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HERTA – Crossing the Illusion (2025)

(9.563) Olaf (7,9/10) Progressive Thrash Metal


Label: Lifeforce Records
VÖ: 02.05.2025
Stil: Progressive Thrash Metal






Mir war von vornherein klar: Egal was diese Band für Musik spielt, ich MUSS das Review schreiben, denn wer Herta heißt, hat meine vollste Aufmerksamkeit, auch wenn im Gegensatz zu meiner großen Fussballliebe hier ein Konsonant fehlt, so ist das immer noch besser, als wenn eine Band UNION heißen würde, denn die würde ungehört im Papierkorb landen. In diesem Sinne HaHoHe!

Gut, der Name ist schon mal ein Statement. Auch wenn HERTA nicht aus Berlin-Charlottenburg, sondern aus Athen stammt und sich nicht für herbe Niederlagen gegen Elversberg interessiert, sondern für progressive Groove-Metal-Kompositionen mit Fantasy-Flair, muss man sagen: Die Griechen haben’s faustdick hinter den Saiten. Und hinter den Trommelfellen. Und den Vokalbändern sowieso. Denn was die 2022 gegründete Band auf ihrem Debütalbum Crossing the Illusion bietet, klingt nach allem – nur nicht nach einer Anfängertruppe.

HERTA operieren irgendwo im nebligen Niemandsland zwischen Meshuggahischem Polyrhythmus-Wahnsinn, Gojira-Atmosphäre und der verzweifelten Lyrik eines metaphysischen Existenzialisten, der morgens versehentlich mit seinem Bleistift die dunkle Seite des Universums aufgeweckt hat. Es groovt, es knallt, es wackelt – und man weiß oft nicht, ob man nun tanzen, meditieren oder einfach durch eine Wand laufen soll.

Was sofort auffällt: Die Produktion ist messerscharf. Kein Wunder, wenn Fotis Benardo (u. a. bekannt für seine Arbeit mit Septicflesh) in den Devasoundz Studios seine Finger im Spiel hatte. Die Drums hämmern, die Gitarren drücken, der Bass wummert, als würde er aus einem interdimensionalen Kühlschrank senden. Und Johann Meyer hat dem Ganzen im Silver Cord Studio (ja, genau dem) den letzten Feinschliff verpasst – und zwar so, dass das Album trotz seiner Wucht nicht totproduziert klingt, sondern lebendig und organisch bleibt.

Klar, ganz ohne Stolpersteine geht’s nicht: Manchmal wirkt das Songwriting etwas überambitioniert, stellenweise verliert sich die Band in zu vielen Wendungen und Gedanken. Es ist ein bisschen wie ein Labyrinth aus Spiegeln – wunderschön, aber nicht immer zielführend. Und während man sich gerade noch an einem Groove festklammert, biegt der Song schon wieder in eine andere Tonart ab, zieht einen durch eine Sprachmetapher, nur um dann von einem rituellen Breakdown aufgelöst zu werden. Man muss also aufmerksam bleiben – oder sich einfach treiben lassen.

Die Texte sind tiefsinnig, bisweilen kryptisch und sprechen vom „Zerfall der Natur“, „Schatten, die in den Blättern der Zeit nisten“ oder von „Schlangen, die den Wolf verschlingen“. Das ist keine Metapher, das ist ein kompletter Grim-Dark-Fantasy-Roman in zehn Akten. Besonders Monolith, mit einem Feature von Sakis Tolis (Rotting Christ), bringt eine zusätzliche finstere Gravitas ins Spiel. Aber auch Control, Eyes of Sorrow oder das abschließende My Demise lassen erkennen: Hier hat sich jemand Gedanken gemacht. Es ist keine bloße Genre-Kopie, sondern ein echter Ausdruckswille, der sich durch Komplexität und Emotionalität Gehör verschaffen will.

Man kann also ohne weiteres sagen: HERTA sind gekommen, um Eindruck zu hinterlassen. Auch wenn sie mit Crossing the Illusion noch nicht auf der großen Bühne stehen, haben sie ein Fundament gelegt, das ihnen in Zukunft viel Raum nach oben bietet. Nicht alles ist perfekt, manches noch etwas roh oder überfrachtet, aber das gehört zu einem Debüt eben auch dazu – und bei dieser Ausgangslage ist das eher ein Versprechen als ein Makel.

Ein progressiver Brocken aus Athen, der sich nicht vor großen Namen verstecken muss, aber noch nicht ganz das Level eines Champions-League-Anwärters erreicht hat. HERTA liefern mit Crossing the Illusion ein düsteres, ambitioniertes und musikalisch hochwertiges Debüt ab, das stellenweise etwas zu verkopft ist, aber nie seinen Groove verliert. Manchmal zu vertrakt, aber immer schön auf die Zwölf. Ich würde das Album ebenso tabellarisch einordnen wie meine Hertha: im gesicherten Mittelfeld der zweiten Liga – mit Aussicht auf Aufstieg, wenn man nächste Saison den Kader zusammenhält, das Spiel übersichtlicher gestaltet und vielleicht ein paar Standards trainiert.


Bewertung: 7,9 von 10 Punkten





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