SYMPHONY X | MYRATH | MELTED SPACE

13.03.2016 - Berlin @ BiNuu

Symphony X sind eine Liveband bei der man in der Regel wenig falsch machen kann, und seit ich sie 2001 im Vorprogramm zu Stratovarius gesehen habe, besuche ich die Herren um Michael Romeo regelmäßig ohne jemals enttäuscht worden zu sein. Auch dieses Mal hat man wieder ein starkes Package am Start, auch wenn Myrath und Melted Space natürlich nicht so große Namen sind, wie Nevermore, Circus Maximus oder Pagan’s Mind es in der Vergangenheit waren. Der Ort des Geschehens, das Bi Nuu, ist strategisch gut gewählt, da bei den letzten Berlin-Abstechern der Columbia Club gerade einmal halbvoll war, und auch das Bi Nuu ist nicht ausverkauft, aber immerhin so gut gefüllt, das man gut und gerne von hitziger Clubatmosphäre sprechen kann.

Mit einem symphonischen Intro mit bedrohlicher Atmosphäre betreten die Franzosen um Piere Le Pape die Bühne um dem Publikum ihren Opera Metal zu präsentieren, einem Konzept, das auf CD bis ins kleinste Detail ausgeklügelt ist, und dementsprechend schwer auf die Bühne zu bringen ist, vor allem da die Bühne des Bi Nuu nicht gerade riesig ist, und bereits mit Equipment vollgestellt, so dass nur ein kleiner vorderer Rand überhaupt bespielbar ist. Da es sich Melted Space anscheinend zur Aufgabe gemacht haben, möglichst wenig vom Band kommen zu lassen, treten sie in 8 Mann Besatzung auf, und lösen das Platzproblem insofern geschickt, dass mit Black Messiah und Mnemic Frontmann Guillaume Bideau schon mal zwei von vier Vokalisten unter der Bühne vor dem Publikum stehen und nicht selten auch mal Ausflüge ins Publikum unternehmen um aus der Not eine Tugend zu machen und für ein hautnahes Erlebnis zu sorgen. Unterstützt werden die beiden, die von Shouts und Growlings bis hin zu düsteren klaren Gesangspassagen alles abdecken was man aus dem Metalbereich gewohnt ist, von zwei weiteren Sängerinnen, Lucie Blatrier und Visions of Atlantis Frontfrau Clémentine Delauney, mit denen sie mit schönen Duetten bis regelrechten Gesangsschlachten für viel Abwechslung sorgen. Ob „Terrible Fight“, „Trust and Betrayal“ oder „Lost Souls from the other Side“, Melted Space erspielen sich mit viel Hingabe und deutlichem Kontrast zu den kommenden Bands einen Teil des Publikums und haben sich ihren Platz im Billing redlich erarbeitet. Jedoch ist ihre Musik trotz Doublebasspassagen und so manchem Riffgewitter deutlich getragener als die ihrer Nachfolger, was nicht jedem im Publikum in Euphorie ausbrechen lässt.

Ganz anders die Tunesier von Myrath die mit orientalischem Intro und dem Opener vom aktuellen Album „Legacy“ daherkommen, und zu fünft und mit etwas mehr Platz auch für ordentlich Bewegung auf der Bühne sorgen. Der Fokus der Sets liegt ganz deutlich auf dem neuen Album, von dem man mit „Storm of Lies“, „Get your Freedom back“ und „Nobody’s Lives“ die kraftvollsten Nummern ausgewählt hat, ein Eindruck, der zusätzlich noch dadurch verstärkt wurde, dass das Keyboard sehr leise eingepegelt wurde, was gleichzeitig schade war, da die orientalischen und symphonischen Passagen nicht ganz so gut zur Geltung kamen. Da lag es dann an Sänger Zaher Zorgatti für das nötige Flair zu sorgen, was er mit Bravour meisterte, auch mit Hilfe von Keyboardhüne Elyes Bouchoucha, der bei arabischen Passagen häufig eine Zweitstimme hinzufügte. Dazu hatte Zorgatti ein paar Zeilen Deutsch gelernt, um mit dem Publikum in seiner Muttersprache zu kommunizieren zu können, was der Band natürlich so einige Sympathiepunkte einbrachte, erst recht als er versicherte sich auch für ansonsten für die deutsche Sprache zu interessieren und insbesondere Berlin faszinierend zu finden. Ob das nun ernst war oder nur eine Schmeichelei, Fakt ist dass die Single „Believer“ viele Leute mitsangen und man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass Myrath langsam aber sicher die Aufmerksamkeit zu Teil wurde, die sie schon seit Jahren verdient hatten. Natürlich kann man beim Quintett niemanden ausklammern, Drummer Morgan Berthet vermischt perkussive Passagen intensivem Metaldrumming und hält die Band zusammen, Bassist Anis Jouini hat so manchen feine Lauf am Start, groovt wie Sau, sorgt mit Slaps für Akzente und durfte sogar ein Solo beisteuern und Gitarrist Malek Ben Arbia sorgt für die notwendigen Leadpassagen, Riffs und natürlich Soli. Als mit „Merciless Times“ vom Vorgängeralbum „Tales of the Sands“ Schluss war, hatten die Tunesier sich viel neue Anhänger erspielt und den Laden für die Hauptband entsprechend eingeheizt.

