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Nach viel zu wenig Schlaf wurden wir von der gelben Himmelsscheibe unsanft geweckt, die unbarmherzig auf uns herniederbrannte und unser Zelt in einen Bratenschlauch verwandelte. Was also tun? Mit dem Herrn Thäle zusammen die ersten Fruehstücksbierchen verhaften und ab an die Badestelle unweit von unserem temporären Domizil. Dort angekommen packte mich die unbändige Wut, denn überall wo man hinsah Müll ohne Ende. Bierdosen, Glasflaschen, die ja eigentlich verboten waren und sind und Leute, die es einen Dreck scherte, wie es um sie herum aussah. Vom Alter her hätte ich viele als potentielle „Fridays for future“ Aktivisten identifiziert, die ihre Bewegung durch ihr Verhalten ad absurdun führen. Als ein Anwohner mit einem blauen Müllsack bewaffnet begann, den Unrat einzusammeln, half ich ihm bei dieser Sisyphus Aufgabe und wurde zum Dank von einige Volllasten auch noch beleidigt. Leute, benehmt Ihr Euch Zuhause auch so? Mutti würde Euch durch die Doppelhaushälfte prügeln bei solch einem Benehmen. Geht mal zum Moshers oder nach Protzen und nehmt Euch an diesem Verhalten der Fans ein Beispiel. Drecksschweine!
Auf dem Rückweg schlenderten wir noch über das Greencamp (Nachhaltigkeit und so...und dann so ein Benehmen, ich kann mich gar nicht beruhigen) und entdeckten plötzlich eine kleine Bühne, vor der ein sichtlich schwitzender Mambo Kurt saß und scheinbar darauf wartete, die Heimorgel für die auf dem Platz anwesenden erbeben zu lassen. Also eine Bank vor die Bühne gestellt, seinen Allerwertesten darauf geparkt und gewartet, was passieren wurde. Pünktlich zur Mittagsstunde enterte dann der Kollege im Polyester Anzug die Bretter und bewies, wie schwierig es ist, den Bass mit dem Fuß zu spielen. Urplötzlich war der Platz voll, die Stimmung überschwänglich und als uns die männliche Schnappsfee bewaffnet mit einer Flasche eiskalten Pfeffi und der Aufforderung Mambos, doch den Bewegungslegathenikern zuerst einzuschenken, abfüllte, flog die Bank beiseite und es wurde gefeiert. Als Mambo dann seinen Gameboy anschloss und die nun anwesenden Massen mit dem Super Mario Bros.Theme beglückte, gab es kein Halten mehr und es flogen Crowdsurfer und Stagediver umher, wie die Mücken beim Headache Inside. Erstmals in meinem Leben war ich bei einem Gig anwesend, den ich mit nasser Badehose und Badelatschen verfolgte...und wir waren begeistert.

Nach der notwendigen Körperpflege enterten wir den heute zuverlässigen Bus und fuhren Richtung Infield, da ich mir als erste Band heute die Japaner von Crystal Lake auserkoren hatte, die mit ihrem jüngsten Album „Helix“ zwar kein Meisterwerk, aber ein durchaus interessantes Album vom Stapel gelassen haben, welches nun dem Livetest unterzogen werden sollte. Trotz etwas ausartenden technischen Spielereien und etwas zu viel Elektronik konnten die Bengels aus dem Land des Lächelns durchaus eine Duftmarke setzen und erspielte sich mit diesem energetischen Gig eine Menge neuer Freunde, wie man später bei der Autogrammstunde feststellen konnte.

