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Live on Stage Report: RAGNARÖK 2023

14. bis 15.04.2023 Lichtenfels @ Stadthalle




DAS VORWORT

Obwohl ich von Lichtenfels, dem Austragungsort der mittlerweile 19. Ausgabe des RAGNARÖK FESTIVALS lediglich ca. 60km entfernt wohne, verschlug es mich erst im vergangenen Jahr zum ersten Mal auf diese feine Veranstaltung. Ich habe keinerlei Ahnung oder gar eine Erklärung, warum ich bis zum Jahre 2022 noch nie auf den Gedanken kam, diese Tatsache zu ändern und dieses Festival zu frequentieren, aber letztes Jahr war es dann endlich so weit. Was habe ich diese herrliche Veranstaltung mit ihrer grandiosen Bandauswahl, dem reibungslosen Ablauf, dem jederzeit guten Sound und dem, damals nicht selbstverständlichen Umstand, dass generell wieder Festivals möglich sind, so dermaßen genossen, dass ich mich mit meiner Begleitung auch heuer wieder nach Walhalla in Oberfranken aufmachte, um die unausweichliche Götterdämmerung angemessen zu feiern.

Neu im diesjährigen Ablauf ist der ebenfalls mit Bands bestückte Donnerstag und somit luden FJÖRGYN, FINSTERFORST und die mächtige UADA bereits am ersten Tag des Untergangs der Götter zum Tanz. Da man allerdings als Schreiberling für dieses feine Online-Magazin äußerst schlecht bezahlt wird, musste ich leider dem täglichen Broterwerb frönen und konnte somit erst am Nachmittag des darauffolgenden Freitags in Lichtenfels erscheinen. (Mitarbeitergespräch nächste Woche um 18 Uhr - Der Chef)


Freitag, 14.04.2023

Als Urlaubsvertretung in den Osterferien, hatte ich im Homeoffice noch so einiges für die Maloche zu tun und somit konnte die Kaperfahrt in die fränkische Korbstadt erst gegen Mittag starten. Kein Problem, man ist ja in knapp 40 Minuten in Lichtenfels und nachdem kurz darauf das fahrende Hotelzimmer ordnungsgemäß im städtischen Parkhaus verräumt wurde, mussten erstmal zwei Bier aus der mitgebrachten „Hotelbar“ in den gierigen Schlund gekippt werden. Man will ja schließlich nicht dehydrieren.

Anschließend ging es in einem kurzen Marsch auf direktem Weg zur goldenen Halle, wo ich mir selbstverständlich erstmal schnell ein kühles Blondes besorgt habe und pünktlich zur zweiten Band XIV DARK CENTURIES

stand ich in der bereits ordentlich gefüllten Halle und wurde, zumindest in visueller Hinsicht in eine andere Zeit versetzt. Die Thüringer Recken, welche mittlerweile auch schon seit 1994 durch den Untergrund lärmen, boten eine sehr ambitionierte Show, hatten sichtlich jede Menge Spaß in den Backen und sorgten mit ihrem Pagan Metal somit auch bei den zahlreich anwesenden Zuschauern für glückliche Gesichter und jeder Menge emporgereckter Hörner.

Um 16 Uhr sollte mit FIRTAN bereits eines meiner Highlights die Bühne entern und so fand ich mich, nach dem obligatorischen Thekenbesuch in der Umbaupause, überpünktlich vor der Bühne ein und sollte in den nun erlebten 40 Minuten auch nicht enttäuscht werden. Vor kurzem durfte ich die Jungs und das Mädel in Würzburg genießen und dementsprechend lag die Erwartungshaltung, ob dieser intensive Seelentrip auch auf einer großen Bühne funktionieren kann, relativ hoch.

FIRTAN zeigten sich von derlei kritischen Unterstellungen sichtlich unbeeindruckt und boten einen dermaßen eindringlichen und Gänsehauterzeugenden Gig, bei dem mich die Emotionen in einigen Momenten förmlich übermannten. Gerade im atmosphärischen und furchtbar berührenden Mittelteil von „Labsal“, sorgen die Gitarren und vor allem Geigerin Klara mit ihrem gefühlvollen Spiel unweigerlich dazu, dass es dem Schreiberling zwangsläufig etwas feucht um die Augengegend wurde. Wahnsinn. Lediglich der Sound hätte etwas mehr Druck vertragen können, aber dennoch wurde ich überglücklich in die Hände der folgenden Band übergeben.

