher dem linken Spektrum angehört und nebenbei auch noch bei Distaste singt, wischte alle Vorurteile schnell beiseite.

Musikalisch waren Nervecell ein Highlight, auch wenn die Technik den Jungs anfänglich einen Strich durch die Rechnung machte, was die Band aber nicht davon abhielt, einen energetischen du brutalen Gig auf die Bühne zu zaubern, die viele Anwesenden mit offenen Mündern zurückließ. Mein Sohnemann jedenfalls war danach vollkommen begeistert und auf der Suche nach seiner Stimme.

Kurz vor dem nun anstehenden Gig der Dampfwalze von Disbelief fiel Frontmann Jagger ein, dass er seinen Gürtel vergessen hatte, was schlussendlich in dem Umstand mündete, dass er permanent seine Hose verlor. Wollten wir so nicht auf der Bühne sehen und dementsprechend lieh ich ihm meinen und einem erneuten Abriss stand nichts mehr im Wege. Bei den Hessen weiß man halt, was man bekommt und mit einem abartig fetten Sound im Rücken groovte sich das Quintett durch ihre 10 Alben umfassende Bandgeschichte, wobei der Opener vom gleichnamigen letzten Album „The groud collapses“ und natürlich „Sick“ die absoluten Highlights waren. Mein Sohn, mittlerweile vollkommen im Death Metal Delirium gefangen, war kurz davor, das Gitter vor der Bühne einzureißen und beklagte sich später über massive Nackenschmerzen. Warum nur?

Wo blieben Jungle Rot? Als Disbelief ihren Gig beendeten, war immer noch nichts von den amerikanischen Deathern zu sehen. Die Recherche ergab, dass man auf dem Weg nach Protzen einen fiesen Reifenschaden hatte und somit abgeholt werden musste. Also trafen die Oldschooler ca. 5 Minuten vor der eigentlichen Stagetime ein, verweigerten die Nahrungsaufnahme und Merch, gingen direkt auf die Bühne und rissen alles ab, was sich auch nur annähernd in deren Nähe befand.

Bereits zum vierten Mal konnte ich die Jungs um Maschine Dave Matrise in diesem Jahr live erleben und erneut gab es nichts als pure Begeisterung! Klar, die Setlist hatte sich gegenüber ihrer Auftritte auf der 70.000 Tons of Metal und dem Chronical Moshers nicht verändert und das war gut so. „Worst case scenario“, „A call to arms“, „Stay dead“, alles Granaten, die dem geneigte Fan dieser metallischen Stilrichtung den Schlüpper auf links dreht und überall sah man bangende oder mitwippende Fans, die die Mannen aus Wisconsin bis zum Exzess abfeierten. Natürlich unterhielten wir uns nach dem Gig noch etwas länger, da Dave als ausgewiesener Green Bay Packers Fan mich erneut mit meinem 49ers Cap erblickte und meinte: „Boah, nicht der schon wieder!“  Es wurde noch viel gelacht und ein Haken hinter den zweitbesten Auftritt des Tages gemacht.

Der beste sollte nun kommen und nachdem man unserem Schrod die nötige Ehre mit einer Rede auf der Bühne erwiesen hatte (unter anderem auch mit einem großen Banner, den wir Euch natürlich nicht vorenthalten wollen…) stürmte Gary Meskil mit seinen Mannen die Bühne und sollte nun ein Feuerwerk entfachen, welches ich in Protzen so noch nicht erleben durfte. Pro-Pain schossen sich ein und begeisterten vom ersten Ton an und bewiesen, dass auch Death Metal Fans tierisch grooven können. Neben wir beispielsweise stand ein junger Kerl, der in einem Morbid Angel Shirt fast durchgängig und fehlerfrei alle Songs der Hardcore-Heroen mitschmetterte.

Alle Hits waren am Start: „Three minutes hate“, „Unamerican“, „Stand tall“ oder „In for the kill“. Jede Rakete, die gezündet wurde, verfehlte ihr Ziel nicht und das gesamte Infield rastete komplett aus. Auch unser Freund Fauthi, zuständig für den Bühnensound, ging begeistert mit und sein Gute-Laune-Gandalf, der nach diesem Wochenende einen ziemlichen Muskelkater im Nacken haben dürfte, wippte dazu passend im Takt mit. Pro-Pain fuhren alles auf, was man für gute Laune und Schmerzen im Tanzbein braucht und hinterließen eine völlig begeisterte Belegschaft, die wie ich unisono meinten, dass dieser Gig mit das Beste war, was man je auf dem Protzen Open Air zu Gesicht bekommen hatte.

