Label: Iron Bonehead
VÖ: 15.05.2020
Stil: Black Metal
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Kennt ihr dieses Gefühl der Gewissheit noch bevor ihr ein Album überhaupt das erste Mal hört, dass es der Kracher schlechthin sein wird? Genau so ging es mir noch bevor ich „Mohngang“ das erste Mal komplett gehört habe. Gerade einmal zwei Jahre nach der EP „Retrograd“ und drei Jahre nach „Turm am Hang“ ist Nerrath mit einem neuen Album zurück und das lohnt sich definitiv, so viel kann ich jetzt schonmal verraten.
Mit persönlich gefällt die Entwicklung seit „Turm am Hang“ sehr gut, mit jedem Album wird HORN aus meiner Sicht besser und hebt gleichzeitig das Niveau bleibend.
Die Einleitung ist recht minimalistisch gehalten, man bekommt lediglich das Rauschen des Windes verbunden mit einem Cello zu hören. Es kommt so ein bisschen das Gefühl auf an einer Klippe am Meer zu stehen; ziemlich gut gemacht muss ich sagen. Auch erinnert mich der Song gerade im letzten Teil etwas an den mittleren Teil von HELRUNARs „… bis die Seele gefriert“; ich weiß nicht ob das gewollt ist, gefällt mir aber sehr gut.
„Satt scheint der Sud der Tat“ schließt direkt an die Einleitung an und nutzt den Wind geschickt als Übergang. Ich würde den Song als einen typischen HORN Titel beschreiben, mehr kann ich dazu auch garnicht sagen, am besten einfach reinhören.
„De står her som sletta“ ist vergleichsweise kurzweilig und instrumental sowie melodisch sowie rhythmisch sehr interessant, gerade der letzte Teil lädt stark zum Mitschunkeln ein. Der vierte Titel „Wär nicht Traubhagel“ erweckt in mir gewisse Assoziationen mit „Brimstone Gate“ von NAGLFAR, zumindest am Anfang. Insgesamt kommt der Song ziemlich episch daher im weiteren Verlauf und treibt den Hörer durchaus durch die gerade einmal fünf Minuten. In der Mitte des Albums lässt man es mit „Handkreis und Chor“ sowie „Upstream Canals, a Ship's Bell Sounds“ etwas entspannter angehen. „Handkreis und Chor“ kann mit einem schon fast epischen Gesang aufwarten und biete daher genau die richtige Abwechslung zur Mitte des Hördurchgangs. Die Stücke sind etwas langsamer und werden gerade bei „Upstream Canals, a Ship's Bell Sounds“ eher von akustischen Instrumenten getragen. Das „Dulcimerstück“ ist exakt das was der Titel verspricht, nicht mehr und nicht weniger, passt jedoch hervorragend in den Rest des Albums an dieser Stelle.
Mit „Vom Tribock hohl geschossen“ leitet HORN den letzten Abschnitt des Albums, bei dem insgesamt mehr Tempo vorgelegt wird, gerade der genannte Titel weckt in mir leichte Thrash Metal Assoziationen, alleine wegen des etwas hektischen Tempos. Erstaunlicherweise weckt das Solo im letzten Teil von „Vom Tribock hohl geschossen“ wieder gewisse Assoziationen zu HELRUNAR diesmal zu den Lead/Solo-Passagen von „Sol“ sowohl vom Ton als auch von dem was und wie es gespielt wird. Bei „Ødegård und Pendelschlag“ hatte ich zuerst eine Assoziation mit ARCKANUM einfach vom Feeling her was aufgebaut wird, verbunden mit den gespielten Harmonien und Tönen.
Abschlossen wird das Album von einer Cello Version des Songs „Die mit dem Bogen auf dem Kreuz“, an und für sich ein interessanter Ansatz diesen Titel mal anders zu interpretieren; sehr gelungen möchte ich an dieser Stelle ergänzen.
Die Stimme von Nerrath war schon immer einzigartig und ist auf jedem Album für mich eine Art Ankerpunkt und Einstieg. Ich bin nach wie vor erstaunt, und auch ein bisschen neidisch, auf die technische Vielfalt, welche hier an den Tag gelegt wird. Auch würde ich meinen, dass sich die Singtechnik insgesamt merkbar verbessert hat.
Die Gitarren haben auf diesem Album deutlich mehr Höhen spendiert bekommen als es noch auf „Retrograd“ der Fall war, jedoch ist dies keineswegs unangenehm, ganz im Gegenteil. Zudem wirken die Gitarren irgendwie dichter in den unteren Mitten, das lässt subtil eine richtige Wand im Sound entstehen. Auch die Lead-Gitarre kommt schön durch den Mix und liegt gut hörbar über dem restlichen Instrumentarium.
Im tieffrequenten Bereich ist der Bass schön knurrig und hörbar angezerrt unterwegs, kann dennoch jederzeit gut gehört werden und treibt auch in gewisser Weise dadurch die Songs an.
Das Schlagzeug erscheint mir etwas beschnitten, das kann jedoch auch Einbildung sein. Die Snare kommt recht ausgewogen daher und ist eher in den unteren Frequenzen angesiedelt, der Kick der Bassdrum ist gut mit Klick belegt und die Becken scheppern vergleichsweise stark. Jedoch ist dies dem allgemeinen Klang nicht abträglich, ich nehme das Schlagzeug hier eher als etwas untergeordnet wahr.
Ganz ehrlich was für ein Hammer-Album, ich bin nach dem ersten Durchhören hin und weg, einfach nur mega. Dieses Album möchte aus meiner Sicht mit Konzentration gehört werden, denn was HORN hier wieder an Instrumenten und Songstrukturen übereinander schichten lässt sich schlichtweg gar nicht in einem Durchgang erfassen. Klar ist es auch möglich „Mohngang“ nebenbei laufen zu haben und zu hören, jedoch wird dies diesem Album einfach nicht gerecht.
Bewertung: 10 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Einleitung - Der Wettlauf zum Meer
02. Satt scheint der Sud der Tat
03. De står her som sletta
04. Wär nicht Traubhagel
05. Handkreis und Chor
06. Upstream Canals, a Ship's Bell Sounds
07. Dulcimerstück
08. Vom Tribock hohl geschossen
09. Ødegård und Pendelschlag
10. Die mit dem Bogen auf dem Kreuz (Cello version)
HORN – Mohngang (2020)
(6.291) Ingmar (10/10) Black Metal