AEPHANEMER sollten mich dann aber in zweierlei Hinsicht ein klein wenig überfordern, denn dieser symphonisch angestrichene Melodic Death Metal mit permanenter Tastenbegleitung, fast schon aufdringlichen Gitarrenfideleien und einer Dame am Mikro entspricht nicht wirklich meinem persönlichen Gusto und nach so einem Brett von einem Auftritt, wie ihn FIRTAN gerade geliefert haben, wäre es definitiv für jede Band schwer geworden. Dennoch haben die Jungs und Mädels, dank der sichtbar vorhandenen Spielfreude einen ordentlichen Auftritt aufs Parkett gezaubert. Das Publikum dankte es ihnen jedenfalls, während ich mich aufmachte, aufgrund aufkeimender Trockenheit in der Gaumengegend, die nächstgelegene Zapfanlage aufzusuchen, denn wie auf jedem Festival gilt auch auf dem RAGNARÖK der Leitsatz „Bier trinken ist wichtig“.

Leider nahm ich diesen Leitsatz wohl ein wenig zu ernst, verquatschte mich im Merch Zelt fürchterlich am Cudgel Stand mit dem, von mir sehr hochgeschätzten Heavy Metal-Lexikon Tobi Giersberg und seinem überaus freundlichem Gehilfen Florian, der mit einer BATHORY Leggin zu punkten wusste und unter dem ständigen Konsum diverse Hopfenkaltgetränke fand ich mich wenig später mit einer prall gefüllten Tüte Vinyl wieder.

Während die Dicke meines Geldbeutels rapide abnahm, tickte die Uhr unaufhaltsam weiter und zack…..standen GROZA auf der Bühne. Ein Blick auf die Running Order machte deutlich, dass ich ASENBLUT wohl aus den genannten Gründen verpasst haben muss. Also gut, dann gibt’s jetzt eben Black Metal.


Prinzipiell fehlten mir bei GROZA auf Platte, in der Vergangenheit immer ein wenig die eigenen Ideen, bzw. die Innovation und die großen Gefühle, um mich vollends abzuholen, was die Jungs da aber live auf die Bretter schmetterten kann durchaus als Triumphzug gesehen werden. Wer sich im Soundkosmos von MGLA und UADA heimisch fühlt, kann hier einfach die Augen schließen, sich fallen lassen und genießen. Schöner Gig.

Da man ja nicht zum Spaß auf Festivals geht, musste sich dringend um Nachschub in Sachen alkoholischer Rauschmittel gekümmert werden, was unsere kleine Reisegruppe natürlich sofort beherzigte. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass ich pünktlich zum Intro der melodischen Todesblei Wikinger OBSCURITY vor der Bühne stand. Kernige Riffs, ordentlich Tempo und ein hohes Maß an Spaß, Spielfreude und Sympathie beherrschten die folgenden 40 Minuten. Die Kunst, Wikingerthemen mit deutschen Texten in relativ kitschfreier Form ins jubelnde Publikum zu schmettern, gehören definitiv zur größten Stärke der Band, die trotz einiger Monitorsoundprobleme eine siegreich geschlagene Schlacht absolvierte! Der Nacken, bzw. das Alter machte sich zum ersten Mal bemerkbar! Eine Tatsache, die nicht zum letzten Mal auftreten sollte.

Es folgte eine Raucherpause vor der Halle, bei der man im mittlerweile recht angedüdeltem Zustand auf ein Grüppchen bekannter und durchaus lieber Menschen traf, welche sich (wie sollte es auch anders sein) die Zeit mit dem ankleben von Kulleraugen auf sämtliche, Gesichter beinhaltenden Dinge (Shirts, Patches, Tattoos) vertrieb, was auf dem letzten PARTY SAN auch schon für einen verdammt großen Unterhaltungswert sorgte. Außerdem realisierte ich kurze Zeit später, dass ich plötzlich einen Cuba Libre in der Hand hielt. Ich habe keinerlei Erinnerung wie dieses ungemein attraktive Getränk dahin geraten ist, aber dieser Umstand läutete umgehend und unausweichlich das drohende Ende ein, was mich allerdings nicht davon abhielt, die naheliegende Bar aufzusuchen, um das gefährlich schnell leer werdende Glas wieder aufzufüllen. Sicher ist sicher! ???? Schließlich hörte ich aus vertrauenswürdiger, rothaariger Quelle, dass es keinen Mojito mehr gab, und solch ein Fauxpas sollte mir in Sachen Cuba Libre auf keinen Fall passieren.