Danach war ein wenig die Luft raus, was man an den Zuschauern vor der Bühne bei Fleshgod Apocalypse abzählen konnte und obwohl die Italiener alles auffuhren, was sie so im Repertoire haben, wollte das irgendwie nicht so recht zünden. An der Mucke kann es kaum gelegen haben, denn ich kenne kaum eine Band aus dem Extrem Metal Bereich, die so klar auf den Punkt spielt wie die Truppe aus Rom und Perugia. Gerade die seit 2020 fest zum Ensemble gehörende Sopranistin Veronica Bordacchini war ein Blickfang und auch Pianist Francesco Ferrini beim Tagwerk zuzuschauen war ein Genuss. Doch irgendwie waren die Stimmen etwas abgekoppelt von der Musik, was es einem schwer machte, dem hier Dargebotenen die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Definitiv eine großartige Band, aber live kann das mitunter schon ein wenig anstrengend sein.

Damit stand Tag 2 in den Geschichtsbüchern und ich machte mich nebst Frau und Nachwuchs auf den Heimweg, da ich am nächsten Morgen noch ein wenig arbeiten musste. Doch schlussendlich bleibt das Resümee, dass trotz einer anfänglich beschissenen Wetterlage sich diese nicht auf die Stimmung der Anwesenden übertrug und alle Bands ihr Bestes und noch mehr gaben, um diesen Freitag zu einer fetten Party werden zu lassen. Ich jedenfalls schlüpfte mit einem zufriedenen Grinsen unter meine Bettdecke, nicht ohne vorher noch den am Bein haftenden Schlamm durch eine heiße Dusche zu beseitigen.


TAG 3 - Samstag, 24.06.2023

Kurz gepennt, arbeiten gegangen, mit der Familie in einem genialen türkischen Restaurant gefrühstückt und ab auf die Bahn zurück nach Protzen, wo heute am zweiten Tag eine meiner absoluten Lieblingsbands auf dem Speiseplan stehen sollte. Doch dazu später mehr.

Heute hatte unser Freund Fauthi auch noch Geburtstag, doch was schenkt man solch einem Globetrotter zu seinem Ehrentag? Da er (merkwürdigerweise) Fan der New Orleans Saints ist dachte ich mir, die Lilie als Wappenblume der aus Louisiana stammenden Football Franchise wäre ein geeignetes Mitbringsel. Somit zierte nun den ganzen Tag eine abgeschnittene Wasserflasche als Vase für den Blumenstrauß die Bühne, auf der sich die musikalischen Vandalen tummeln sollten. Irgendwie niedlich…

Die sich mit Requiem auf Tour befindlichen Züricher von Klaw, dessen Erstlingswerk „LightCrusher“ von uns in den höchsten Tönen gelobt wurde, wurden kurzerhand mit aufs Billing gehievt, was sich als formidable Idee erwies. Die Helvetier machten den gepflegten Thrashpflegel und entluden ihre geballte Power direkt in die Ohren der vom Zeltplatz zum Infield pilgernden Zuschauer, die sich leichtfüßig vom hier Gezeigten mitreißen ließen. Nachdem man sich schon beim Frühschoppen bei Thorsten Frahlings Irish Folk richtig aufgewärmt hatte, herrschte auch bei Klaw eine ausgelassene Stimmung. Handwerklich war das eine saubere Sache, die Jungs holten das Publikum ab und kamen dabei verdammt sympathisch rüber. Es gab schon weitaus schlechtere Opener am zweiten Tag.

Mit den Berlinern von Senpais gab es nun melodischen Todesblei, die ebenfalls nicht schlecht auf der Bühne agierten. Einige emotionale cleane Parts mischten sich mit schnittigen Riffs und obwohl diese Melange durchaus ansprechend war, fanden sich nicht ganz so viele Zuschauer vor der Bühne ein, als es vorher noch bei Klaw der Fall gewesen war. Dennoch nickten die Leute fröhlich und natürlich trve im Takt mit und es schien so, als ob es denen, die dann doch erschienen waren, durchaus gefallen hatte.