Jasmin
Storm of Lies
Get your Freedom back
Believer
Wide Shut
Nobody’s Lives
Merciless Times

Die Frage, ob Symphony X da noch eine Schippe drauflegen können war schnell mit ja beantwortet, eigentlich schon nachdem Michael Romeo das Hauptriff vom Opener “Nevermore” präsentierte. Das euphorisierte Publikum, dem man die Vorfreude deutlich anmerkte, fraß der Band von Beginn an aus der Hand und man hatte schnell den Eindruck, dass die Setlist, ob der Hitdichte der Amis, zweitrangig scheint. Diese entschieden sich dafür ihr aktuelles Konzeptalbum „Underworld“ am Stück darzubieten und das, was der Abend dadurch an Spontanität und Unvorhersehbarkeit einbüßte, machte der Fünfer, allen voran Russell Allen, mit Performance wett. Der Riese, der seit neustem mit Sidecut daherkommt, verlieh der Geschichte durch gestenreiche Schauspielerei Leben, präsentierte sich dem Publikum unheimlich nah und war somit ein Hauptgrund dafür, dass die Stimmung permanent am Siedepunkt verharrte. Ob das passende Rudern zu „Charon“, das Maskenspiel zu „To Hell and back“ um die verschiedenen Charaktere darzustellen oder das Rennen auf der Stelle zu „Run with the devil“, im Punkte Bühnenpräsenz haben sich die Herren aus New Jersey gewaltig weiter entwickelt.

Und da haben wir von der Musik noch gar nicht gesprochen, denn auch die war makellos vorgetragen, und ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass es so manchem ausgebildeten Gitarristen die Tränen in die Augen treibt, wenn er sieht mit welcher Leichtigkeit und Eleganz Saitenhexer Michael Romeo seine hochkomplexen und wahnwitzig schnellen Soli vorträgt. Ein Abend zum Zelebrieren der großen Instrumentalkunst also, bei dem der Rest der Truppe dem Maestro natürlich um nichts nachsteht. Als das Album mit dem Ruhepunkt „Swansong“ verkürzt wird und ohne Happy End in der Storyline beendet, greift man dann natürlich doch noch auf ein paar alte Songs zurück, begonnen mit der Instrumentalnummer „The Death of Balance / Lacrymosa“, die auch in neuer Instrumentierung funktioniert. Danach wird das reguläre Set mit zwei Klassikern vom 97er Werk „The divine wings of tragedy“ geschlossen. Mit „Out of the Ashes“ und „Sea of Lies“ natürlich zwei Uptemponummern, die das Publikum abermals zum Bewegen animieren und sogar einen kleinen Mob auslösen. Als Zugabe gibt es „Set the World on Fire (The Lie of Lies)” und den noch ausstehen Song vom „Underworld“ Album, als Huldigung an Ronnie James Dio verstanden, „Legend“.

Nevermore
Underworld
Kiss of Fire
Without you
Charon
To Hell and back
In my darkest hour
Run with the Devil
Swan Song
The Death of Balance / Lacrymosa
Out of the Ashes
Sea of Lies
Set the World on Fire (The Lie of Lies)
Legend

Mit tosendem Applaus und dem Wunsch nach weiteren Zugaben verabschiedet sich die Band, während das Publikum weiter feiert. Symphony X haben vollends überzeugt, allen voran Russell Allen der stimmlich in Weltklasse Manier zwischen aggressiven und gefühlvollen Passagen hin und her pendelte und einen großartigen Entertainer abgab, Myrath haben sich mit suboptimalem Sound dennoch neue Fans erspielt und Melted Space haben aus der kleinen Bühne das beste gemacht und einen Kontrast gesetzt. Ein durchaus gelungener Abend also, bleibt zu hoffen dass es nicht wieder 4 Jahre dauert bis Symphony X erneut nach Berlin kommen.

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