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STROMGITARRENFEST 4

08. und 09.11.2013 - Berlin @ H.O.F.23

Freitag, 08.11.2013 --- Tag 1

Merke: Niemals zu viel durcheinander saufen. Meine Güte, am Morgen nach dem ersten Tag habe ich einen Schädel der von hier bis Feuerland Mitte reicht. Totmacher, Eiterooge, Most und was weiß ich noch alles (oder nicht mehr). Sodbrand und ein unbändiger Durst sind die logischen Konsequenzen, gleichzeitig mit der Erkenntnis verbunden, dass zumindest in musikalischer Hinsicht mein Gedächtnis noch hervorragend funktioniert. Ist schon doof, wenn man mit so vielen Freunden, alten wie neuen, zusammen das Stromgitarrenfest zelebriert und dabei halt in keinster Weise auf den Verzehr alkoholischer Kaltgetränke achtet. Doch Schwamm drüber, denn der unumstößliche Fakt ist: Der erste Tag war schon einmal der perfekter Einstieg in mein absolutes Lieblingsfestival, bei dem die Brutz & Brakel Crew erneut ein formidables Billing zusammengeschustert hat und aus einer Not eine Tugend machte. Dazu später mehr. Einchecken, abgießen, eingießen und Feuer frei!

Pünktlich um 20 Uhr waren die ersten Pils verhaftet und somit eine perfekte Grundlage für die True Metaller von Steelclad geschaffen, die dann auch gleich mit einem schicken, erneut von Jacky Lehmann perfekt gemischten Sound, die noch etwas spärlich in der Halle Herumstehenden musikalisch beglückten. Mit den Blackie Lawless Gedächtnis Boots ausgestattet, gaben die Vier aus Elbflorenz Vollgas und brieten ein richtig gutes Stück Fleisch, welches auch mir vorzüglich mundete. Die Stimme von Mike Steel passte wie Arsch auf Eimer zu der 80er Powermetal Mucke der Jungs und zeitweilen fühlte ich mich in die guten alten Zeiten zurück versetzt, in denen Metal auch noch „Metal“ bedeutete. True as steel, möchte man sagen und gleich ein fulminanter Einstieg in den Abend. Aufgabe erfüllt und Pluspunkte auf dem Meilenkonto gesammelt.

Nein, es gab keinen Whiskey, mehr den ersten Totmacher…und den ebenso musikalisch, denn die nach der schottischen Destillerie Hochburg benannten Emsländer von Islay sollten nun als nächstes die Bühne verwüsten, was ihnen auch vortrefflich gelang. Allerdings hatte das zum Teil wenig mit Todesblei zu tun, vielmehr mit formidablem Grind, der überaus stilsicher präsentiert wurde und auch das Stageacting konnte sich durchaus sehen lassen. Allerdings wurde es mit zunehmender Dauer ein klein wenig eintönig, was allerdings die nun etwas vollere Halle nicht die Bohne juckte und sich sogar ein erster Pit (3 Mann!!!) bildete. Die Matten kreisten, Frontmann Chicken keifte sich die Seele aus dem Leib und alles in allem war es ein durchaus solider Auftritt, den die Jungs auch gerne mal wiederholen können.

Aufgrund der im Vorfeld leider stattgefundenen Absagen, trat nun die erste „Vertretungsband“ auf den Plan, doch Abyssous als solche abzutun, wäre eine schlichte Untertreibung, denn die Mannen aus Chemnitz brannten ein schieres Feuerwerk ab und zertrümmerten die Bühne vollständig. Ich kannte das Trio vorher gar nicht, was ich nach dem Verstummen der letzten Takte als Kardinalssünde ansehen muss. Eine unfassbare Intensität, musikalisch die Hölle auf Erden und überall ungläubige Gesichter. Selbst D-I-D Cheff Dennis Bähringer stammelte danach nur noch: „Scheiße, waren die geil“. Jawoll lieber Dennis, da gebe ich dir zu 100% Recht und stelle fest: Abyssous waren an Tag 1 die faustdicke Überraschung und das Tüpfelchen auf dem I eines sowieso schon geilen Billings.

Die zweite Band, die als Ersatz in die Bresche sprangen, waren die Holländer von Izegrim, die nicht nur mit einer saustarken neuen Scheibe im Gepäck in die Hauptstadt reisten, sondern auch mit einem Sack voller geilem Merch, welches auch bei Chris und mir Anklang fand. Vor der Bühne wurde es nun voller und als Blickfang Marloes zu den ersten Takten ins Mikro brüllte, war es um die Masse geschehen. Hervorragend geprügelter Death / Thrash, kreisende Matten, wobei natürlich die blonde Mähne der äußerst sympathischen Frontfrau der absolute Blickfang war (O-Ton Chris: „Die hat noch nicht mal Spliss, Wahnsinn!!!). Hier regierte nun das Chaos, die Leute flippten aus und bereiteten Izegrim einen irren Empfang, die sich dann auch mit einer sautighten Performance ganz liebevoll bedankten. Meine Fresse, war das ein hervorragendes Gemetzel. Die Band ist einfach Hammer und darf ebenfalls jederzeit wieder ihre Zelte in Berlin aufschlagen.

