DISTANT THUNDER - Demo (2025)
(9.688) Olaf (8,5/10) Thrash Metal

Label: DIY (noch!)
VÖ: 2025
Stil: Thrash Metal
Wenn man jahrzehntelang in der Szene unterwegs ist, glaubt man irgendwann, dass einen nichts mehr überrascht. Doch dann bricht ein DISTANT THUNDER über einen herein, der sich nicht ankündigt – keine Website, kein Stream, kein Kaufbutton. Nur fünf Songs, die in einem schummrigen Studio in Enschede entstanden sind und wie ein Sprengsatz durch die Trommelfelle fahren. Und das Beste: Man darf sie als Normalsterblicher noch nicht einmal hören – es sei denn, man kennt jemanden, der jemanden kennt. Ok, in meinem Falle direkt vom Husky bekommen. Doch eins ist jetzt schon sonnenklar: Diese Band müsst ihr im Auge behalten.
Die Idee zu DISTANT THUNDER stammt von niemand Geringerem als ebenjenem Szene-Veteran Husky, der sein Schlagwerk schon bei Asphyx, Desaster und Rotten Casket geschwungen hat – oder bei Sodom, wenn man richtig tief im Backkatalog wühlt. Thrash Metal war für ihn nie bloß ein Genre, sondern eine Notwendigkeit. Eine Idee, die lange gärte und 2023 beim gemeinsamen Bier mit seinem alten Weggefährten Patrick (ex-Crematory, ex-Apophis) auf dem Party.San Open Air zur finalen Reifestufe kam. Zwei alte Hasen, ein Plan: kompromissloser Thrash mit kanadischer Rasierklingen-Präzision. Wer an dieser Stelle nicht automatisch an Razor denkt, möge bitte seine Kutte abgeben.
Der Bandname hat – entgegen mancher Vermutung – rein gar nichts mit der gleichnamigen Truppe von James Rivera zu tun. Stattdessen zollen die Jungs der 1985er Executioner’s Song von Razor Tribut, wo der Song A distant Thunder seit 1985 mit unfassbarer Aggression das Genre mitdefiniert. Und genau dieses Spirit-Tier haben sich DISTANT THUNDER mit ihrer Demo eingefangen, eingefroren und in fünf Tracks aufgetaut – nicht zum Streicheln, sondern zum Verheizen.
Benni, der unter anderem bei Knife auf den Bühnen steht, gibt hier alles – und klingt dabei, als wolle er Stace „Sheepdog“ McLaren vors Knie, ihn mit seinem eigenen Mikro verprügeln und dann einen Dreitagebart aus Groll darüber wachsen lassen. Natürlich schafft er das nicht. Niemand schafft das. Aber verdammt, der Mann kommt bedrohlich nah ran!

Abduction eröffnet das Ganze mit einem Riff, das dir die Lederjacke von innen anzündet. Ravaged reißt dir mit rasender Präzision die Kopfhaut ab, während Claustrophobic seinen Namen mit jeder Sekunde in Druck verwandelt – musikalisch, textlich, atmosphärisch. Der Titeltrack A distant Thunder klingt dabei wie ein Echo aus einem Paralleluniversum, in dem Slaughter, Sacrifice und eben Razor nie aufgehört haben, neue Klassiker zu schreiben. Verantwortlich für diese Riffattacken: Holg von Abandoned oder Roxxcalibur, die wir auch schon in unserem Magazhin vorgestellt haben.
Produziert wurde das Ganze bei Tom Meier Recordings – ein Studio, in dem es eher nach Mottenkugeln und Verstärkerröhren riecht als nach Clicktracks und Quantisierung. Der Sound ist klar, aber roh, organisch, aber brutal – ein Musterbeispiel dafür, wie ein modernes Demo klingen muss, ohne sich wie ein modernes Demo anzuhören.
Und auch wenn man es kaum glauben mag: Dieses Demo wird tatsächlich als MCD und MLP über High Roller Records erscheinen – ein Label, das bekanntlich keine halben Sachen macht. Wenn das hier der Anfang ist, dann wird das Debütalbum ein Flächenbrand. Keine Schwächen, keine Füller, keine Gnade. Fünf Songs – alle stark. Ich kann es kaum erwarten, dass mehr kommt. Oder dass überhaupt mal etwas davon online geht.
DISTANT THUNDER sind kein Retro-Projekt, sondern ein Naturereignis. Thrash Metal, wie ich ihn liebe: ungefiltert, direkt, scharf wie eine rostige Rasierklinge. Wer Executioner’s Song oder Violent Restitution im Herzen trägt, wird hier nicht enttäuscht. Und wer die Band jetzt noch ignoriert, wird später behaupten, er hätte sie schon 2025 entdeckt – lügt aber. Denn bisher gibt es nichts zu hören. Nur ein Gewitter in der Ferne. Aber das kommt näher.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Abduction
02. Ravaged
03. Jackhammer Philosophy
04. A distant Thunder
05. Claustrophobic