Also gut, wieder rein in die Halle. Hilft ja nix. Mit einer dicken Portion Power Metal bewaffnet, erklommen nun die bayerischen Heiden von WOLFCHANT die Bühne und feuerten eine Hymne nach der anderen in die hungrige Meute, die ihnen förmlich aus der Hand zu fressen schien. Permanent in die Luft gereckte Fäuste, Hörner und grölende Chöre aus vollen Kehlen dominierten von nun an das Geschehen, bei dem die Band mit einem „15 Jahre Pagan Storm“ Spezial-Set vortrefflich aufspielte. Mir persönlich ist das ja stellenweise etwas zu fröhlich und oftmals ganz kurz vor Kitsch und Klimbim, aber dennoch lieferten die Jungs ordentlich ab und das steil abgehende Publikum, dankte es ihnen ergebenst.

Dann galt es schnell mal noch die Luft aus dem fest umklammerten Bierbecher zu lassen und sofort wieder vor die Bühne zu gelangen, denn es folgte das nächste persönliche Tageshighlight. Die österreicheichen Post Schwarzmetaller ELLENDE luden zur melancholischen Achterbahnfahrt der Gefühle. Wahnsinn, mit welcher Intensivität die Band ihre z.T. tieftraurigen Hymnen ins dankbare Publikum schmetterte.

Songs wie „Ballade auf den Tod“ mögen zwar die vorherrschende Feierstimmung etwas getrübt und gebrochen haben, boten dafür aber unheimlich viel Tiefgang und Gänsehaut pur. 50 Minuten lang Gefühl, Hingabe und einfach nur blanker Genuss. Neben FIRTAN in Sachen metallischer Darbietung der emotionalste Auftritt an diesem Tag. Ganz groß!

Nun folgte eine Band, auf die ich mich mit am meisten gefreut. Die Rede ist von den schwedischen Berserkern MÅNEGARM und die Tatsache, dass die Band an diesem Wochenende eine Akustik Show und eine Metal Show spielen und dementsprechend am Freitag sowie am Samstag auf der Bühne stehen sollte, verstärkte diese Vorfreude natürlich immens.

Mitten im Getümmel der metallischen Härte und des permanent steigenden Alkoholpegels vieler Anwesenden, war ich durchaus skeptisch, ob denn ein Akustik Set hier wirklich richtig platziert ist, aber was ich in der folgenden dreiviertel Stunde, fast hautnah aus dem Fotograben erleben durfte, war so dermaßen ergreifend, zutiefst berührend, hochemotional und einfach nicht von dieser Welt! Auch das zahlreich anwesende Publikum schien diese Magie zu spüren, denn in der Halle herrschte auf einmal eine wahnsinnig ergriffene Stimmung und spätestens beim herzzerreißendem BATHORY Cover „Mother Earth Father Thunder“ verwandelte sich die Atmosphäre in der Halle in pure Erhabenheit! Wow. Ein regelrechter Triumphzug einer unglaublich sympathischen Band, die schon immer verstanden hat, wie man Viking, bzw. Pagan Metal, völlig frei von Kitsch und Kleister zelebrieren. Vielen Dank für diese Show!

Wer oder was zur Hölle, sollte diese Gänsehauterzeugende Machtdemonstration denn jetzt bitte noch toppen können? Richtig. Absolut NICHTS und NIEMAND. Dennoch war in Lichtenfels noch kein Ende in Sicht, denn schließlich sollten HYPOCRISY den bisher mehr als gelungenen Abend abrunden und kurz darauf waberten auch schon die ersten Keyboardtöne aus den Boxen und ein gut gelaunter Peter Tägtren und seine Mannen eröffneten das „Fractured Millenium“. Unfassbar, welche Emotionen dieser Song auch nach knapp 24 Jahren noch auszulösen vermag und sehr zu meiner Freude schleuderten die Jungs dann auch noch „Until The End“ vom gleichen und gleichnamigen Album ins hungrige Volk.

