Als Kind wollte ich immer schon in einem Horrorfilm mitspielen – als Monster
Down from the mountains and across the river Tay an army of undead unicorns
Are riding into the fray…Hallo??? Wer über den Angriff untoter Einhörner schwadroniert MUSSTE zwangsläufig einige Runden in Chris’ und meinem Player drehen und auch heute noch ist das Debüt "Tales from the Kingdom of Fife"ein gern gesehener Gast in unserem diversen Abspielgeräten. Nun also Werk Nummer zwei namens "Space 1992-Rise of the Chaos Wizards" welches den roten Faden des epischen Krieges zwischen Angus McFife und den Zauberer Zargothrax weiterspinnt und erneut neben einer unfassbar launigen Story mit sensationellem Fantasy Speed Metal aufwartet, der den Jungs um Alestorm Mastermind Chris Bowles erneut Fanscharen in die Arme treiben wird. Ich fragte mal bei Angus McFife Alterego Thomas nach dem allgemeinen Wohlbefinden…
Thomas, wie kam eigentlich Deine Zusammenarbeit mit Chris Bowes zustande? Ich hatte Dich vorher musikalisch gar nicht wahrgenommen.
Das kommt daher, dass ich direkt vom Mond Triton nach Dundee gebeamt wurde, um mit Gloryhammer die Power-Metal-Geschichte (ab 1992) neu zu schreiben. Chris hat im ganzen Universum nach einem geeigneten Weltraum-Prinz für Schottland gesucht. Ich habe mich gut verborgen, aber schließlich hat er mich auf Youtube entdeckt.
Als Euer Debüt "Tales from the Kingdom of Fife" 2013 veröffentlicht wurde stellte sich bei mir und Christian die Befürchtung ein, dass dies nur ein kurzlebiges Projekt mit lediglich einem Album sein könnte, was Ihr ja nun mit "Space 1992-Rise of the Chaos Wizards" eindrucksvoll widerlegt habt. War Gloryhammer eigentlich als vollwertige Band von Anfang an konzipiert?
Es war spätestens seit meinem Beitritt die Absicht, Gloryhammer als Band zu etablieren. Bei den Aufnahmen zum Debüt haben wir bereits die Geschichten für die kommenden Gloryhammer-Alben konzipiert und mit dem Bonus-Track "Wizards!" damals schon einen kleinen Hinweis auf das kommende Epos "Space 1992-Rise of the Chaos Wizards" gegeben.
War denn ebenfalls von vornherein auch das Konzept geplant, dass jedes Bandmitglied einen Charakter des Gloryhammer Universums verkörpert? Und wie fühlt es sich für Dich an, der strahlende Held zu sein?
Dass jeder von eine bestimmte Rolle haben würde, haben wir im Vorfeld abgesprochen. Dies war notwendig, um auch die geeigneten Kostüme für das Fotoshooting Ende 2011 bereit zu haben, welches unser erstes Treffen war. Als Kind wollte ich immer schon in einem Horrorfilm mitspielen – als Monster. Jetzt bin ich halt Held geworden. Damit lässt sich's auch leben.
Was von Beginn beim neuen Album auffällt, ist die Tatsache, dass Ihr im Bereich Songwriting eine tierische Schippe draufgelegt habt. War dies geplant oder geschah das mehr zufällig? Ich meine, „Tales…“ war rein kompositorisch schon ein starkes Stück, doch „1992“ ist da schon ein ganz anderes Kaliber…
Am Songwriting des neuen Albums sind nebst Chris Bowes auch alle anderen Bandmitglieder beteiligt gewesen, im Gegensatz zum Debüt. Hinzu kommt, dass Chris das Debüt geschrieben hat, bevor er wusste, welche Fähigkeiten die einzelnen Mitglieder haben würden. Beim Nachfolger konnten deshalb die Ideen und kreativen Vorschläge jedes einzelnen berücksichtigt werden, was das Gesamtwerk definitiv nochmal einen Zacken stärker macht.
Nachdem Angus McFife Zargothrax in Dumfermline ziemlich in den Arsch getreten hat, kommt der böse Zauberer nun 1'000 Jahre später aus seinem Eisgefängnis zurück, um sich erneut zusammen mit einigen anderen bösen Magiern die Weltherrschaft zu sichern, was natürlich das galaktische Imperium von Fife zu verhindern versucht. Mal ehrlich…wer kommt bei Euch auf solch einen epischen Quatsch, was absolut nicht despektierlich, sondern anerkennend gemeint ist…
Da zolle ich weiterhin Chris meinen größten Respekt. Er hat einfach zu viel Zeit, aber immerhin nutzt er sie, um solch genialen Schwachsinn zu erfinden.
Zurück zum Thema…1'000 Jahre später…wie kam denn die Idee auf, das Geschehen so weit in die Zukunft zu verlagern?
Da Zargothrax eingefroren war, brauchte er seine Zeit, um aufzutauen. Und wir wollten, dass das Album in einer Zukunft spielt, die unserer Zeit nicht allzu fern ist, ja, die jeder von uns sogar kennt. Und wir wollten, dass die Leute erfahren, was 1992 wirklich passiert ist!
