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DARK ANGEL – Extinction Level Event (2025)

(9.793) Olaf (3,5/10) Thrash Metal


Label: Reversed Records
VÖ: 05.09.2025
Stil: Thrash Metal






Es gibt Momente im Leben eines Metalheads, die brennen sich für immer ins Gedächtnis. Bei mir war es das diesjährige Party San, als DARK ANGEL Darkness Descends in voller Länge gezockt haben. Ich stand da wie ein Kleinkind unterm Weihnachtsbaum, ließ mir von Gene Hoglan die Trommelfelle zerfetzen, brüllte mit Ron Rinehart jede Silbe und kaufte danach ein überteuertes Shirt, das nicht mal schön war – einfach, weil ich diesen magischen Moment festhalten wollte. Und jetzt? Jetzt sitze ich hier, höre Extinction Level Event und frage mich, ob ich das Shirt verbrennen oder als Putzlappen zweckentfremden soll.

34 Jahre hat es gedauert, bis diese Legenden wieder ein Studioalbum veröffentlichten. 34 Jahre Hoffnung, Gerüchte, Vorfreude. Und was bekommen wir? Eine lieblose, seelenlose Platte, die klingt, als wäre sie von einer KI im Halbschlaf zusammengeklickt. Apropos KI: Das Cover sieht auch so aus. Billiger geht’s nicht, und für eine Band mit dem Status von DARK ANGEL schlicht unwürdig.

Musikalisch? Wo soll ich anfangen. Die Riffs wirken wie zusammengeschusterte Baukastenfragmente ohne Herzblut, der Sound hat keinerlei Tiefe und null Brutalität. Das, was DARK ANGEL einst ausgezeichnet hat – diese brutale Raserei, das Chaos mit Struktur, das Gefühl, man werde gleich in Stücke gehackt – ist hier nicht einmal als Schatten vorhanden. Circular Firing Squad oder Apex Predator könnten thrashen, tun es aber nicht. Alles bleibt steril, flach, austauschbar.

Und Ron Rinehart? Meine Güte. Einst eine Stimme voller Wut, Gift und Galle, klingt er hier, als würde er die Texte von der Einkaufsliste ablesen. Keine Emotion, keine Raserei, einfach nur Dienst nach Vorschrift. Besonders bitter, wenn man an Songs wie Sea Of Heads denkt, die eigentlich schreien würden, mit Wahnsinn und Gift gefüllt zu werden. Stattdessen wirkt alles wie ein halbherziger Proberaumjam, der zufällig aufgenommen wurde. Auf der Bühne klang das alles anders, wieso jetzt sowas?

Das Bitterste aber: Selbst Gene Hoglan, mein Gott hinterm Schlagzeug, klingt, als hätte man ihn in eine sterile Klinik gesperrt und ihm verboten, Druck zu machen. Kein Groove, kein Wumms, keine Magie. „Musikalisch, textlich und gesanglich bin ich so begeistert von diesem Album. Ich bin im Moment wirklich begeistert von DARK ANGEL“, schwärmt Gene. Von was denn bitte? Es mag ja sein, dass Nostalgie die Sinne verklärt, aber wenn „alle durchdrehen“, dann offenbar vor Verzweiflung.

Der Tod von Jim Durkin hat zweifellos eine Wunde hinterlassen, und vielleicht wollte man ihm mit Extinction Level Event ein Denkmal setzen. Aber ein Denkmal aus Sperrholz und Tapetenkleister hilft niemandem. Ab und zu blitzt mal kurz etwas auf, das an alte Zeiten erinnert – ein Riff, ein Drumfill, ein Hauch von Aggression – doch das reicht nicht. Es ist, als würde man ein Fotoalbum durchblättern: schöne Erinnerungen, aber die Realität davor ist blutleer.

Ich bin todtraurig. Geschockt. Vollkommen taub nach diesem Album. Kein Wunder, dass sich kein Label fand, das diesen Brocken veröffentlichen wollte. Und wenn ich den Pressetext lese, der von „Limited Collector’s Sets“ und „verschiedenen Editionen“ schwärmt, fühle ich mich wie beim Ausverkauf im Grabbeltisch. Da hilft nur eins: Darkness Descends auflegen, Lautstärke hoch und den Schmerz mit echtem Thrash aus den 80ern wegprügeln.

Extinction Level Event ist der traurige Beweis, dass Legenden auch sterben können, nicht nur ihre Mitglieder. Statt Apokalypse liefert DARK ANGEL hier Langeweile im Endzeitkostüm. Und so sitze ich ratlos da, zwischen verbranntem Shirt und gebrochenem Herzen, und frage mich: Warum?


Bewertung: 3,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Extinction Level Event
02. Circular firing Squad
03. Woke up to Blood
04. Apex Predator
05. Sea of Heads
06. Atavistic
07. Scalar Weaponry
08. Scarface the Room
09. E Pluribus Nemo
10. Terror Construct
11. Extraction Tactics 



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