Neben bekannten Gassenhauern vom Schlage eines „Adjusting The Sun“ (was für ein Megasong), oder der „Chemischen Hure“ vom aktuellen Album, kramten die ergrauten Herren u.a. ganz tief in der musikalischen Trickkiste und zockten „Left To Rot“ vom 1992er Penetralia Album. Geile Nummer. Gefühlt war der Gig von HYPOCRISY nach ca. 50 Minuten Geschichte, obwohl den Jungs laut Running Order satte 90 Minuten eingeräumt wurden. Vielleicht verging die Zeit aber auch einfach nur wie im Flug und so bot die schwedische Metallegende einen grandiosen und absolut würdigen Abschluss eines fabelhaften ersten Festivaltages.

So, schnell noch n Bier ins Gesicht gekloppt und dann hieß es, die alten Knochen zu sammeln und sich in Richtung Koje aufzumachen. Da die Koje in diesem Fall mein Auto war, hielt sich die Freude auf die nahende „Bettruhe“ zwar etwas in Grenzen, aber gut. Das Leben ist kein Ponyschlecken und so fand ich mich relativ angeschickert, aber rundum zufrieden, gegen 2 Uhr nachts in meinem „Bett“ wieder und schlief glücklicherweise in einem wohligen Rausch aus alkoholschwangeren Ausdünstungen. relativ schnell ein.


SAMSTAG, 15.04.2023

Gegen 7:30 Uhr war die Nacht zu Ende, in der ich entgegen all meiner bösen Erwartungen ja doch erstaunlich gut geschlafen hatte. Dennoch protestierten erstmal alle Knochen im gepeinigten Leib, als ich mich aufmachte, um der täglichen Morgenhygiene zu frönen. Dabei regnete es in Strömen, es war, im Gegensatz zum Vortag scheißekalt und eigentlich wollte ich nur noch heim zu meinen Möbeln, aber gut, im Leben läuft nicht immer alles nach Plan und als Gegenpol zu meiner Wenigkeit zog es meine Begleitung erstmal vor, unbedingt „amerikanisch“ zu frühstücken und so machten wir uns, unter permanentem Protest meinerseits, wie Scheiße doch dieses ekelhaft pappige Güllengelump denn schmecke, auf den Weg zum ortsansässigem McDonalds. Als dann meine überschwängliche Begeisterung, ob der überaus deliziösen Gaumenfreuden im Sinne von: „Dieses Gepapp hier schmeckt doch eh alles Scheiße“ auch lautstark der Kassiererin mitgeteilt wurden und ich von der dort arbeitenden Dame auch noch Recht bekam, entschied ich mich für ein ausgewogenes Frühstück und bestellte einen Kaffee, der außer des horrenden Preises über keinerlei weitere nennenswerte Eigenschaften verfügte.

Egal, immerhin hatte es mittlerweile aufgehört zu regnen und so machten wir uns einigermaßen gestärkt auf den Weg zur goldenen Halle von Walhalla, wo gerade das neu eingeführte Weißwurstfrühstück inkl. der obligatorischen Blaskapelle zu Ende ging. Prinzipiell soll ja jeder seinen Spaß haben, aber sowas ist mir dann doch etwas zu kitschig und zu albern und deswegen war es auch nicht Schade drum, dass wir dieses Spektakel mit den ISLINGER MUSIKANTEN verpasst haben. Sicherlich machten die Musikanten ihre Sache gut, aber für mich passen derlei Kirmesveranstaltungen einfach nicht so wirklich auf ein Metal Festival. Sei es drum, ich bin nicht das Maß der Dinge, viele Besucher hatten sichtlich ihren Spaß und immerhin wurden die übrig gebliebenen Weißwürste dem „Heilpädagogischem Zentrum Lichtenfels“ gespendet und das wiederum nötigt mir den größten Respekt ab. Danke Leute.