Der erste Headliner beim SGF war nun an der Reihe und wer die Ziegen kennt weiß genau, was auf ihn zukommt. Feinstes Death/Grind Gebolze mit einem fetten Spaßfaktor und ein komplett durchdrehendes Partyvolk vor der Bühne, die mich mit ihrer Stimmung ansteckten und mit in den Pit zogen. Goatleeb, Goatfreed und die anderen Geißlein ließen sich anstecken und zogen einen schweißtreibenden Gig durch, der alle zufrieden stellte. Scheinbar nur nicht den jungen Mann, dem ich ein klein wenig in Sachen „Annäherungsversuch“ bei einer von ihm angehimmelten Dame helfen wollte und dafür fast auf die Fresse bekam. Auf solche Aggro Aktionen stehe ich ja total…vor allem, wenn ich bei Milking the goatmachine abfeiere und Spaß habe. Drauf geschissen und einfach weitergerockt und zum Schluss bei „Surf goataragua“ nochmal die letzten Reserven mobilisiert. Bei den Ziegen kann man einfach nichts falsch machen und somit war der erste Abend beendet und nach einem Vagina pokalis (dem Scheidebecher) zogen wir langsam von dannen, aßen noch einen Happen und wankten Richtung Heimat.

Achja…wichtig zu erwähnen wäre auf jeden Fall erneut die geniale Klofrau, die resolut während des stattfindenden Konzertes mal schnell den Fußboden im Herrenklo wischte und mit finsterem Blick Jeden davon abhielt, diese zu betreten, um sich zu erleichtern. Die völlig eingeschüchterte Schlange fies blickender Langhaariger, zu der auch ich und Dennis gehörten (jaja…wir haben ja beide fast keine Haare), traute sich zu keinem Zeitpunkt, auch nur im Entferntesten gegen die Wächterin des Urinals aufzubegehren. Ein Bild für Götter!

Samstag, 09.11.2013 --- Tag 2

So…alle Wehwehchen auskuriert (Dolormin sei Dank), den Sodbrand unter Kontrolle gebracht und die Ampeln standen auf grün. Dazu noch ein fulminanter Hertha Auswärtssieg in Hoppenheim, was für eine großartige Voraussetzung für den zweiten Tag im H.O.F.23. Das es am Tag zuvor zum Teil recht heftig zur Sache ging, konnte man dann vor Ort an einigen gezeichneten Gesichtern erkennen, die sich aber dennoch brav zum Bierstand trollten, um den Pegel aufzufrischen. So auch wir und nach dem ersten Reparaturbierchen ging es auch schon weiter mit Genital Putrefaction, die sich zwar mit ihrem nicht unbedingt überdurchschnittlichen Death Metal den Originalitätspokal ins Regal stellen können, dennoch mich und die bereits recht zahlreich Anwesenden aufs Vortrefflichste unterhielten. Ein sagenhaft fetter Sound, starkes Riffing und eine coole Bühnenpräsenz waren zu dieser frühen Stunde genau das Richtige, um erstmals die Haare zu schütteln. Trotz der Minimalbesetzung von drei Mann knallte das ordentlich, wenn auch die Songtitel nicht herauszuhören waren. „Der nächste Song heißt uarghohmshjfm…“ oder so ähnlich. Drauf geschissen, Genital Putrefaction waren ein perfekter Einstieg. Werde ich mal auf meinem Zettel notieren. Was allerdings hatte dieses Holzhuhn am Bühnenrand zu suchen?

Band Nummer Zwei des Abends waren die Sachsen von Human Prey, die mich komplett umhauten. Dieser satte Deathgrind war fett, spaßig und unfassbar rotzig dargeboten. Dazu hatten die Jungs auch mit Spiderman einen recht prominenten Gast auf der Bühne und saustarkes Merch am Start, welches ich mir sofort einverleibte. Auch wenn Chris einen recht gequälten Eindruck machte und sich schnell auf den Hof zur Einnahme diverser Tabakwaren verkrümelte, fanden Jette und ich die Jungs total klasse! Frontmann Thomas sah zwar aus wie Fred Durst‘ kleiner Bruder, holte aber die Zuschauer mit seinen Ansagen und seiner mehr als soliden Bühnenperformance super ab. Die Stimmung war gut, der Sound ebenso und die Songs waren klasse. Das hat mich mächtig angezeckt und darf gerne ein weiteres Mal meine Gehörgänge schrubben.

