BENEDICTION – Ravage of Empires (2025)
(9.462) Olaf (9,5/10) Death Metal

Label: Nuclear Blast
VÖ: 04.04.2025
Stil: Death Metal
Es gibt Bands, bei denen man schon beim Lesen des Namens eine wohlige Mischung aus Nackenschmerzen, Nostalgie und Bierdurst verspürt. BENEDICTION gehören zu dieser seltenen Spezies. Gegründet 1989 im stählernen Herz Englands – Birmingham, wo auch schon ein paar andere Unbekannte wie Black Sabbath oder Napalm Death ihre ersten Riffs droschen – hat sich die Band mit ihrem kompromisslosen, groovenden Old School Death Metal tief ins kollektive Bewusstsein der Szene gegraben. Keine Experimente, keine Synthies, keine Weltraumklänge – nur ehrliches Geknüppel mit maximaler Wirkung.
Dass BENEDICTION nie wirklich weg waren, aber mit Scriptures (2020) wie ein Bagger mit Kettensägenaufsatz zurückkehrten, war ein Moment zum Fäuste-in-die-Luft-recken. Mit der Rückkehr von Dave Ingram – der nicht nur aussieht, als hätte er einer Kriegsmaschine das Growlen beigebracht, sondern auch klingt wie eine solche – wurde ein altes Kapitel nicht nur neu aufgeschlagen, sondern ordentlich durchgeschrubbt. Und jetzt, fünf Jahre später? Zack, Album Nummer neun: Ravage of Empires.
Und ja, irgendwie sind diese fünf Jahre wirklich verflogen – vermutlich, weil wir alle in der Zwischenzeit mit Live-Gigs, der Rückkehr zur Normalität und gelegentlichen Weltuntergangsängsten beschäftigt waren. BENEDICTION haben derweil Festivals geplättet, von Mittelamerika bis zu meinem geliebten Party.San, und im Hintergrund fleißig an ihrem neuen Bollwerk geschraubt. Und das hat es in sich.
Bereits der Opener A Carrion Harvest zündet wie ein Molotow-Cocktail im Plattenschrank: „Brace for impact – go!“ schreit Ingram, und das meint er auch so. Die Gitarren peitschen, das Schlagzeug galoppiert, die Produktion (wieder einmal von Scott Atkins – bitte niemals wechseln!) ist so fett, dass man beim Hören automatisch die Wände nach Verstärkern absucht. Ravage of Empires klingt, als hätte jemand die Essenz der 90er konserviert, mit Nitro aufgemotzt und bei Vollgas losgelassen. Was folgt, ist eine 47-minütige Machtdemonstration. Tracks wie Genesis Chamber, Crawling over Corpses oder Psychosister knarzen, hämmern und grooven, dass es eine Freude ist. Dabei bleibt alles bemerkenswert abwechslungsreich: Mal gibt’s Highspeed-Attacken mit Slayer-Gedächtnis-Riffs, mal walzt das Midtempo mit der Eleganz eines Straßenpanzers alles platt, was sich in den Weg stellt.
Besonders gelungen ist das rabenschwarze Deviant Spine, dass sich mit fieser Hookline und monströsem Groove direkt ins Langzeitgedächtnis fräst. Auch das episch-düstere Drought of Mercy zeigt, dass BENEDICTION mehr können als nur drauflosballern – obwohl sie das weiterhin meisterlich beherrschen. Über allem thront Ingram, dessen Stimme noch immer klingt, als würde er morgens mit Glasscherben gurgeln und mit Schwefelsuppe gurgeln.

Die Gitarrenarbeit von Darren Brookes und Peter Rew ist so tight, dass man beim Zuhören glaubt, sie seien siamesische Zwillinge mit Marshall-Verstärkern im Rücken. Giovanni Durst hämmert die Felle präzise in Grund und Boden, während Nik Sampson den Bass so tief grummeln lässt, dass selbst seismische Sensoren nervös werden. Einziger kleiner Wermutstropfen: Das Coverartwork ist mir persönlich zu nah an dem von Scriptures – als hätte der Illustrator einfach auf „Speichern unter“ geklickt und die Farbe geändert. Aber scheiß drauf: Das Auge mag mitessen, aber bei Death Metal zählt, was auf die Ohren gibt. Und das hier ist ein Festmahl mit Knochen als Besteck.
BENEDICTION liefern mit Ravage of Empires ein Werk ab, das nicht nur zeigt, warum sie Großbritanniens beste Todesblei-Kapelle sind, sondern auch, wie man sich nach 35 Jahren Bandgeschichte noch hungrig, wild und relevant anhören kann. Keine Spur von Müdigkeit, kein Anzeichen von Altersmilde – hier wird geprügelt, gerifft und gegrölt wie zu besten Zeiten. Wer Death Metal mag, wird dieses Album lieben. Ravage of Empires ist ein brutaler, präziser, unfassbar gut produzierter Rundumschlag und ein heißer Anwärter auf das Death Metal Album des Jahres…vielleicht sogar ohne Death Metal, Sie verstehen? Punkt und Amen.
Anspieltipps:
💀A Carrion Harvest
🔥Deviant Spine
💀Drought of Mercy
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. A carrion Harvest
02. Beyond the Veil of the grey Mare
03. Genesis Chamber
04. Deviant Spine
05. Engines of War
06. The Finality of Perpetuation
07. Crawling over Corpses
08. In the Dread of the Night
09. Drought of Mercy
10. Psychosister
11. Ravage of Empires