Nachdem ich mir endlich auch mal etwas Festes, in Form von belgischen Chili Cheese Pommes (ultralecker), durch den Kiefer geschoben hatte, ging es geradewegs zur ersten offiziellen Band des Tages. Dort begannen die Spanier DARK EMBRACE gerade energisch ihr Set und konnten mich mit ihrem düsteren Heavy Metal, der mit viel Abzügen in der B Note, ab und an mal den Death Metal Bereich streift, wenig begeistern. Die Jungs machten dabei, mal abgesehen von den überaus theatralisch wirkenden Akrobatik Einlagen, inkl. leidendem Kniefall des Sängers, gar nicht mal so viel falsch. Lediglich die eher traditionell metallisch angehauchte Mucke der Band wollte irgendwie nicht so richtig zu diesem Festival passen. Dazu gesellte sich die Tatsache, dass die Halle um 13 Uhr noch wirklich spärlich besucht war und so kam auch beim Publikum keine wirklich euphorische Stimmung auf.

Das sah eine knappe Stunde später, als die Schweizer Epic/Atmospheric Folk Black Metaler CÂN BARDD die Bühne erklommen, schon ganz anders aus. Dort standen nämlich plötzlich wieder ein paar Nasen mehr vor ebendieser und mit dem ersten Ton der Band wehte sogleich ein wunderbarer Hauch aus Wehmut, Melancholie und einer herrlich wohligen Atmosphäre durch die Ohren. Sofort fiel auf, dass der Sound, der ja am Freitag beileibe nicht schlecht war, aber stellenweise durchaus etwas lauter und druckvoller hätte sein können, irgendwie ausgewogener aus den Boxen schallte und so boten die Jungs, bei bestem Klang einen unfassbar intensiven Auftritt, bei dem man einfach mal die Seele baumeln lassen konnte. Purer Genuss, der mich ab und an, an den wunderbaren Gig von SOAR im letzten Jahr erinnerte. Kein Wunder, denn stilistisch liegen die beiden Kombos auch recht nah beieinander. Definitiv ein erstes Highligt des noch jungen Samstages.

Ähnlich intensiv und atmosphärisch ging es weiter im Programm, doch konnten die Italiener von ENISUM dem vorher gebotenem in keiner Weise das Wasser reichen. Der Auftritt war zwar keinesfalls als schlecht zu werten, doch war die Machtdemonstration CÂN BARDDs einfach zu großartig und somit hatte die Band das schlechte Los gezogen, direkt danach auf die Bretter zu müssen. Die ein oder andere stilistisch anders gelagerte Band zwischen den beiden Kapellen wäre an dieser Stelle sicherlich kein Fehler gewesen, aber gut, es ist wie es ist und auf der musikalischen Seite zockte die Band aus Turin ein wirklich ordentliches und ansprechendes Set, bei dem lediglich der Aktionsradius der Bandmitglieder etwas zu wünschen übrigließ, sprich, es passierte auf der Bühne nicht wirklich viel. Solider Gig.

Etwas mehr Bewegung gab es kurz darauf bei AGRYPNIE, dem Seelenkind von NOCTE OBDUCTA Sänger Thorsten. Mit herrlicher Inbrunst schmetterten die martialisch geschminkten und trotzdem überaus sympathisch wirkenden Herren ihre Botschaften von der Bühne aus ins dankbare Publikum und gaben mit „Meer ohne Wasser“, sogar einen neuen Song vom kommenden Album zum Besten. Ein rundum gelungener und wirklich guter Auftritt, einer schwer motivierten Band, deren Musik ich mir allerdings aufgrund der stehts vorhanden Progressivität, mit all ihren Facetten und Stimmungswechseln, lieber mit einem Gläschen schweren Rotweins, daheim unterm Kopfhörer zu Gemüte führe. Live ist das mitunter doch recht anstrengend. Dennoch ein fabelhafter Auftritt der hessischen Jungs.

Nun wurde es Finster im Programm. Die allumfassende Dunkelheit hielt Einzug in Lichtenfels und die Finnen von KAUNIS KUOLEMATON schleppten sich zäh und irre intensiv durch ihren Doom / Death Metal. Natürlich war auch hier sowohl auf als auch vor der Bühne mit relativ wenig Bewegungsdrang zu rechnen, dennoch schaffte es die Band, eine fast schon als magisch zu bezeichnende Stimmung zu kreieren. Wundervolle Akzente setzte Gitarrist Mikko Heikkilä, der mit seinem wundervollen Klargesang, immer wieder den brutalen Death Metal Growls von Frontmann Olli Paroli bot und somit die melancholische Stimmung der gebotenen Musik enorm auflockerte und aufwertete. Geile Band. Solltet ihr unbedingt mal anchecken.