Was kann man denn danach erwarten? Ich meine, wir haben nun 1'000 Jahre übersprungen, das ist ja schon fast nicht mehr zu toppen…
Die Ideen, die für das dritte Gloryhammer-Album bereits vorhanden sind, sind so abstrus, dass sie locker jeden Tim Burton-Film in den Schatten stellen …
Unser Redaktions-Proggie Florian wäre vor Verzückung vom Dach gesprungen, ist er doch ein Fan von monumentalen Longtracks, den Ihr mit „Apocalypse 1992“ ebenfalls auf dem Album habt. Ich persönlich schalte bei solchen Teilen meist nach 5-6 Minuten ab, doch hier musste ich an der Box kleben bleiben, um alles in mich aufzusaugen, was ihr in den Song gepackt habt. Das Herzstück des Albums?
Es ist nicht unser Ziel, künftig nur noch solche langen Lieder zu schreiben, jedoch ist „Apocalypse 1992“ ein richtungsweisender Song. Die abwechslungsreichen, epischen Melodienbögen, gepaart mit Ohrwurm-Refrains werden auch für die kommenden Gloryhammer-Werke eine bedeutende Rolle spielen. Insofern kann man durchaus von einem Herzstück des Albums sprechen.
Das vorher bereits veröffentlichte „Universe on Fire“ hingegen ist mit seinen fast Techno-artigen Beats doch etwas schwerer zu verdauen. Können wir also live damit rechnen, dass sich Euer Drummer Ben Turk da eine Auszeit gönnt?
Niemals! Den ketten wir jeweils am Drum fest, damit ihm nichts anderes übrig bleibt, als durchzuspielen. Mit Universe on Fire wollten wir bewusst nicht die klassische Power-Metal-Klientel ansprechen, sondern eine weitere Zielgruppe erschliessen. Die Reaktionen zu diesem Lied sind, wie wir erwartet haben, gemischt: die True-Metallisten mögen es gar nicht, für andere ist es eine Offenbarung. Es passt jedoch so oder so ins Gesamtkonzept, auch wenn es kein typischer Gloryhammer-Song ist.
Wie kann man sich bei Euch eigentlich das Songwriting vorstellen? Solche Themen kommen einem ja nun nicht unbedingt unter der Dusche, beim Autofahren oder dem Einkauf in den Sinn. Steckt da harte Arbeit hinter, oder sprudelt das einfach aus Euch heraus?
Hin und wieder kommt es vor, dass mir Songideen während dem Spazieren einfallen. Dann schnappe ich mir mein Telefon und pfeife die Idee auf die Aufnahmefunktion. Danach geht es an die Arbeit vor dem Computer. Mit MIDI-Programmen spielt (oder tippt) man die Melodie ein und kreiert gleichzeitig die weiteren Instrumentenspuren dazu. Den Text mache ich meist nach der Musik, allerdings habe ich von Anfang an eine Idee, was das Thema des Songs sein soll. Anschließend wird im Plenum entschieden, ob die Idee was taugt, und wenn ja, wird es von unserem Drummer, Ben Turk, mit einem virtuellen Orchester umgesetzt, damit jeder für sich daheim üben kann.
Wie kommt Chris eigentlich damit klar, dass er live bei Alestorm Dreh- und Angelpunkt ist, bei Gloryhammer sich aber vornehm „zurückhält“ und meist nur mit einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze zu sehen ist?
Er geht deshalb regelmäßig zum Psychotherapeuten seines Vertrauens.
Einige „verspotteten“ das erste Album als albernen Fantasy Metal, der nun eher als Science Fiction Metal seine Fortsetzung findet. Stört Euch solch eine subjektive Berichterstattung oder ist Euch die Kritikermeinung egal?
Ganz daneben ist das ja nicht. Und ich persönlich empfinde dies als Kompliment; ich mag alberne Dinge. Ich lese übrigens Kritiken (positive wie negative) zu Gloryhammer äußerst gerne. Diese sind glücklicherweise meist deckungsgleich mit meiner eigenen Meinung.
Wie würdest Du selbst Eure Musik am besten charakterisieren? Zum Beispiel einem Zauberer Zargothrax, der vor 1'000 Jahren eventuell nur Schalmeien oder Dudelsäcke kannte…
Frei nach meinem Vater: Organisierter Lärm – mit Melodie.
Erst Eure abgefahrenen Ritterrüstungen, nun spacige, Robocop-artige Raumanzüge. Absolviert Ihr ein spezielles Training, damit Ihr unter den Klamotten live keinen Hitzschlag bekommt? Bei solch einer Thermik wie bei Eurem letzten Berlin Gastspiel könnte das ja durchaus passieren…
Das Thema ist effektiv bierernst. Am schlimmsten sind jedoch manche Festivalauftritte an der brütenden Sonne. Ich nehme deshalb vor, während und nach der Show genügend Zaubertrank zu mir. Den Raumanzug habe ich jedoch für die Live-Auftritte durch eine neue Lederrüstung mit LED-Effekt ersetzt, da diese leichter zu transportieren ist.
Plant Ihr eigentlich mit dem neuen Album erneut eine konzerttechnische Rundreise? Und wenn ja, wann kann man damit rechnen?
Das wird schon am 5. Oktober soweit sein. Dann nämlich startet unsere Odyssee mit Stratovarius durch Europa. Sie führt uns während sechs Wochen in 31 Städte auf dem alten Kontinent.
Wenn ich Eure Kontakt Email Adresse sehe (zargothrax@gloryhammer.com) kann man ja fast annehmen, dass Ihr eher mit den bösen Mächten kollaboriert, statt Euren besungenen Helden den Rücken zu stärken. Pfui, kann ich da nur sagen…wie könnt Ihr nur?
Die bösen Mächte machen auch vor unserer heilen Welt nicht Halt. Umso mehr brauche ich eure Unterstützung an unseren Live-Schlachten, ihr mächtigen Knights of Crail!