Es kommt mir fast so vor, als hätte ich bereits gestern hier auf der Bühne gestanden“. Sein Erinnerungsvermögen hatte Daniel Jacobi nicht im Stich gelassen, denn bereits am Vorabend verprügelte er zusammen mit Fernando von Milking the Goatmachine das erste Mal der Bühne. Doch heute gab es satten Death Metal mit seiner zweiten Band Carnal Ghoul, die wir ja bereits ausführlich mit einem Interview und einer mehr als guten Kritik gefeatured haben und daher war ich gespannt, was die Jungs, die zusammen mit Basser Johannes Pitz und Trommellegende Tormentor, aka Husky, aka Stefan Hüskens auf die Bretter zaubern würden. Enttäuscht wurde ich nicht, doch auf CD kommen die oldschool Todesbleigranaten etwas besser rüber. Dies war allerdings einem ganz wichtigen Faktor, denn Daniel konzentriert sich normalerweise nur auf die Growls, doch da der etatmäßige zweite Klampfer Richard Müller nicht mit am Start war, musste Daniel beide Parts übernehmen, was er seit Ewigkeiten nicht mehr tat. Daher war die Performance vielleicht etwas statisch. Dem Publikum war das total Brille und ging mächtig steil. Selbst Todesblei Legende Martin van Drunen, der ja etwas später am Abend zum Einsatz kommen sollte, schüttelt mächtig das Haupthaar und bescheinigte Daniel etwas später eine rosige Zukunft. Dazu kamen noch mit Entombed’s „Out of hand“ und Edge of Sanity’s „Darkday“ zwei mächtig starke Cover zu Carnal Ghoul’schen Ehren und letztendlich war es dennoch ein saustarker Gig, der den Jungs mit Sicherheit eine Menge neuer Freunde eingebracht hat.

Als dritte „Ersatzband“ standen nun die Düsseldorfer Speeder von Warrant auf dem Plan, die zuletzt 1985 mit „The enforcer“ was Aktuelles auf den Markt warfen. (Die Compilation „Ready to command“ klammere ich mal aus)Das Album besitze ich sogar noch und daher war dieser Auftritt ein kompletter Trip zurück in die Vergangenheit, der sich mehr als lohnte. Ein erneuter Hammersound und ein Trio, welches sichtlich begeistert war, das hungrige Metaller Volk ordentlich zu füttern. Ist ja auch nicht schwer, wenn man solch brillante Speeder wie „The enforcer“ oder „The rack“ sein Eigen nennt. Die Oldschool Fraktion, die zahlreich anwesend war, quittierte diesen rundum geilen Auftritt mit viel Applaus, hoch gereckten Fäusten und einem breiten Grinsen, welches lange danach noch anhielt. Die Wortfetzen danach beim obligatorischen Zigaretten-Gang waren jedenfalls eindeutig: „geil…klasse…fett“ und noch vieles anderes. Warrant waren für mich eine DER Bands des gesamten Wochenendes.

Jetzt ging es aber richtig ab, denn die tschechische Dampfwalze von Malignant Tumour stand auf dem Speiseplan und was soll ich sagen: Es war DAS absolute Oberhighlight des gesamten Wochenendes! Wer diese Weirdos noch nie live gesehen hat, stelle sich jetzt beschämt in die Ecke und lutsche am Daumen. Der ganze H.O.F. stand Kopf, Moshpits und ein Keks Grinder, der mehr auf als vor der Bühne zu finden war. Ein obergeiler Sound und Songs, die einfach nur vor Spielfreude und Härte strotzen. Dennis Bähringer schwang (etwas hüftsteif) das Tanzbein und alle…wirklich ALLE in der Halle drehten durch. Songs wie „At full throttle“ oder „Earthshaker“ sind nahezu konkurrenzlos und ein Beweis, wie man Metal spielen muss. Man blieb förmlich an der Band kleben, so fesselnd war die Präsenz der Rüpel aus Ostrava. Basser Robert ließ sich jedenfalls anstecken und sprang selber zum Ende hin in die wogenden Massen. Das war allerfeinstes Filet und einfach nur sensationell!!!

Nach diesem Gemetzel war es nicht unbedingt die logische Schlussfolgerung, dass die Leute nochmal ihre Reserven aktivieren, um Grand Supreme Blood Court als zweiten Headliner einen würdigen Empfang zu bereiten, doch falsch gelegen! Gleich nach den ersten Tönen des Intros gingen die Leute steil und fraßen Martin van Drunen aus der Hand. Was diese Legende an Bühnenpräsenz hat, ist absolut unfassbar! Den Sound fand ich allerdings für diese Art des brutalen Death Metals ein klein wenig zu dünn, was keinesfalls an der Songauswahl oder dem mega-Riffing von Eric Daniels oder dem fetten Drumming von Bob Bagchus gelegen hat. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau…der Auftritt war stark und eines Headliner absolut würdig. Achja…der groß angekündigte Schwung des Tanzbeins von D-I-D Boss Bähringer vor der Bühne ist mir wohl entfallen. Jedenfalls sah ich nichts dergleichen.

Ein Fazit dieser zwei Tage erübrigt sich total, denn wo Stromgitarrenfest draufsteht, ist auch Stromgitarrenfest drin. Alles fair, friedlich, tolle Getränke, viele Freunde und immer wieder aufs Neue ein Genuss. Danke an Alle, die erneut diese beiden Tage zu einem fetten Erlebnis gemacht haben. Ich ziehe meinen Hut vor Euch!

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