Nun hieß es endlich wieder Black Metal und die Schweden von WORMWOOD enterten die Bühne. Auf diesen Gig habe ich mich besonders gefreut, denn auf Platte sind die Jungs aus Stockholm längst über jeden Zweifel erhaben und gerade das letzte Werk „Arkivet“ (2021) dreht verdammt häufig auf meinem Teller. Ausgestattet mit einem ultrafetten Sound und einem derart hohen Maß an Präzision und tightness hobelten WORMWOOD innerhalb von 40 Minuten alles kurz und klein. Der reine Wahnsinn. Was für eine Atmosphäre! Was für eine Stimmung! Highlight war der Übersong schlechthin, „The Gentle Touch Of Humanity”. Gänsehaut pur. Ich habe selten solch unfassbar eindringliche Livemomente erlebt. Ein enorm grandioser Auftritt, nahe der Perfektion.

Kamen die müden und verbrauchten Knochen anfangs eher schwerlich in Gang, so war die Stimmung mittlerweile wieder am Kochen. Die Sache mit dem Bier trinken rollte in den Morgenstunden auch eher mäßig an, aber mittlerweile schmeckte auch der goldene Gerstensaft wieder und so machte sich unsere kleine Gang, mit einem mächtigen Hunger im Bauch, auf den Weg zu „Teddy´s Bratwurstbude“ um ein paar leckere „Schörschla“ (Berner Würstchen), inkl. den obligatorischen Bieren zu konsumieren. Dieser überaus ausufernden Schlemmereiattacke, inkl. spontan getätigter Hochzeit mit Ring aus dem hiesigen Kaugummiautomat am dortigen Biertisch, fielen dann leider die Schweizer Schwarzmetaller SCHAMMASCH zum Opfer, aber was will man machen? Wenn Kumpels heiraten, dann herrscht da einfach Anwesenheitspflicht.

Immerhin bekam ich von GRAVEWORM noch einen Großteil der Show mit und kann letztendlich attestieren, dass die Süd-Tiroler Truppe hier wirklich mächtig abgeliefert hat. Ich bin nicht der allergrößte Fan von GRAVEWORM, da mir vieles im Sound der Band ein wenig zu symphonisch angehaucht ist und demnach nicht ganz meinem persönlichen Gusto entspricht. Live hatte das allerdings alles Hand und Fuss, legte härtetechnisch, im Gegensatz zu den mir bekannten Alben, nen ordentlichen Scheit Holz mehr ins Feuer und unabhängig von der stellenweise auftretenden Keyboardbegleitung, gab es mitunter richtig derb auf die Fresse. Songs wie „Downfall Of Heaven“ oder „Legions Unleashed“ verfehlten ihr Ziel nicht und landeten unmissverständlich, gnadenlos und mit voller Wucht im Publikum, welches die Band frenetisch abfeierte. Geiles Ding, denn ich hatte nichts erwartet und wurde letztendlich schwer begeistert. Top.

Ab jetzt sollten für mich, bis auf eine Ausnahme, nur noch hochkarätige Highlights anstehen und den Anfang machten sogleich die schwedischen Hobbywikinger von THYRFING, welche man in unseren Breitengraden nun auch nicht gerade häufig zu Gesicht bekommt. Die Band war bei allerbester Laune, spielte in einem Top Soundgewand, während Frontmann und Ex NAGLFAR Sänger Jens Ryden die vordergründige Rampensau mimte.

Eigentlich alles im grünen Bereich, jedoch wollte der vielzitierte Funken irgendwie nicht so ganz aufs Publikum und mich überspringen, was aber durchaus am relativ gleichmäßigen Material der Band liegen mag. Auf Platte, die ersten beiden Alben mal ausgeklammert, ist das alles wunderbar schlüssig und griffig, aber live kann das mal ganz schnell sehr beliebig und behäbig werden und so boten THYRFING einen recht soliden und angenehmen Gig, der mich aber leider nicht komplett aus der Bahn werfen konnte.

