GRAND MASTER KRANG – Grand Master Krang (2025)
(9.610) Phillip (7,4/10) Crossover/ Thrash Metal

Label: Independent
VÖ: 02.05.2025
Stil: Crossover/ Thrash Metal
Wer hierzulande an Frank Zander denkt (und älter als etwa 30 Jahre ist), denkt vermutlich auch an ein paar saucool bewaffnete, Pizza-liebende Schildkröten mit italienischen Künstlernamen. Gut, der ein oder andere denkt eventuell auch an einen leicht strauchelnden Fußballverein in, zugegeben, großartiger Farbkombination – ein bisschen rot da drin wäre noch hübscher – oder auch an einen gewissen Kurt, der Sicherheitsvorrichtungen bei Kraftfahrzeugen eher nebensächlich findet. Woran man auch denken mag, der Mann mit dem Fisch im Nachnamen ist ein all around sozial aktiver Vorzeigeberliner mit dem Herz am rechten Fleck. Aber zurück zu den Schildkröten! Als mich jüngst die Frage in meiner Band-Whatsappgruppe erreichte, ob es denn eine Metalband gäbe, die die Power Rangers thematisiere (ja, ganz wenige), liegt die Frage nahe, ob es Bands gibt, die sich mit den Teenage Mutant Ninja Turtles befassen und zu meiner Begeisterung stieß ich flink auf die Franzosen von Grand Master Krang, die freundlicherweise auch unlängst ein selbstbetiteltes Album veröffentlicht haben!
Folgende Vorstellung: Ihr besucht mit eurem Trupp trinkfreudiger Berufsjugendlicher ein Festival, das ganz im Zeichen der härteren Gitarrenklänge steht. Die Festivalsaison kommt aktuell schließlich ins Rollen, da sollte die Fantasie ja vorbereitet sein. Ihr kommt auf dem Zeltplatz besagten Festivals an, pflanzt Übernachtungsmöglichkeit sowie Pavillon in den hoffentlich trockenen Boden und eure Allerwertesten in den Campingstuhl. Das erste Bier ist am Hals, aber irgendwas wirkt unrund. Die Mucke fehlt. Irgendetwas, womit alle konform gehen. Kein Epos von Dream Theater, Sanguisugabogg könnten grad auch noch zu anstrengend sein, Metallica langweilen auf Dauer und für Emperor ist die Stimmung noch nicht bereit. Genau hier springen Grand Master Krang in die Bresche und feuern spaßbeladenen Crossover-Thrash aus der JBL-Box!

Mit X-Dimension werden die Weichen Richtung Spaß gestellt und bietet einen guten Überblick des Könnens der Nordwestfranzosen. Dieser wird mit Burning Mosh und Anthrax-Gedächtnisriff untermauert. Die Riffs haben Zähne, die Drums schieben gut vorwärts und der Bass pumpt im Hintergrund. Sänger Thomas Rios Dupuy hat ein wirklich sauber geöltes Röhrorgan und unterstützt die latent aggressive Grundstimmung, die diese Musikrichtung braucht, sehr gut. Nur haben Grand Master Krang hier den rechtzeitigen Ausstieg verpasst und der Song quält sich zäh über eine unnötige Sechs-Minuten-Marke. Dass in den kürzeren Songs mehr Energie rüberkommt, beweisen dann das sägende Join The Foot Clan und Lethal Proliferation sowie das punkige Never Again. Allerdings haben auch die folgenden, längeren Nummern durchaus Potenzial, wie etwa Constant Mutation. Die letzten beiden Songs gehören meines Erachtens getauscht, so dass der selbstbetitelte Spaßsong das Album mit einem Grinsen zu Ende bringen kann und die Pathoshymne Spider Web fistraisend eben dort hin begleitet.
Spaß machen sie nämlich, die Turtlefreunde aus Angers, so sehr, dass sie beim eingangs erwähnten Spätnachmittag eines beliebigen Festivals beschleunigend auf die Flüssigkeitsaufnahme wirken, aber halt nicht stören. Allerdings bleibt auch wenig hängen, außer eben das gute Gefühl, hier ganz angenehme Songs gehört zu haben, die einen fröhlich mitnicken lassen. Den Hauptgrund dafür, dass nicht die entscheidende Schippe mehr drin ist, mache ich im Mix aus. Die Gitarren kommen viel zu zahnlos rüber. Die Riffs kommen alle stark, aber wirken dadurch, als würde man einen modernen Citroën mit einem ollen 2CV-Getriebe betreiben wollen. Das ist bitter und verhagelt eine bessere Benotung. Die 40 Minuten Albumlänge kommen nämlich durchaus kurzweilig daher, gerade richtig, um dummes Zeug mit lieben Menschen im Schutze eines Pavillons zu sabbeln, während man Kaltgetränke genießt. Mehr dann aber auch nicht.
Anspieltipps:
🔥X-Dimension
💀Lethal Proliferation
🔥Grand Master Krang
🎸Spider Web
Bewertung: 7,4 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. X-Dimension
02. Burning Mosh
03. Join the Foot Clan
04. Lethal Proliferation
05. Raptors in High Grass
06. Constant Mutation
07. Never Again
08. Grand Master Krang
09. Spider Web