Nun gab es eine frische Portion Gehacktes, denn die Franzosen von Putrid Offal schickten sich an, mit ihrem Mischmasch aus Death, Grind und Gore die Meute zu verlustieren.  Gelang ihnen recht gut, denn die älteren Herren in Chirurgenkitteln und den dekorativ am Mikroständer platzierten Kathetern (natürlich mit einer Masse an Kunstblut) growlten sich einen Weg durch die nachmittägliche Ruhe auf dem Dorf. Eine gute Portion an todesbleierndem Grindcore und eine Band, die uns eine leckere, Cannibal-Corpse-artige Fleischplatte an durchgewolfter Hack-Mucke in die Fressen schlug. Unterhaltsam!

Entweder hatte ich nun was an den Augen und den Ohren, denn die Tschechen von Fleshless verzichteten auf den Bass, waren also quasi Bassless und dementsprechend hochtönig war der Sound des Quartetts, was eine Qual für mein Horchorgan darstellte. Mehr gibt es darüber auch nicht zu schreiben, denn das war leider absolut gar nüscht und leider mit weitem Abstand die schlechteste Band des Wochenendes, da ihr Genre Mischmasch aus Death und Grind überhaupt nicht zünden wollte.

Das sah bei Sabiendas natürlich erwartungsgemäß vollkommen anders aus, denn die Ruhrpott Bande ist nicht nur ein gern gesehener Gast an den Theken dieser Republik, sondern auch auf allen Festivals, da die Mucke des Quintetts einfach sofort zündet und jedem Todesblei Fan ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Bereits am Vortag zum größten Teil angereist hatte man bereits gut vorgelegt, um nun frisch gestärkt auf der Bühne für Ramba Zamba zu sorgen. Sah mein Sohn ähnlich, der bei Hits wie ”Human centipede” oder ”General Buttnaked” erneut fast das Absperrgitter einriss.

Frontmann Jan ging völlig steil, die Riffs von Alex und Christian schlugen Schneisen und das Rhytmus Duo F.T. und der scheinbar mittlerweile zum festen Bestandteil der Band gehörende Drummer Marius verdroschen das Publikum auf das gröbste. Wer Sabiendas noch nie live gesehen oder sogar gehört hat, sollte dies schleunigst nachholen, denn die Deather sind wie guter Wein: Je älter, desto besser!

Nachdem mit Klaw der Toursupport bereits früh auf der Bühne stand, kam nun der ”Headliner” der Schweizer Reisegruppe, die definitiv den geilsten Bus des Wochenendes ihr Eigen nennen konnten. Und Requiem machten wie auf ihren Alben keine Gefangenen, ballerten ihre Setlist schonungslos ins Publikum, welches zwar nicht in großer Anzahl an der Frontlinie stand, sondern scheinbar dem nachmittäglichen Kaffeekränzchen frönten. Schade, denn Ihr habt was verpasst. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk kloppten die Deather gnadenlos auf uns ein und hinterließen schwarze Rußspuren auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Richtig geil und gerne wieder.

Auf das schwedische Trio von Warfect hatte ich mich so richtig gefreut, ist deren letzte Scheibe “Spectre of devastation” bis heute ein gern gesehener Gast in meiner Playlist. Und die Mannen um ex-Lord Belial Sechssaiter Fredrik Wester ließen sich nicht lange bitten und knallten ihren Thrash/Death Mix ohne Umschweife ins sonnendurchflutete Rund. Hölle, was hatten die drei Männekins für einen gewaltigen Sound! Stand man zu nah an der Box, durfte man sich nach diesem überragenden Gig über eine Turmfrisur freuen. Für solch eine Machtdemonstration reichen halt manchmal lediglich drei Musiker. Für mich eine der Gewinner des Wochenendes.

Wie nennt man einen französischen Grindcore-Käse? Brieeeeeeee. Jaja, is alt, aber immer noch lustig und vor allem passend für die nun folgenden Benighted, bei denen der wie immer barfüßige Ausnahmefronter Julien den Blickfang darstellte. Stilecht in einem schicken Dahmer Leibchen brüllte uns der sympathische Glatzkopf mit seiner zur Leier getragene Lyrik mitten in die Fresse. Ebenso wie seine drei Mitstreiter, bei denen Basser David mit deinen Grimassen für den einen oder anderen Lacher sorgte. Was für ein akustischer Tritt in die Weichteile, bei dem natürlich mein Lieblingssong ”Necrobreed” nicht fehlen durfte. Mit Benighted auf dem Billing macht man absolut nichts falsch und auch wenn der Zuschauerzuspruch dem Status dieses Killerkommandos nicht gerecht wurde, so wurden die restlichen Anwesenden aufs Beste unterhalten.