Pünktlich und ohne Intro legten MÅNEGARM mit ihrem zweiten Set an diesem Wochenende los. Diesmal standen alle Songs im Zeichen der verzerrten Stromgitarre und so startete die Band mit „Tagen Av Dagen“ direkt in die Vollen. Stellenweise war die Band mit drei Gitarren unterwegs (ein Gitarrist übernahm ab und an die Violine), was dem Ganzen unheimlich viel Druck verlieh. Ein Top Sound, Spielfreude und jede Menge Bock in den Backen, zeichnete die Performance der Wikinger aus und wie bereits am Vortag bemerkt, sind MÅNEGARM einfach eine unfassbar sympathische Band. Die Meute in der Halle flippte stellenweise richtig aus, was in Anbetracht der grandiosen Setlist der Band auch absolut kein Wunder war. Großartigster Moment war dann die totale Überhymne „En Snara Av Guld“. Was für eine unfassbar intensive Gänsehautnummer. Vielen Dank für diese beiden unvergesslichen Auftritte. Das war ganz groß!

Dieser eben erlebte und unfassbar großartige Auftritt sollte nun die Österreicher HARAKIRI FOR THE SKY vor eine schier unlösbare Aufgabe stellen. Ich mag die Jungs wirklich, hab auch gerade deren letztes Album „Maere“ mit satten 9,5 Punkten bewerten und doch konnten mich die Jungs dieses Mal nicht völlig abholen. Es mag vielleicht an der ja doch recht schweren und verdammt melancholischen Musik der Band liegen, die ja durchaus Gefahr läuft, beim aufmerksamen Zuhörer direkt und unausweichlich ins Gemüt zu fahren und dort, die durch den enorm kraftvollen Auftritt von MÅNEGARM überkochende und aufgeputschte Stimmung quasi direkt und unausweichlich in den Keller zu ziehen. Die zum Sound passende Theatralik von Frontmann und Sänger J.J. war mir auch ein kleines bisschen drüber, aber wie gesagt, ich wollte partout kein Stimmungstief riskieren und konnte mich evtl. deshalb nicht wirklich fallen lassen. Der Gig war nicht von schlechten Eltern, nicht dass das hier falsch rüberkommen sollte, für mich war die Band nur etwas falsch platziert, aber auch das ist eine unausweichliche Tatsache, die auf Festivals halt einfach notgedrungen vorkommt.

Die nachfolgenden norwegischen Drachenbootfahrer von EINHERJER trafen da schon weitaus mehr meinen Nerv und spielten ein dermaßen eindrucksvolles und geiles Set. Kein Wunder, immerhin feierten die Herren 30 Jahre Bandgeschichte und diese wurde gebührend gefeiert. „Aurora Borealis“ vom 1994er Demo und sogar der Titeltrack vom „Odin Owns Ye All“ Album fanden einen Platz in der Setlist. Dazu ein paar neue krachend stampfende Hymnen vom Schlage eines „Mine Våpen Mine Ord“ oder „The Blood And The Iron“ und das zahlreich erschienene Publikum fraß den Herren förmlich aus der Hand.

Der Sound war abartig göttlich und megadruckvoll, die Ansagen von Frode unfassbar sympathisch und die gesamte Band platze fast vor Spielfreude, war so unglaublich tight und auf den Punkt und genoss diese Zeitreiche durch ihr 30jähriges Repertoire sichtlich. Als dann zum Schluss noch der Oberkracher „Far Far North“ von der gleichnamigen EP aus 1997 gespielt wurde, gab es Stimmungstechnisch kein Halten mehr in der Halle. Wahnsinn. Was für ein enorm starker Auftritt.

Um die kurze Pause zum nächsten und letzten Highlight sinnvoll zu nutzen, habe ich kurzerhand den Merch-Stand von EINHERJER geplündert, sowie auf dem Weg zurück in die Halle, den (schon wieder) leeren Bierbecher füllen lassen und schon war ich sowas von bereit für das schwedische Black Metal Flaggschiff NAGLFAR und……bei den Göttern……was die Jungs dort abgerissen haben, war einfach in jeglicher Hinsicht phänomenal! Ich habe keine Ahnung wie oft ich diese Band bereits live erleben durfte und keiner der bisher besuchten Gigs war in irgendeiner Form als schlecht zu bezeichnen, aber solch eine gewaltige Machtdemonstration der Männer aus Umeå habe ich mitnichten erwartet! Absolut irre!

