PARADOX – Heresy II – End of a legend (2021)
(7.322) Olaf (10/10) Thrash Metal
Label: AFM Records
VÖ: 24.09.2021
Stil: Thrash Metal
Facebook | Metal Archives | Twitter | Kaufen | Spotify
Ich muss zugeben, dass ich den guten Charly Steinhauer ein wenig angeflunkert habe. Im Kopf hatte ich mein Review zum neuen und insgesamt achten Album von Paradox bereits fertig, wollte jedoch noch das gerade vor ein paar Minuten beendete Interview abwarten, um meine Gedanken zu „Heresy II-End of a legend“ zu Papier, beziehungsweise Word, zu bringen. Auch aus dem einfachen Grund, um zu erfahren und festzustellen, ob ich mit meinen Einschätzungen richtig lag…und das tat ich!
Nach 1989 hat sich der sympathische Flitzefinger aus Unterfranken erneut einem tollen textlichen Konzept angenommen, auf das wir im bald erscheinenden Interview näher eingehen werden, und hat dieses in einer Art und Weise vertont, dass mir bereits beim ersten Hören die Kinnlade nach unten fiel. Paradox anno 2021 klingen nicht wie die früheren Vergleiche mit den Großen des Business, nein, Paradox klingen nach Paradox und nichts anderes lasse ich hier gelten! Wer die Band seit den Anfangstagen verfolgt hat wird wissen, wovon ich rede. Oft wurde die Musik in Relation zu anderen Combos gesetzt, was durchaus nachvollziehbar war, doch niemand schien sich mal die Mühe gemacht zu haben, die beiden ehemaligen Referenzwerke „Product of imagination“ oder eben „Heresy“ zu Rate zu ziehen, denn dann hätte man erkannt, dass Charly seit je her seinen eigenen Stil verfolgt und diesen nun zu unerreichten Höhen katapultiert hat. Denn diese Scheibe kann, darf und muss man als den Höhepunkt der Steinhauer’schen Schaffenskraft ansehen.
Ja, es ist Thrash Metal durch und durch, doch statt einem modernen Touch ist das Teil so herrlich oldschool, dass es selbst Mitte der Achtziger Erfolge en masse eingeheimst hätte. Das Geniale daran ist allerdings, dass selbst einfach klingende Songs wie „Mountains and caves“ trotz seiner verhältnismäßigen Kürze von etwas mehr als 5 Minuten immer wieder neue Facetten offenbaren und dem musikbegeisterten Fan der gitarrenorientierten Unterhaltungsmusik abwechslungsreiche Unterhaltung bietet. Und ganz nebenbei stellt man sich etwas angepisst die Frage, wie es der gute Charly nach 35 Jahren Paradox schafft, auf dieser Scheibe seine bislang beste Gesangsleistung abzurufen…
„Heresy II“ kann man noch und nöcher auflegen, man entdeckt immer wieder was Neues, ohne das allerdings der rote Faden unberücksichtigt bleibt oder man die Kontrolle verliert. Nein, alles bleibt gradlinig, nachvollziehbar und bietet herrliche Möglichkeiten, das vielleicht noch vorhandene Haupthaar in Wallung zu bringen, was bei Fans der ersten Stunde durchaus problematisch werden könnte. Dazu gesellt sich eine brutale Produktion, die ich so seit Jahren aus dem Hause Paradox nicht mehr hören durfte und auch wenn mal ein wenig halbballadesk zu Werke gegangen wird, es bleibt einfach ein musikalischer Schlag in den Nacken, der dem heimischen Chiropraktiker Arbeit für die nächsten Wochen einbringen wird. Und für das Auge bietet das Artwork aus der Feder von Travis Smith ebenfalls feinste Kost, auf die wir aber auch noch im Gespräch eingehen werden. Freut Euch drauf!
Doch jetzt heißt es erstmal: Geldbeutel gezückt, auf die Plattform Eures Vertrauens gesurft, um „Heresy II-End of a legend“ einzusacken und Paradox den Tribut zu zollen, den sie seit Jahrzehnten mehr als verdient haben. Dieses Album ist ein Vermächtnis, eine Hommage an alte Zeiten und gleichzeitig ein Aufbruch in eine strahlende Zukunft für eine Band, die mit dem deutschen Metal so tief verankert ist, wie Spongebob mit Patrick, Ying mit Yang und Döner mit alles! Geniales Meisterwerk, ohne Wenn und Aber!
Bewertung: 10,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Escape from the burning
02. Mountains and caves
03. The visitors
04. Children of a virgin
05. Journey into fear
06. Burying a treasure
07. A meeting of minds
08. Priestly vows
09. Unholy conspiracy
10. A man of sorrow (Prologue)
11. A man of sorrow
12. The great denial
13. End of a legend