Um Fans brauchen sich Annisokay keine Sorgen zu machen, denn die Postcoreler aus Sachsen Anhalt können seit längerer Zeit auf eine zuverlässige und treue Fangemeinde zählen, die auch heute die Bühne am Strand bevölkerten und jeden Ton der Hallenser frenetisch bejubelten. Um ehrlich zu sein, mir gibt die Mucke bis heute nichts, obwohl die Performance vollkommen in Ordnung war. Dennoch schlenderte ich etwas früher und gemütlich zur Tentstage, auf der nun BillyBio seine Biohazard Vergangenheit aufarbeiten und Songs seines ersten Soloalbums performen sollte. Erneut missfiel mir die laue Publikumsbeteiligung, die solch eine Legende einfach nicht verdient hat, denn der blonde Hardcoreler legte los wie die Feuerwehr, seine Band stand ihm in nichts nach und obwohl sein Headset mehr als gewöhnungsbedürftig war, gefiel mir das hier Gesehene außerordentlich gut. Natürlich ging ich bei Biohazard Klassikern wir „Shades of grey“ oder „How it is“ vollkommen steil und freute mich wie ein Schneekönig darüber, diese Gassenhauer mal wieder live zu erleben. Dennoch hoffe ich darauf, irgendwann mal wieder die Crossover Könige live zu sehen, obwohl Billy seine Sache mehr als ordentlich herunterspulte. Leider verpasste ich dadurch fast den kompletten Gig von Harakiri in the sky, den ich aber fest eingeplant hatte, doch leider vernahm ich lediglich den letzten Song. Augenzeugen jedoch sprachen von einer tollen Performance, wie ich es anders von den Österreichern auch nicht erwartet hatte.
Nun wurde es doomig, doch wer zur Hölle hatte die Idee, Crowbar auf der Hauptbühne spielen zu lassen? Nicht das Kirk und seine Truppe diese Ehre nicht verdient hätten, doch das Zuschauerinteresse war ziemlich ernüchternd, was einer Band dieses Formats einfach nicht verdient hatte. Diesen Umstand zum Trotz gab es trotzdem ein riesiges Repertoire an großartigen Hits und ich nutzte den Platz vor der Bühne, um ausgiebig das Tanzbein zu schwingen. Leute, habt Ihr denn gar keinen Musikgeschmack? Naja, zumindest einen etwas fragwürdigen, denn auf der Strandbühne lärmte nun mit Infected Rain die erste auf dem Force spielende moldawische Band, die sich mega ins Zeug legte, die Fans sofort abholte, bei mir allerdings auf wenig Gegenliebe stieß. Lediglich die bunte Zottelmähne von Frontfrau Elena Cataraga war für mich ein Hingucker, die Musik allerdings konnte bei mir keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Ähnlich wie bei den britischen Metalcorelern Bury tomorrow, die ich schon auf CD unfassbar langweilig finde und live wurde dieser Eindruck noch um ein Vielfaches bestärkt. Songs, die so unfassbar dröge und austauschbar sind und an mir abperlten wie ein Rührei in den Teflon Pfanne. So langsam wurde es mal wieder Zeit für gute Musik, obwohl ich Zweifel hatte, ob Animal as leaders meinen Wunsch erfüllen konnten.
Kurioserweise taten sie es, obwohl ich ja bekanntlicherweise keinen Deut auf instrumentale Mucke stehe, doch das ehemalige Soloprojekt von Tosin Abasi konnte mit seinen Djent behafteten, ausladenden Klang Coulagen durchaus für Kurzweil sorgen. Witzig war die ziemlich lakonische Ansage des Bandchefs, er hätte erstens noch nie an einem Strand gespielt, was ziemlich cool wäre und zweitens ebenfalls noch nie vor so vielen nackten Leuten, was er nach einer kurzen Denkpause für ebenfalls cool erachtete. Trotz einer etwas hüftsteifen Performance konnte mich das Trio abholen und empfahl sich für weitere Festivalauftritte.

Nun musste aber Fersengeld gegeben werden, denn ich wollte unbedingt einen guten Platz für den nun folgenden Auftritt von At the gates ergattern, die mich bereits im Januar als Support von Behemoth komplett begeisterten und diese Form nun bestätigen mussten. Taten sie, auch wenn die unnachgiebige Sonne volle Möhre direkt in die Gesichter der Musiker schien, gaben die Schweden Vollgas und präsentierten eine tolle Setlist mit vielen Hits. Doch erneut ärgerte ich mich maßlos über den ziemlich geringen Zuspruch auf der Hauptbühne und der langsam sich manifestierenden Feststellung, dass Metalfans so langsam aber sicher beim Full Force zur Minderheit verkommen sind. Doch die, die da waren, feierten Toppa Lindberg, Adrian Erlandsson, Anders Björler und ihre Mitstreiter vollends ab, sangen mit, bangten wie die Wilden und machten somit At the gates für mich persönlich zu einem der Gewinner des zweiten Tages. Doch Platz Eins sollte an diesem Abend noch vergeben werden...
