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LORDI – Limited Deadition (2025)

(9.448) Olaf (9,0/10) Hard Rock


Label: RPM
VÖ: 21.03.2025
Stil: Hard Rock






Es gibt Bands, die erkennt man beim ersten Ton. LORDI gehören genau in diese Kategorie. Kaum ertönt der erste Riff, rollt das markante Organ von Mr.Lordi stilecht über das Trommelfell und frisst sich ins Hirn wie eine Horde hungriger Gremlins – allerdings mit Schminke, Plateauschuhen und einem Händchen für hymnischen Heavy Metal mit Hochglanz-Finnisch (höhö). Ich gebe zu: Das letzte Album Screem Writers Guild hat bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zu glatt, zu uninspiriert, zu wenig Monster. Aber mit Limited Deadition ist der Horror-Trupp aus Rovaniemi, Lappland, wieder voll auf Kurs – und wie!

Gegründet 1992 von dem wohl charismatischsten Spielzeugsammler der Rockgeschichte – Mr. Lordi höchstpersönlich – hat sich die Band vom kuriosen ESC-Sieger (2006) zur festen Institution im Heavy-Metal-Kosmos gemausert. Und wenn man dachte, nach dem überbordenden 7-CD-Monster Lordiversity sei nun endgültig der Vorrat an Kreativität ausgeschöpft, dann wird man mit Limited Deadition eines Besseren belehrt. Denn hier bekommt man: ein ganzes Album, das eine Liebeserklärung an die Spielzeugkultur der 80er ist – verpackt in ein blechernes Riff-Gewitter mit Synthie-Schubkraft und einer guten Portion Trash-TV-Romantik.

Der Titel Limited Deadition ist natürlich wieder ein typisches LORDI-Wortspiel. So herrlich bescheuert, dass es schon wieder genial ist – irgendwo zwischen Zombiekopf und Muppetfigur. Und ja, es geht um Sammelleidenschaft, Kindheitstraumata und die digitale Gegenwart, in der echte Dinge rarer werden als eine originale He-Man-Figur mit Verpackung. Mr. Lordi, der bekennende Horder of the Universe, hat sich für dieses Album tief in seine Schatztruhe gegraben – und dabei nicht nur seine E.T.-Actionfigur wiedergefunden, sondern auch seine musikalische Spielfreude.

Los geht’s mit einem weiteren dieser berüchtigten Shopping Channel Gore-Zwischenspiele – diesmal eine Art TV-Show-Hommage an längst vergangene Verkaufsfernsehen-Tage. Und von da an zieht der Monsterzirkus mit Tracks wie Legends Are Made of Clichés und Syntax Terror ordentlich vom Leder. Letzterer ist ein Paradebeispiel für den aberwitzigen Wortwitz der Band – man stelle sich eine Mischung aus Terminator, Tetris und Twisted Sister vor. Dazu Synths, die einen direkt in die Atari-Hölle schicken.

Spätestens bei Skelephant in the Room beginnt man unwillkürlich zu grinsen – nicht nur wegen des Ohrwurm-Refrains, sondern auch, weil dieser Song ein Paradebeispiel für das ist, was dieses Album durchzieht: ein Ohrvoll Arschwürmer. Oder umgekehrt. Und es wird noch besser: SCGTV Saturday Night Man Event ist eine gloriose Persiflage auf überdrehte Wrestling-Sendungen – inklusive Macho-Schweißgeruch und Neonlichtflashbacks. Das alles gipfelt in Collectable, einer Ballade (!), die in ihrer PINK-FLOYD-artigen Tiefe ebenso überrascht wie berührt. Und ja: Ich habe kurz gezuckt, als die weiblichen Backings einsetzten – Gänsehaut! Man sollte aber auch hier mal auf den leicht verständlichen Text achten. Grandios!

Was im ersten Teil oft verspielt und verspult klingt, wird in der zweiten Albumhälfte deutlich metallischer. Fangoria und Hellizabeth feuern mit messerscharfen Riffs und hymnischem Bombast auf alles, was nicht bei drei im Plattenschrank ist. Besonders Hellizabeth ist ein Hit – schnell, ohrwurmig, ironisch und voller Keyboard-Drive. Überhaupt: Die Tasteninstrumente sind auf diesem Album nicht bloß Dekoration, sondern schieben die Songs auf elegante Weise an, bringen Glanz, Kitsch und Energie ins Gesamtbild.

Retropolis hat dann endgültig den Soundtrack für jeden Sammler-Therapieraum: düster, retro, vollgepackt mit popkulturellen Zitaten. Limited Deadition, der Titelsong, dreht sich schließlich um genau das Dilemma moderner Nerds: Was tun, wenn alles nur noch digital existiert? Sammelbare Erinnerungen aus Bits und Bytes? Pah! Zum Glück liefert LORDI mit diesem Album den physischen Gegenentwurf. Und wer bei You Might Be Deceased nicht zumindest kurz die Gänsehaut aus dem Grab spürt, der sollte seine eigene Sammelkiste mal nach einem Herz durchwühlen.

Limited Deadition ist eine monströse Spielwiese aus Metal, Melodien und Memory-Karten. Die Produktion? Hochglanz de luxe – aber ohne zu nerven. Die Songs? Gehen locker flockig ins Ohr und bleiben dort sogar dauerhaft hängen. Die Keyboards? Endlich mal prominent, sinnvoll und druckvoll eingesetzt. Der Humor? Abgründig gut. Und auch wenn Hater wieder aufheulen werden, weil LORDI eben nicht nur aus Leder, Lava und Lautstärke bestehen – ich hingegen lache ihnen ins Gesicht. Denn ich bin Fan, bleibe Fan, und freue mich schon jetzt auf das Sammelregal in meinem Hirn, in dem dieses Album einen Ehrenplatz bekommt – neben dem Original Skeletor, versteht sich.

Anspieltipps
🔥Syntax Terror
💀Hellizabeth
🔥Skelephant in the Room


Bewertung: 9,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. SCG XIX The Hexecutioners
02. Legends Are Made Of Clichés
03. Syntax Terror
04. Skelephant In The Room
05. SCGTV Saturday Night Main Event
06. Killharmonic Orchestra
07. Collectable
08. SCGTV Monstersquad Action Figures
09. Fangoria
10. Hellizabeth
11. SCGTV The Hexecutioners Season Finale
12. Retropolis
13. Frighteousness
14. SCGTV Crazeee Ralph Promo
15. Limited Deadition
16. You Might Be Deceased 




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