IOTUNN – Access all worlds (2021)
(6.848) Olaf (10/10) Progressive Cosmic Death Metal
Label: Metal Blade
VÖ: 26.02.2021
Stil: Progressive Cosmic Death Metal
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Es gibt musikalisch echt nicht mehr viel, was mich noch überrascht. Mal wieder ein gutes In Flames Album beispielsweise würde mich sicherlich sprachlos zurücklassen oder das Kollege Zander endlich seine Affinität zu Santiano eingesteht. Progressive Cosmic Death Metal hingegen war anfangs weniger eine Überraschung, sondern vielmehr eine Kategorisierung, die mich etwas grinsen ließ. Doch das verging mir ziemlich schnell als ich merkte, was die Dänen von Iotunn hier abgeliefert hatten, denn gerade in der heutigen Zeit schafft man es als Newcomer so gut wie fast nie, in kaum eine Schublade gepresst zu werden.
Klar sucht man anfangs irgendeine Schnittmenge, um dem geneigten Interessenten in irgendeiner Form zu erklären, was die Jungs hier eigentlich spielen und da fielen mir als Erstes Scar Symmetry ein, die mir allerdings irgendwann etwas zu kopflastig und limitiert wurden. Iotunn hingegen scheinen sich keinerlei Grenze gesetzt zu haben und packen alles an harter Musik in ihre Kompositionen und kreieren damit tatsächlich einen komplett eigenen Stil, der an Abwechslungsreichtum überquillt. An Innovation kaum zu übertreffen und einfach nur schweinegeil ist.
Das liegt vor allem an Jón Aldará, den Eingefleischte von Euch vielleicht als Frontmann von Barren Earth und Hamferð bereits schon einmal kennengelernt haben, der aber hier eine Performance abliefert, die an Genialität kaum zu überbieten ist. Egal welche Stimmung durch die Musiker erzeugt wird, Jóns Stimme passt sich dieser jedes Mal aufs Neue an. Mal keifend, mal grunzend, mal kristallklar singend erzeugte diese unfassbare Leistung bei mir des Öfteren Gänsehaut am Innenschenkel und zauberte mir ein meterbreites Grinsen ins Gesicht. Ich schwöre, hätte ich keine Ohren, ich hätte im Kreis gelacht.
Musikalisch bieten die Jungs aus Kopenhagen einen kaum zu erklärenden Mix aus Death, Viking und teilweise sogar Black Metal („Laihem’s golden pits“), der an manchen Stellen aber auch etwas klingt, als hätten Threshold und Borknagar zusammen ein wunderschönes Baby gezeugt. Dazu gesellt sich an manchen Stellen ein perfekt eingebautes Keyboard, welches den spacig sphärischen Hintergrund generiert, der diese Sound Melange so herrlich ausufern lässt und man sich dazu voluminöse Bilder in einem IMAX Kino vorstellt. Selbst die überlangen Klopper wie der Titeltrack, „Waves below“ oder der mit 14 Minuten extreme Rausschmeißer „Safe across the endless night“ werden zu keinem Zeitpunkt langweilig und ich ertappte mich dabei, dass ich mich nach 12 Minuten fragte, warum der Song nur so kurz geraten ist.
Natürlich gibt es auch einen arschvoll großartiger Death Metal Riffs, die fantastisch von Fredrik Nordström in seinem Studio Fredman knüppelhart in Szene gesetzt wurden und auch die letzten Zweifler davon überzeugen sollten, diesem opulenten und ausschweifenden Meisterwerk mindestens mal ein Ohr zu leihen und sich begeistern zu lassen, so wie es das bei mir tat. Nein, alles andere als die Höchstnote hätte „Access all worlds“ nicht verdient.
Bewertung: 10 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Voyage of the Garganey I
02. Access all worlds
03. Laihem’s golden pits
04. Waves below
05. The tower of cosmic nihilty
06. The weaver system
07. Safe across the endless night