Der Widerstand
To drink from the night itsellf
Slaughter of the soul
At war with reality
A stare bound in stone
Cold
El Altar del dios desconocido
Death and the labyrinth
Thhe colours of the beast
Suicide nation
The book of sand (The abomination)
Blinded by fear
The night eternal
...und zwar nicht an Alcest, denn obwohl ich die Franzosen auf CD durchaus zu schätzen weiß, konnte der ansonsten so faszinierende Post Black Metal bei vollem Tageslicht zu keinem Zeitpunkt seine volle Wirkung entfalten und ließ somit die auf Konserve vorhandene Spannung vollends verpuffen. Also doch lieber wieder Richtung Hauptbühne, um sich einen guten Platz für die nun anstehende Show von Knorkator zu sichern, auf die ich mich nach einer viel zu langen Live Abstinenz meinerseits mächtig freute...und ich sollte nicht enttäuscht werden, Im Gegenteil.

Bereits beim Bühnenaufbau bemerkte ich, dass endlich mal wieder die Maschine zur Flugverköstigung aufgebaut wurde, was zumindest auf einen mit Vitaminen beladenen Gig schließen ließ. Dazu gesellte sich ein neues Keyboard und im hinteren Bereich der Bühne zwei zusätzliche Mikros, die gleich zu Beginn von Alfs Sohn Tim Tom und Stumpens Tochter besetzt wurden, die sich fortan um die Backing Voocals und etwas mehr kümmerten. Als Verstärkung holte man sich aus Österreich zwei vollkommen durchgeknallte Vögel mit auf die Buehne, die unter dem Namen dummeSau.lol für allerlei Schabernack sorgten, für die Stumpen anscheinend aufgrund seiner Knieverletzung nicht imstande war. Es wurde von Leitern auf Tapeziertische gedivet, mit einer Wippe an der ein Gummistiefel befestigt war, dem Gegenüber mit Schmackes ins Gemächt getreten oder mit einer Pümpelkanone aufeinander geschossen. Großartig war dann auch, wie ein Knorkator Tourmitglied in einen großen Plexiglas Kasten gesperrt und via Fernzündung eine Schwarzwälder Kirschtorte zur Explosion gebracht wurde, welche sich komplett auf dem Körper des armen Mannes verteilte und der danach beim Crowdsurfen von allen Anwesenden (und das waren reichlich) sauber geleckt wurde. Während dieser Zeit saß eine der dummen Säue am Bühnenrand und blätterte in einer Wendy. Sachen gibts...achja, die Flugverköstigung. Diesmal etwas einfallslos lediglich mit beutelweise Zwiebeln, die allerdings für einen nachhaltigen Geruch auf dem vollkommen überfüllten Infield sorgten.
Die Show jedenfalls war Headliner-würdig und als Tim Tom bei „Böse“ auch noch seine Frontmann Qualitäten unter Beweis stellte, brachen endgültig alle Dämme. Das Volk ließ sich über die Köpfe der anderen hinweg über das Gelände tragen und Knorkator lieferten dazu den Soundtrack. Für mich war ein Highlight, dass Kumpel Rummelsnuff „Mich verfolgt meine eigene Scheiße“ gesanglich so darbrachte, dass ich erstmals den Text komplett verstand. Trotzdem...Von der Setlist her hätte ich vielleicht auf die beiden Coverversionen verzichtet und eigenes Material gespielt, dennoch gab es nichts zu meckern, die 50 Minuten vergingen viel zu schnell und dass hier Gezeigte hätte definitiv tags zuvor den Headliner ersetzen können, wenn nicht sogar müssen. Schon jetzt war uns klar, dass es an diesem Wochenende niemand mehr schaffen würde, Knorkator den Rang der besten Band des gesamten Full Force abspenstig zu machen.
