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THE OSSUARY – Requiem for the Sun (2025)

(9.590) Olaf (9,0/10) Hard / Heavy / Doom


Label: Supreme Chaos Records
VÖ: 23.05.2025
Stil: Hard / Heavy Rock






Es gibt diese seltenen Momente, in denen man ein Album auflegt – und nach wenigen Takten in völliger Verwirrung die Stirn runzelt. So geschehen bei THE OSSUARY. „Moment mal“, dachte ich, „hat Phillip nicht gerade ein Review zu dieser Band geschrieben? Death Metal aus Wisconsin?“ Stimmt – aber das war OSSUARY, ohne The, dafür mit deutlich mehr Gekeife und Geballer. Und jetzt wird’s wild: Beide Bands veröffentlichen am gleichen Tag ein neues Album. Die eine schickt dich durch blutige Krypten, die andere durch psychedelische Doom-Kathedrale. Nur, dass THE OSSUARY aus Italien stammen, Doom Rock mit 70er-Schlagseite machen – und mit Requiem for the Sun ein Brett abliefern, das nicht nur Genregrenzen ignoriert, sondern auch die heimlichen Ghost-Fans aus ihren Verstecken locken könnte.

THE OSSUARY stammen aus Bari, Italien, und sind alles andere als Anfänger. Seit 2017 sind sie aktiv, „Requiem for the Sun“ ist ihr viertes Album und mit Abstand ihr eindrucksvollstes. Die Band spielt mit okkulten Themen, 70s-Vibes, doomiger Schwere und psychedelischen Momenten – aber das mit einer Leichtigkeit, die andere Bands sich mühsam zusammencovern. Hier wirkt nichts gewollt retro oder künstlich spooky. Das hier ist keine Geisterbahnfahrt mit Plastikspinnen, sondern ein düsteres Rock-Ritual mit Herz und Hirn.

Bereits Sacrifice setzt mit seinen flirrenden Riffs und den beschwörenden Vocals Maßstäbe, bevor Altar in Black mit düsterem Ritus-Flair und einem Refrain wie eine schwarze Messe auf Acid folgt. Überhaupt sind die Texte ebenso eindrucksvoll wie die Musik: okkult, philosophisch, düster – aber nie platt oder aufgesetzt. Wer Ghost bislang zu weichgespült fand, aber deren Konzept eigentlich mochte, wird hier endlich bedient: Das hier ist Ghost, nur mit Eiern. Und ohne Zuckerwatte-Produktion. Requiem for the Sun ist ein knallhart produziertes, handgemachtes Monster, das weder mit Riffs noch mit Eingängigkeit spart.

Besonders bemerkenswert ist der Sound. Die Aufnahmen sind organisch, zum Teil live eingespielt, was man jeder Note anhört. Man fühlt sich, als würde man direkt vor der Bühne stehen, mit einem Bier in der einen und dem Weltuntergang in der anderen Hand. Die Gitarren klingen mal nach Tony Iommi, mal nach Soundgarden, die Keys hauchen hier und da psychedelische Nebelschwaden in die Songs – und über allem schwebt Stefano Fiores charismatische Stimme wie ein Prophet in Schwarz auf einem fliegenden Teppich aus Röhrenamps.

Der Titeltrack Requiem for the Sun könnte mit seiner David-Bowie-Schönheit und staubtrockenen Desert-Vibes auch direkt aus The Man Who Sold the World stammen, während The Volume of Void und Eloise das Album in einem cineastischen Finale versinken lassen, das so spektakulär wie melancholisch ist. Apropos Soundtrack: Dieses Album ist ein Film ohne Bilder. Eine apokalyptische Western-Oper mit Glockenschlägen, Wüstenwind und der Hoffnung, dass der letzte Sonnenstrahl noch einen letzten Refrain beleuchtet.

Kurzum: Requiem for the Sun ist mehr als ein Album – es ist ein Rauschmittel. Drauf einlassen, abheben, bangen und genießen. Und wenn ihr danach aufwacht und glaubt, ihr hättet gerade Black Sabbath, The Doors und Captain Beyond gleichzeitig in einer nebligen Kathedrale spielen hören – keine Sorge. Das war wirklich so.

THE OSSUARY haben mit Requiem for the Sun nicht nur das erste große Doom-Highlight des Jahres abgeliefert, sondern auch eine Scheibe, die wie aus der Zeit gefallen wirkt – im besten Sinne. Zwischen staubigem 70s-Rock, okkultem Drama und treibender Modernität zementieren sie ihren Status als eine der spannendsten Bands ihres Genres. Dieses Album macht nicht nur Spaß, es schreit nach einem Live-Erlebnis. Ich für meinen Teil werde mir jetzt ein Bierfass an der Stirn zerdrücken und Far from the Tree nochmal aufdrehen.

Anspieltips:
🔥Sacrifice
💀Wishing well
🎸Eloise 


Bewertung: 9,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Sacrifice
02. Altar in black
03. Far from the Tree
04. Wishing well
05. The Others
06. Requiem for the Sun
07. The Volume of Void
08. Eloise 



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