Dieser ultrafette Sound (bester Sound des Festivals), diese unfassbare Brutalität in Verbindung mit den typischen und herrlich melodischen Leadgitarren waren einfach ein Gedicht. Zu Guter Letzt schwebten über diesem derben Geschepper die völlig genialen Vocals von Frontderwisch Kristoffer W. Olivius. Mir ist zwar völlig schleierhaft, wie er das im Großen und Ganzen anstellt, aber was sich dieser Mann hier aus den Lungen gepresst hat, ist schlichtweg beeindruckend. Beim nachmittäglichem THYRFING Gig keimte in unserer kleinen Reisgruppe mal kurz die Vorstellung auf, wie geil es denn wäre, wenn Ex-Sänger Jens Ryden mal nen Klassiker der ersten drei Alben mitträllern würde, aber ganz ehrlich……und ich will die gesanglichen Leistungen des Herrn Ryden keinesfalls in Frage stellen, aber hier hätte er gnadenlos das Nachsehen gehabt.

Eine irrsinnig großartige Vorstellung einer perfekt aufeinander eingespielten Band. Kein einziger, auch nur annähernd langsamer Song auf der Setlist und wer die Show in Überschallgeschwindigkeit mit dem überragenden „Blades“ vom 1998er „Diabolical“ Album beginnt, der hat sowieso von vornherein gewonnen. Dementsprechend stand uns ab Sekunde 1 für die folgenden ca. 40 Minuten der Mund sperrangelweit offen, während das Bier in der Hand (leider) Hallentemperatur annahm. Wow. Ein absolut fantastischer Auftritt! Danke NAGLFAR!

Obwohl ich ja bekanntlich von Kopf bis Fuß komplett dem Black Metal verfallen bin, habe ich aus Gründen, den heutigen Headliner verschmäht und wendete mich mit meiner Reisegruppe lieber dem wesentlich sinnvolleren Zeitvertreib des Biertrinkens zu, bevor es wieder ins unfassbar luxuriöse Hotel „Tiefgarage“ gehen sollte. Prinzipiell kann ja jeder von der letzten Band halten was er mag und ich werde mich hier sicherlich nicht an irgendwelchen Spekulationen beteiligen oder gar zu solchen aufrufen, aber unabhängig von der (meiner Meinung nach) recht mittelmäßigen Musik der Band, halte ich den Hauptprotagonisten, seine in der Vergangenheit getätigten Aussagen und sein (immer noch) ewig gestriges und überaus elitäres Gehabe für groben Schwachsinn!

Leider gingen die zwei Tage wieder einmal viel zu schnell vorbei und ehe man sich versah, war das RAGNARÖK 2023 auch schon wieder Geschichte. Letztendlich bleibt mir eigentlich nur noch zu sagen, dass auch die diesjährige Ausgabe dieses Festivals für jede Menge Spaß gesorgt hat und auch in diesem Jahr mit einer mehr als großartigen Auswahl an Bands aufwarten konnte. Ich, bzw. wir hatten eine fantastische Zeit und kommen sicherlich im nächsten Jahr wieder nach Lichtenfels. Die Essens- und Getränkepreise waren ebenfalls völlig human, im Gegenteil, man konnte in diesem Jahr z.B. beim PARTY SAN bekannten „Brathahn statt Satan“ Stand sogar wesentlich günstiger speisen, als dies im Jahr 2022 der Fall war.


FAZIT

An dieser Stelle, quasi am Schluss meines kleinen Berichtes, möchte ich mir noch ein dickes fettes Dankeschön an den Veranstalter, den Ivo Raab und das gesamte Team vom RAGNARÖK FESTIVAL abringen. Außerdem vielen Dank an die netten Menschen, welche man dort (wieder) getroffen hat (fetter Gruß an unseren Busfahrer), an die zahlreichen obergeilen Bands, an die freundlichen Menschen im Merch Zelt und einfach an alle, die in irgendeiner Form auch nur im Geringsten in der Durchführung und somit im reibungslosen Ablauf dieser Veranstaltung involviert waren. Und ganz zum Schluss möchte ich mich noch bei meinem persönlichen Fotografen, dem Trabi bedanken, der diesen kleinen Bericht mit seinen Bildern visuell perfekt abrundet. Danke.

Es war mir im Allgemeinen ein innerliches Blumenpflücken.
Wir sehen uns definitiv im Jahr 2024!


PATRICK

Fotos: Danny Jakesch



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