Absolution
Kurz und klein
Böse
Alter Mann
All that she wants
Ma Baker
Eigentum
Mich verfolgt meine eigene Scheisse
Zähneputzen, pullern und ab ins Bett
Wir werden alle sterben

Da war es natürlich schwer, wenn nicht gar unmöglich für Terror, dass hier eben Dargebotene auch nur ansatzweise zu toppen, doch der Fünfer aus L.A. zeigte sich davon wenig beeindruckt und legte los, wie die brandbekämpfenden Kollegen in Rot. Endlich war nun auch mal das Zelt kräftig gefüllt, was Scott Vogel zu einer fetten Performance verleitete und auch der Rest der Band ballerte aus allen Rohren. Die Pits wurden zwar ein wenig heftiger, was sicherlich auch der einen oder anderen hefehaltigen Brause gelegen haben könnte, doch wie schon Exodus sagten, gab es good friendly violent fun und eine Band in absoluter Spiellaune, die von den Leuten mit viel Applaus nach jedem Song bedacht wurde. Ganz starke Vorstellung und ein totaler Kontrast zu dem, was nun folgen sollte.
Warum Arch enemy in letzter Zeit solch ein Heldenstatus angedacht wird, ist mir ein Rätsel. Ok, die Show, die die Schweden hier auffuhren, war wirklich nicht von schlechten Eltern, doch musikalisch wird mir diese Truppe immer ein Buch mit sieben Siegeln sein. Natürlich sind die Herren Amott, Erlandsson, Loomis und D’Angelo absolute Meister ihres Fachs, doch wenn Frollein White-Gluz ihre Gusche aufreißt, ist es vorbei mit der Herrlichkeit. Das Einzige, was man als modebewuster Metalfan der Kanadierin zu Gute halten kann, sind ihre Outfits, die durchaus was fürs Auge sind. Ihre Fledermaus Applikationen waren schon…stop…sind wir hier bei Pret-a-porter? Was nutzt einem das Auge, wenn einem die Mucke vollkommen abgeht? Eben! Dennoch war das Infield voll, die Band wurde in meinen Augen über Gebühr mit Begeisterungsstürmen bedacht. Ich zog es vor ei paar Runden übers Gelände zu watscheln und die kühle Abendbrise zu genießen. Wohlwissend, was uns am nächsten Tag an Wetter erwarten würde. Doch Moment…irgendwas fehlte doch noch…
Klar, Kadavar standen ja noch im Zelt auf der Bühne. Im Zelt? Was für eine unfassbare Deplatzierung für die wohl geilste Retro-Rock Band, die es aus Deutschland jemals gegeben hat. Lupus, Tiger und Dragon war das aber schnuzpiepegal und so wurden Granaten wie „Skeleton blues“ oder „Doomsday machine“ voller Inbrunst in die Massen geschleudert und dazu auf unnachahmliche Kadavar Weise auf der Bühne Tango gemacht, als würden da 3 blutjunge Thrash Metaller auf der Bühne stehen. Ehrlich, wer da nicht dem Zauber erliegt, hat von Musik so gut wie gar keine Ahnung. Hammergig!
Nun war aber Schulz und wir wählten heute den romantischen Weg am Wasser entlang, nahmen zwischendurch auf einer Bank Platz, auf der sich wenige Zeit später ein leicht angetrunkener Hartwurst Fan aus Baden Württemberg hinzu gesellte, der sein Leid darüber klagte, für den für ihn recht lang erscheinenden Heimweg kein Wegebier dabei zu haben. Zufällig hatte ich noch eine Kanne in der Tasche und überreichte ihm diese, worauf er sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte und voller Dankbarkeit laut in die pechschwarze Nacht rülpste. Ja Freunde, so bessert man sein Karmakonto auf.

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