HAMMER KING – Make Metal royal again (2025)
(9.720) Olaf (8,7/10) Heavy Metal

Label: Reaper Entertainment
VÖ: 15.08.2025
Stil: Heavy Metal
Es gibt Alben, bei denen man sich fragt, ob nicht das eigene Urteilsvermögen langsam weichgekocht wurde – oder ob die Band einfach endlich ihren verdienten Thron bestiegen hat. Ich gebe es offen zu: Unsere Wertungen für HAMMER KING schwankten in der Vergangenheit wild zwischen höflicher Duldung und anerkennendem Nicken. Von 6,0 über ein peinliches 2,0 bis hin zur letztjährigen 8,0 war alles dabei. Und nun also Make Metal Royal Again – und ein fettes 8,7. Bin ich altersmilde geworden? Senil? Oder akzeptiere ich schlicht, dass HAMMER KING inzwischen richtig gute Musik machen? Ich vermute Letzteres.
Die aus Kaiserslautern stammende Truppe rund um König Titan Fox V war nie verlegen um Pathos, Pomp und Pauken, aber auf ihrem neuen Werk klingt das alles zum ersten Mal nicht nur nach Vision, sondern auch nach Konsequenz. Und zwar fett produziert bis zum Anschlag – danke, Charles Greywolf und Jacob Hansen, ihr habt da ein wahres Klangmonument gegossen.
Was dieses Album von den Vorgängern abhebt, ist der Mix aus durchchoreografierter Herrschaftsgeste und ernsthaftem Songwriting. Natürlich trägt jeder Song eine Krone, ein Zepter oder wenigstens einen Federhut. Aber unter dem Mantel aus Samt und Gold steckt stählernes Handwerk. Besonders bemerkenswert: Der Einstieg von Count Shandorian am Schlagzeug, der nicht nur ballert, sondern auch das Songwriting hörbar mitgestaltet hat. So straffen sich Strukturen, finden Songs zu sich selbst – ohne dabei ihre prunkvolle Aura zu verlieren.
Dass HAMMER KING sich nicht mehr nur auf Englisch verlassen, sondern verstärkt auf Deutsch metallen, ist nicht nur ein netter Gag, sondern wirkt wie ein Ritterschlag für das eigene Profil. Hammerschlacht etwa beginnt mit einer Phrase, bei der man unwillkürlich Land of Confusion von Genesis mitsingen möchte – danach aber wird’s ernst: Panzerkettenmelodie trifft Midtempo-Marschbefehl, und am Ende steht ein Refrain, der auch Rammstein gut zu Gesicht stünde. Hoheitsgebiet lässt sich da nicht lumpen und schwenkt die Nationalflagge des Edelmetalls mit majestätischer Gravitas. Und dann wäre da noch Schlaf Kaiser schlaf – eine martialische Neuinterpretation des Wiegenliedes aus dem Jahr 1781. Zwischen getragenem Marsch und dramatischem Crescendo entfaltet sich hier eine epische Erzählung, die live zur Abrissbirne mutieren dürfte.

Die stilistische Nähe zu Powerwolf ist schwer zu ignorieren – was nicht nur am bombastischen Artwork von Péter Sallai liegt, sondern auch daran, dass Matthew Greywolf als Produzent beteiligt war. Doch wo die Saarländer in ihrer Größe manchmal zu aufgeblasen wirken, bleiben HAMMER KING im Herzen metallischer, direkter, ja sogar nahbarer. Weniger Theater, mehr Gitarren. Der Titelsong Make Metal Royal Again bringt es auf den Punkt: Das klingt nach Kampfansage und Manifest zugleich.
Ein weiteres Highlight ist Major Domus, das mit hymnischem Refrain und präziser Gitarrenarbeit glänzt. Hier sitzt jede Strophe wie ein Paragraph im königlichen Edikt, und der Chorus hat Stadionqualitäten. Auch For Crown and Kingdom trägt die Epik der großen Metalhymnen in sich – und setzt auf mehrstimmige Chor-Power, ohne ins Kitschige abzugleiten. Was mir fehlt, ist Danger Zone. Als alter Top Gun-Fan hatte ich mich insgeheim auf diese metallische Pop-Verbeugung gefreut – doch leider liegt der Track meiner Promo nicht bei. Eine kleine Träne im königlichen Auge.
HAMMER KING liefern mit Make Metal Royal Again ihr bislang stärkstes Album ab – und eines, das auch Kritiker alter Tage (wie mich) endgültig überzeugt. Die Band weiß inzwischen, was sie tut, und tut es mit Stolz, Kraft und Sinn für Humor. Zwischen deutschem Donner, englischer Epik und königlicher Theatralik gelingt ihnen der Spagat zwischen Ernst und Augenzwinkern. Also: Krone aufsetzen, Bierschwenker heben – und sich ergeben. Dem König. Dem Hammer. Dem Metal.
Anspieltipps
🔥Schlaf Kaiser schlaf
🪓Hammerschlacht
👑Make Metal royal again
🔥Major Domus
Bewertung: 8,7 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. King for a Day
02. Make Metal royal again
03. Schlaf Kaiser schlaf
04. Hammerschlacht
05. For Crown and Kingdom
06. Kneel before the Throne
07. Major Domus
08. Hoheitsgebiet
09. Hell awaits the King
10. The last Kingdom