Noch bevor die kurz zuvor eingesprungenen Ziegen überhaupt einen Ton gespielt hatten, gehörten sie schon zu den Gewinnern des gesamten Wochenendes. Mittags noch auf dem Full Force zugange brausten sie danach direkt in Richtung Protzen, um dort nun ihren Ziegenkäse an die Frau und den Mann zu bringen. Und natürlich schafften es Milking the Goatmachine locker aus der Hüfte, die Leute sofort mitzunehmen und zu begeistern.

Witzig war einmal mehr mein männlicher Nachkomme, der bei ”Ding Dong” ungläubig guckte und mich mehrfach fragte, ob der Song wirklich von Goatfreed und Goatleeb stammen würde, da dieser zu seinen Lieblingssongs gehören würde. Dementsprechend begeistert verfolgte er den Rest des Sets aufmerksam und besorgte sich im Anschluss sogar noch ein Shirt. Milking sind ebenfalls eine Bank, wenn es darum geht, das Stimmungslevel zu halten, oder gegebenenfalls noch zu erhöhen. Wie immer stark und auch die Gespräche danach gehörten zu den besten des gesamten Wochenendes

Doch alles, was vorher war, schien nun vergessen, denn meine nach Bolt Thrower zweitliebste Band stand nun auf dem Programm und trotz meiner Verärgerung darüber, dass es lediglich zwei neue Vomitory Shirts zu kaufen gab, fieberte ich dem Auftritt dauergrinsend entgegen. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn die Schweden traten auf, als wären sie nie weg gewesen. Mit dem Titeltrack des neuen, über allem stehende Album ”All heads are gonna Roll” wurde der Platz plattgewalzt und eine fulminanten Soundwand drückte einem die Eingeweide nach außen.

Vier neue Songs wurden gespielt und für meinen Geschmack hätte man gut und gerne noch ein paar ältere Kracher einbinden können, doch das überragende und heute noch zu meinen Lieblingen gehörende “Regorge in the morgue“ entschädigte dafür umso mehr. Vomitory kamen, sahen und siegten und obwohl die Nordost-Deutsche Begeisterung nicht unbedingt hörbar war, so denke ich sagen zu können, dass alle begeistert waren über den einzigen deutschen Sommerfestival Gig 2023. Ich kann es kaum erwarten, die Vandalen im September zusammen mit Vader noch einmal zu sehen und mir da die noch fehlenden Obertrikotagen zuzulegen. Vomitory hatten geliefert wie bestellt und ich war glückselig.

Dementsprechend schwer war es da für mich natürlich, Carnivore A.D. aufmerksam zu folgen, denn ähnlich wie bei unserem Maik kann ich mit AD Bands absolut Null anfangen und da Peter Steele für mich immer die Band verkörperte, konnte ich den Neuinterpretationen von  ”Race war”, ”God is Dead” oder “Inner conflict” nichts abgewinnen. Richtig peinlich war die Version des Type O Klassikers ”Black No.1”, bei dem sich Lord Petrus Steele vor Scham im Grab gewälzt haben muss. Sicherlich gut gemeint ging mir der Gig aber ziemlich am Allerwertesten vorbei, aber es waren ja noch genügend andere da, die das Geschehen zünftig abfeierten. Ich für meinen Teil freute mich jetzt auf das Abschlussbier und mein Bettchen, welches so langsam laut zu rufen begann.

Einmal mehr haben die Verantwortlichen um Mario und Andrea ein Open Air auf die Beine gestellt, was keinerlei Wünsche übrigließ. Das Essenangebot war klasse, das Bier wie immer lecker (vielleicht ein wenig zu kalt, meine Pfoten waren etwas angefroren), der Sound, in diesem Jahr von Irsins Sound perfekt in Szene gesetzt, megafett und die Crew engagiert wie eh und je. Es ist uns bleibt das wohl beste, kleine Festival im jährlichen Kalender und auch wenn man im Vorfeld durch gestiegene Kosten sicherlich am Rand des Möglichen operierte, wurde jedem Besucher ein unvergessliches Wochenende geboten, von dem man noch lange sprechen wird.

Vielen Dank an alle Beteiligten, alle Gesprächspartner, alle alten und neue Freunde und an die Fans, ohne die das Salz in der Suppe fehlen würde. Es war klasse und ein guter Vorgeschmack auf das, was einen im nächsten Jahr beim 25jährigen Jubiläum erwarten kann. Wir werden auf jeden Fall erneut berichten.


OLAF

Fotos: Jano (Zombie Pix)
Souffleur: Fauthi



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